Dieser Text ist sehr spannend, weil er Gottes Handeln an seinem Volk sichtbar macht. Samuel ist ein Richter Israels, der sein ganzes Leben dem Dienst an seinem Volk gewidmet hat. Jetzt wird er alt und will seine Aufgaben mehr und mehr an seine Söhne abgeben. Interessant ist an dieser Geschichte, dass sie uns bei einigen Situationen explizit darauf hinweist, dass Samuel Gottes Willen umsetzt, bei anderen Situationen wird dazu nichts gesagt. So stellt sich doch die Frage, ob Samuel in allem, was er tut, Gottes Willen im Blick hat. An einigen Stellen scheint dies nicht der Fall zu sein, denn Gott bestätigt Samuels Vorgehen nicht.
Schlagwörter: Gott - Gottes Wille - Israel - König - Recht eines Königs - Regelung der Nachfolge - Reich Gottes - Salbung - Samuel - Saul Bereich AusarbeitungenThema | Vorangehender Beitrag | Folgender Beitrag |
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Bibelarbeit zu 1.Samuel 8-12 ⇩ *
Selbstverständlich kann man den Text auch anders auslegen: Was immer der Seher Samuel getan hat, entsprach zu 100% dem Willen Gottes, weil er eine solche Nähe zu Gott hatte, dass er immer wusste, was Gott wollte. Allerdings muss man dann fragen, warum die Tatsache, dass Samuel seine korrupten Söhne zu seinen Nachfolgern aufgebaut hat, Gottes Wille war.
Es erscheint mir aber lebensnah, zu unterstellen, dass Samuel auf Gott gehört hat, wann immer er eine konkrete Wegweisung hatte, dass er ansonsten aber auch gehandelt hat. Dabei wird sein Handeln sicher von der subjektiven Erwartung geprägt gewesen sein, dass Gott dieses Handeln so von ihm auch will. Dies ist deswegen lebensnah, weil sich auch heute konkretes Handeln im Reich Gottes so vollzieht. Wir beten um Gottes Gegenwart und merken trotzdem, dass Gott nicht zu allem und jedem etwas sagt, sondern dass er uns auch den Freiraum lässt, zu handeln. Dieses Handeln im Glauben wird dann im Nachgang von Gott korrigiert, manchmal auch verworfen, aber häufig auch bestätigt.
Ich habe die Grundsatzentscheidungen in meinem Leben in diesem Geiste vollzogen und bin eigentlich immer gut damit gefahren. Es gab Situationen, wo ich meine, dass Gott klar zu mir gesprochen hat. Es gab aber auch Situationen, wo ich empfand, dass Gott wollte, dass ich im Glauben handele, und wo erst später klar wurde, dass Gott sich zu diesem Handeln stellte.
Es liegt mir fern, Samuel zu kritisieren. Aber ich denke, dass der Text, in dieser Weise gelesen, ein mutmachendes Beispiel der Liebe Gottes zu Samuel und zu seinem Volk ist. Es wird daraus deutlich, dass auch ein Mann wie Samuel nicht nur von Sieg zu Sieg eilt, sondern auch mit seinen Gefühlen kämpfen muss und nicht nur der souveräne Seher ist, sondern auch der Mensch, der die Defizite seiner Söhne nicht sieht, weil er sich einfach wünscht, dass sie sein Werk fortsetzen. Dies ist menschlich nur zu gut verständlich.
Spannend ist auch, wie Samuel dem Volk immer wieder vorhält, dass die Berufung eines Königs vor Gott Unrecht war. Er tut es auch dann noch, wenn Gott ihm schon längst Weisung gegeben hat, Saul zum König einzusetzen. Und er ist nahe daran, das Volk wegen seiner Vorhaltungen zu verlieren. Indem er immer noch auf einer Position beharrt, die nicht mehr Gottes Position entspricht, verpasst er eine Chance, das Volk für die neue Situation vorzubereiten, in der es einen König und einen Seher gibt, also weltliches und geistliches Amt bei zwei verschiedenen Personen liegen.
Auch Gottes Handeln in dieser Geschichte ist sehr spannend und macht deutlich, wie sehr Gott beide, sein Volk und Samuel liebt. Er spricht ganz offen zu Samuel, fast wie ein Mensch, der einem Freund seine Gefühle offenbart. Da sprach der HERR zu Samuel: Gehorche der Stimme des Volkes in allem, was sie dir gesagt haben; denn sie haben nicht dich, sondern mich verworfen, daß ich nicht König über sie sein soll. Sie tun auch mit dir, wie sie es immer getan haben, von dem Tage an, als ich sie aus Ägypten führte, bis auf diesen Tag, indem sie mich verlassen und andern Göttern gedient haben. So gehorche nun ihrer Stimme; doch verwarne sie ausdrücklich und verkündige ihnen das Recht des Königs, der über sie herrschen wird. (1.Samuel 8,7-9 ⇩ ⇧ *)
Dieses tut Samuel auch konsequent. Es wird im Bibeltext sehr deutlich gezeigt. Aber obwohl Gott ihn beauftragt hat, das Königtum zu errichten, Saul zum König zu berufen und die rechtlichen Rahmenbedingungen zu schaffen, ist die Predigt des Samuel doch immer wieder davon geprägt, dass das Königtum eigentlich nicht Gottes Wille ist.
Damit tut Samuel etwas, was viele alte Menschen tun, wenn sie ihr Amt abgeben. Er möchte recht behalten. Er bringt immer wieder zum Ausdruck, was der bessere Weg gewesen wäre. Er nimmt dabei keine Rücksicht auf Saul, dem diese Reden doch sehr weh tun müssen, stellen sie doch sein Amt in Frage. Dabei hat sich Saul nicht in dieses Amt gedrängt.
Insgesamt ist damit diese Geschichte eine Ermutigung für alle, die ähnliche Probleme haben. Wenn selbst der große Mann Gottes Samuel das „Schweigen, wenn Gott schweigt” nicht beherrscht oder eben nur eingeschränkt beherrscht, dann heißt das doch, dass die Gefühle, die ich in meinem Dienst in vergleichbarer Situation habe, doch allzu menschlich sind.
Und damit kommen wir zu dem zweiten Erweis der Liebe Gottes zu Samuel. Denn als Samuel betet, dass Gott durch ein Gewitter ein Zeichen seiner Macht gebe, da stellt sich Gott zu Samuel. Das Zeichen erfolgt umgehend auf das Gebet des Samuel. Gott legt nicht die Goldwaage an, ob das auch das richtige Gebet an dieser Stelle war, Gott bestätigt Samuel.
Aber über allem steht Gottes Liebe zu seinem Volk. Denn obwohl Er sich durch den Wunsch nach einem König zurückgesetzt und missachtet fühlt, gewährt Er dem Volk diese Bitte und beruft selber einen König. In dieser Geschichte leuchten Eigenschaften Gottes auf, die wir später in Jesus wieder finden, wenn es Philipper 2,5-11 * heißt: Denn ihr sollt so gesinnt sein, wie Jesus Christus auch war, welcher, da er sich in Gottes Gestalt befand, es nicht wie einen Raub festhielt, Gott gleich zu sein; sondern sich selbst entäußerte, die Gestalt eines Knechtes annahm und den Menschen ähnlich wurde, und in seiner äußern Erscheinung wie ein Mensch erfunden, sich selbst erniedrigte und gehorsam wurde bis zum Tod, ja bis zum Kreuzestod. Darum hat ihn auch Gott über alle Maßen erhöht und ihm den Namen geschenkt, der über allen Namen ist, damit in dem Namen Jesu sich alle Knie derer beugen, die im Himmel und auf Erden und unter der Erde sind, und alle Zungen bekennen, daß Jesus Christus der Herr sei, zur Ehre Gottes, des Vaters.
Gott hält seine Positionen nicht fest, sondern aus Liebe kommt er dem Menschen entgegen, auch wenn Er sich selbst dabei erniedrigt vorkommt.
Die moderne Kirche hat viele naseweise Belehrungen für den lebendigen Gott parat. Was alles in der Bibel nicht zeitgemäß, nicht richtig, nicht menschenwürdig und wie die Vorwürfe alle heißen, ist. Und doch liebt Gott seine Gemeinde. Paulus stellt es uns im Korintherbrief,
1.Korinther 13 *
vor Augen, was Liebe ist. Diese Liebe hat Gott zu seinem Volk und zu seiner Gemeinde.
Möge sein Volk aus dieser großen Liebe Gottes nicht die falschen Schlüsse ziehen, das war das Anliegen Samuels, von dem er nicht ablassen wollte.
Mögen aber auf der anderen Seite diejenigen, die ihre Bibel bewahren und nicht ablassen wollen von dem Wort, in dem sie das Leben gefunden haben, mögen diese Menschen auch immer bereit sein, diese große Liebe Gottes zu allen Menschen sehen. Denn das, was Samuel zum Schluss über das Gebet sagt: Es sei aber auch ferne von mir, mich also an dem HERRN zu versündigen, daß ich ablassen sollte, für euch zu beten und euch zu lehren den guten und richtigen Weg! (1.Samuel 12,23 ⇩ ⇧ *) findet seine Entsprechung bei Paulus im ersten Brief an Timotheus, 1.Timotheus 2,1-4 *: So ermahne ich nun, daß man vor allen Dingen Bitten, Gebete, Fürbitten und Danksagungen für alle Menschen darbringe, für Könige und alle, die in hervorragender Stellung sind, damit wir ein ruhiges und stilles Leben führen können in aller Gottseligkeit und Ehrbarkeit; denn solches ist gut und angenehm vor Gott unsrem Retter, welcher will, daß alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen.
Im folgenden wird der Text in diesem Sinne Abschnitt für Abschnitt ausgelegt.
In diesem Text lesen wir nicht, dass Samuel betet und den HERRN fragt, wie es nach ihm weiter gehen sollte. Er tut das Naheliegende, er setzt seine Söhne zu Nachfolgern ein. Dabei müsste es ihm doch aus den Zeiten Elis klar sein, dass das nicht ohne eine entsprechende Prüfung seiner Söhne möglich ist. Er unterstellt bei seinen Söhnen seine eigenen Tugenden und ist blind für ihre Verfehlungen. Auch der Mann Gottes hat seinen blinden Fleck und ist nicht immer so offen und sensibel für seine Umwelt, wie es erforderlich wäre. Dies gilt insbesondere für den alten Menschen, der sich auf seine Lebenserfahrung verlässt.
Das Volk merkt die Verfehlungen der Söhne Samuels sofort und reagiert nun in einer Weise, die Samuels Plänen völlig entgegengesetzt ist. Sie wollen eine neue Staatsform, sie orientieren sich an den Völkern um sie herum und halten das, was ihnen Samuel vorgelebt hat für überholt und nicht mehr zeitgemäß. Für Samuel war das eine bittere Erfahrung, es stellte sein Lebenswerk in Frage.
Wir können uns leicht vorstellen, wie Samuel vor dem HERRN geseufzt hat über das, was ihm die Ältesten hier zugemutet haben. Und Gott weist das Seufzen Samuels zurück: „… sie haben nicht dich, sondern mich verworfen, dass ich nicht König über sie sein soll. Sie tun auch mit dir, wie sie es immer getan haben …“ Spricht hier ein resignierter Gott, einer der etwas nur zu oft erlebt hat, als dass er noch irgend einen Kommentar dazu geben möchte? Hat Gott damals schon mit seinem Volk abgeschlossen? Oder spricht hier ein liebender Vater, der zwar weiß, dass die Forderung des Volkes ein Rückschritt darstellt, der aber sein Volk so sehr liebt, dass er ihm seinen Wunsch erfüllt, der sein Volk nicht zu etwas zwingen möchte? Oder spricht hier der Gott der Freiheit, der sein Volk nicht in die Nachfolge zwingen möchte, sondern der nur den Lobpreis entgegen nehmen möchte, der aus freien Stücken, aus Liebe zu Gott erfolgt? Auf jeden Fall erleben wir hier eine Dimension Gottes, der es nachzudenken gilt und die sich uns schwer erschließt. Und offensichtlich erschließt sie sich auch Samuel nicht, aber Samuel ist gehorsam.
Mit Begeisterung macht sich Samuel daran, das Volk auf die Konsequenzen seines Handelns hinzuweisen. Vielleicht ändern sie ihre Meinung ja doch noch. Vielleicht überzeuge ich sie mit meinen guten Argumenten.
Aber wir werden diesem Abschnitt nicht gerecht, wenn wir ihn nur unter diesem Aspekt sehen. Hier wird für das Volk Rechtsgeschichte geschrieben. Hier wird die Verfassung des Staates geändert und der Passus „Königsrecht” verfasst. Samuel ist hier der disziplinierte Diener seines HERRN, er führt aus, was Gott ihm aufgetragen hat. Aber ich denke, wir hören hier auch den Unterton „Überlegt es euch gut …“ heraus.
Für mich ist dieser Text ein Bild für die Probleme, die alte Menschen zu allen Zeiten gehabt haben, mit den Wünschen und Erwartungen junger Menschen umzugehen. Einerseits möchte man Verständnis habe, andererseits hat man seine Lebenserfahrung und möchte die jungen Menschen vor Enttäuschungen bewahren. Und der wichtigste Punkt dieser Geschichte ist die Position, die Gott dazu einnimmt.
So ist diese Geschichte auch eine Ermahnung, unsere Lebenserfahrung einerseits zu sagen, andererseits aber nicht zu versuchen, junge Menschen mit unserer Lebenserfahrung zu erdrücken. Unser Gott handelt anders …
Es wird einsam um Samuel. Das Volk lässt sich nicht abschrecken. Und Gott akzeptiert die Forderung des Volkes. So muss Samuel zum Schluss das tun, was er gar nicht wollte, seine Nachfolge an einen König übergeben. Er muss die Verwerfung der Theokratie konstitutionell umsetzen.
Es sind Eselinnen, die Saul zu Samuel bringen. Die Tatsache, dass Eselinnen so weiträumig verloren gehen können, zeigt, wie unbekümmert das Volk Israel lebte. Ganz offenbar hat man die Eselinnen nicht sorgfältig genug bewacht, es spricht für ein gewisses Grundvertrauen im Volk. Auch die Tatsache, dass man sucht, spricht dafür, dass keine Angst besteht, dass die Eselinnen gestohlen sein könnten. Saul fand sie nicht, weil Gott Größeres mit ihm vorhatte.
Das Gespräch zwischen Saul und seinem Knecht gibt einen guten Einblick in die Verhältnisse der Zeit. Aus heutiger Sicht ist Samuel der Richter der damaligen Zeit. Aber es wir von ihm nicht als dem großen Samuel gesprochen, es ist kein Hofstaat erkennbar. Ein Viertel Silberschekel als Geschenk und dann kann man schon zu dem Seher gehen. Dies ist die eine Seite. Der Seher Samuel ist offenbar nicht die herausgehobene und besonders abgeschirmte Persönlichkeit, sondern er ist jemand, der halt in Rama wohnt und ganz besondere Fähigkeiten hat. Das Hervorstechende an diesem Mann ist nicht sein Amt, es ist seine persönliche Qualifikation. „Siehe doch, es ist ein Mann Gottes in dieser Stadt, und der ist ein ehrwürdiger Mann; alles, was er sagt, trifft sicher ein.“ Es ist auch nicht Saul, der Sohn aus gutem Hause, es ist der Knecht Sauls, der so spricht. Aber bei beiden ist das Vertrauen da, dass es hilfreich ist, wenn man ausgerissene Eselinnen sucht, einen Seher - einen Propheten - zu befragen. Auch Saul stellt dies nicht in Frage. Es ist nicht zwingend, anzunehmen, dass Saul den Seher nicht kannte, es mag auch sein, dass er den Gedanken einfach verworfen hat, weil er nichts mehr hatte, was er als Geschenk mitbringen konnte. Die Art, wie die Männer dann die ihnen entgegenkommenden Jungfrauen befragen, macht aber eher wieder einen anonymen Eindruck: „Ist der Seher hier?“ Wieder wird nicht nach dem Seher Samuel gefragt. Interessant im Hinblick auf die spätere Verwerfung Sauls ist, dass selbst diese Mädchen wissen, dass man bei solch einem Opfermahl wartet, bis der Seher gekommen ist und nicht vorher beginnt. Das Opfer ist ein Privileg des Sehers, niemand anderes hat das Recht, das Opfer zu segnen. Offenbar war diese Regel jung und alt gleichermaßen bekannt. Saul wird genau an dieser Regel scheitern.
Dieser Abschnitt erinnert sehr stark an Amos 3,7 *: Nein, Gott, der HERR tut nichts, er offenbare denn sein Geheimnis seinen Knechten, den Propheten. Samuel wird auf das Kommen Sauls vorbereitet. Es waren die Eselinnen, die den Saul gezwungen haben, auf seine Wanderschaft zu gehen. Es war der Knecht, der ihn auf den Seher hinwies und der auch die Kosten für den Seher trug. Saul wurde durch die Umstände in etwas hineingeführt, was er selber nicht gesucht hatte. Das Gleiche gilt für Samuel. Auch er wird hingewiesen, dass jetzt der Mann kommt, den er zum König salben soll. Interessant ist, dass Saul den Samuel von Angesicht offenbar nicht kennt. Wir finden auch kein Erstaunen, dass der Seher weiß, dass Saul die Eselinnen sucht. Ganz offenbar war klar, dass ein Seher weiß, was er sagt, dass das vertrauenswürdig ist. Ganz anders ist es mit dem dunklen Wort, dass Samuel nachschiebt: „Und wem gehört alles Wünschenswerte in Israel? Nicht dir und deines Vaters ganzem Haus?“ Dies verwundert Saul völlig, wie man einerseits leicht nachvollziehen kann, andererseits aus seiner Antwort auch klar hervorgeht. Samuel, der Seher, sieht in Saul bereits den König Israels und spricht entsprechend zu Saul. Der Seher sieht nicht den Menschen, wie er jetzt ist, einen Mann, der mühselig das Land durchstreift um seine Eselinnen zu finden. Er sieht durch diesen Mann hindurch den kommenden König Israels. Einen solchen Blick sollten wir uns von Gott schenken lassen, durch die Gegenwart hindurch sehen wir das, was Gott für die Zukunft verheißen hat, ob wir diese Zukunft erleben oder erst unsere Kinder, das ist dabei belanglos.
Fast behutsam wird Saul auf das vorbereitet, was kommt. Er bekommt einen Ehrenplatz, Samuel unterhält sich mit ihm, nimmt ihn auch in sein Haus auf. Es wäre interessant zu wissen, worüber sie sich unterhalten haben. Vielleicht wollte Samuel von dem Mann, den Gott erwählt hat, einen Eindruck gewinnen. Dies bleibt uns aber verborgen. Ganz offenbar hat er in diesem Gespräch noch nichts vom Königtum gesagt.
Vom Königtum spricht Samuel erst mit Saul, als er den Knaben weggeschickt hat. Er spricht auch außerhalb der Stadt mit ihm. Dieses Berufungserlebnis Sauls ist ein ganz persönliches Erleben zwischen Saul und Samuel. Samuel gibt Saul eine ganze Reihe von Zeichen, die ihm zeigen sollen, dass diese Berufung wirklich von Gott ist. Das wichtigste Zeichen ist, dass ein prophetischer Geist über Saul kommen wird und dass Saul verwandelt werden wird. Die spätere Verwerfung Sauls ist hier nicht erkennbar. Saul erhält Begabungen, die er für das Königtum braucht und Saul bekommt Zeichen, die seinen Glauben stärken. Wir hören kein Wort, dass Samuel ja eigentlich gegen die Monarchie ist. Hier ist er völlig der Mann Gottes, der das tut, was Gott ihm aufgetragen hat. Ganz offenbar belastet er Saul auch nicht mit diesem Konflikt.
Zunächst treten alle Zeichen ein, die Samuel angekündigt hat. Saul macht Erfahrung mit der Gabe der Prophetie. Es wird uns nicht gesagt, wie sich Saul verwandelt hat, wie sich dies äußerte. Aber wir erfahren, dass Gott sein Herz verwandelt hat. Während bei Saul unklar bleibt, ob er vor seiner Begegnung mit Samuel die Bedeutung Samuels für Israel überhaupt richtig einzuschätzen wusste, gilt dies für seinen Onkel offenbar nicht. Dieser horcht ihn sofort aus. Aber Saul erzählt nur das Offensichtliche. Er verschweigt die Berufung zum König. Zu fern war ihm dieser Ruf. Insgesamt macht er hier eher den Eindruck eines bescheidenen jungen Mannes, der von sich aus keine Ambitionen hatte, sich in eine solche Führungsposition zu drängen. Vielleicht konnte er es auch nicht so recht glauben, was ihm da widerfahren ist.
Obwohl für Samuel bereits alles klar war, schließlich hatte er Saul bereits gesalbt, rief er das Volk nach Mizpa zusammen, um den König durch das Los bestimmen zu lassen. Der Vorgang des Losens wird in der Bibel nicht näher beschrieben. Wir lesen in
Sprüche 16,33 ⇩ *: Im Busen des Gewandes wird das Los geworfen; aber vom HERRN kommt jeder Entscheid.
Die Lose waren offenbar im Gewand des Priesters verborgen und wurden nacheinander gezogen. Bei der Landnahme in Kanaan wurde das Land an die Stämme und Familien durch Losentscheid verteilt (Josua 13 *). Die Bedeutung des Losentscheids unterstreicht
Sprüche 18,18 *: Das Los schlichtet den Hader und entscheidet zwischen den Starken.
Dies bedeutet offensichtlich, dass der Losentscheid sehr häufig angewandt wurde, auch in zivilrechtlichen Fragen. Dabei besteht die Vorstellung, dass Gott durch den Losentscheid spricht, wie es Sprüche 16,33 ⇧ * ausgesprochen wird.
Ganz offensichtlich ist der große Glaube Samuels, der keinen Zweifel hat, dass der Losentscheid das gleiche Ergebnis zeigen wird, wie es ihm schon beim Erscheinen Sauls in Rama von Gott offenbart wurde: Saul soll König werden. Er ist von Gott berufen.
Offenbar wurde das Los über Saul in Abwesenheit geworfen, denn er war nicht da, als das Ergebnis bekannt gegeben wurde, man musste ihn suchen. Er hatte sich versteckt. Dies passt gut zu der Tatsache, dass Saul seinem Oheim nichts von dem Wort Samuels über seine Berufung zum König gesagt hat. Saul hatte die neue Situation innerlich noch nicht verarbeitet. Ganz offensichtlich hat er sich nicht nach dem Königtum gedrängt. Umgekehrt zeigt die Tatsache, dass er sich versteckt, dass auch er erwartet, dass bei dem Losentscheid sein Name fallen wird. Auch er glaubte also an die Berufung, die Samuel ausgesprochen hat, auch wenn er sich davor fürchtete.
Auch wenn die Entscheidung in Mizpa als Gottesurteil durchgeführt wurde, war sie doch nicht unumstritten. Saul hatte Befürworter und Gegner. „Was sollte uns dieser helfen?“ fragten sich einige. Saul ignorierte diese Stimmen. Er ging heim und machte seine Feldarbeit weiter. Als der Angriff der Ammoniter auf Jabes in Gilead erfolgte, war er auf dem Feld und ackerte. Er war also keineswegs damit beschäftigt, seinen Hofstaat aufzubauen. Er machte seine gewohnte Arbeit.
Es kommt auch kein Bote zu ihm, der ihm von der Bedrohung durch die Ammoniter berichtet, er erfährt die Lage später als das Volk. Erst daran, dass sie weinen, bemerkt er, dass etwas nicht stimmt.
Das, was nun geschieht, bewirkt der Geist Gottes in Saul. Er schafft es durch eine drastische Maßnahme, eigentlich durch eine Drohung, Israel zu einem Krieg gegen die Ammoniter zu einen. Die Furcht des HERRN fiel auf das Volk. Saul wächst in seine neue Rolle als König hinein. Er kann dies, weil der Geist Gottes in ihm wirkt. Er ist der Gesalbte Gottes. Nichts deutet auf die spätere Verwerfung hin.
Saul wurde durch Samuel vorbereitet, indem er ihn unter die Prophetenschüler schickte, so dass Saul Erfahrungen mit dem Geist Gottes sammmeln konnte. Saul wurde durch Samuel selbst und durch das Los vor dem Volk in Mizpa erwählt. Und der Geist Gottes arbeitet jetzt weiter an ihm, um ihn in seine Aufgabe einzuführen. Saul selber hielt eher an seinem alten Leben fest und wuchs erst langsam in die neue Rolle hinein. In Vers 7 sagt Saul: „Wer nicht auszieht, Saul und Samuel nach, dessen Rindern wird man also tun!“ (1.Samuel 11,7 ⇩ ⇧ *) Ganz offensichtlich bestand zu diesem Zeitpunkt eine enge Verbindung zwischen Saul und Samuel.
Der Sieg über die Ammoniter war für alle das äußere Zeichen, dass Saul der richtige Mann ist, Israel zu führen. Der Zorn des Volkes wendet sich gegen die Männer, die Saul in Frage gestellt haben. Saul aber erweist sich großmütig: „Es soll an diesem Tag niemand sterben; denn der HERR hat heute Heil gegeben in Israel.“ Saul ist hier ganz der Mann Gottes. Vorzeichen des späteren Falles sind hier nicht zu sehen. Saul ist der durch den Geist Gottes veränderte Mann. Und diese Veränderung bringt Freude. Und Saul und alle Männer Israels freuten sich daselbst gar sehr. Damit ist die Frucht des Heiligen Geistes wirksam in Israel. (Galater 5,22 *: Die Frucht des Geistes aber ist Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Gütigkeit, Treue, Sanftmut, Enthaltsamkeit. ). Saul besitzt alle Voraussetzungen für ein ewiges Königtum.
Vermutlich ist es dieselbe Veranstaltung, in der Samuel vor das Volk tritt und sie auffordert, für oder wider ihn zu zeugen. Offenbar hat er das Gefühl, jetzt Rechenschaft ablegen zu müssen, um sich dann auf sein Altenteil zurückzuziehen. Wir können davon ausgehen, dass Samuel die Freude Israels über seinen neuen König mit zwiespältigen Gefühlen sah. Einerseits hatte er ganz offensichtlich den richtigen Mann zum König gesalbt. Gott hatte sich zu all dem gestellt. Samuel hat den Willen Gottes richtig erkannt. Andererseits war der ganze Prozess für ihn schmerzlich. Er fühlte den starken Bruch, den dieses Ereignis in der Geschichte Israels bedeutete. Er hatte immer wieder darauf hingewiesen, aber niemand wollte auf ihn hören. Und heute bestätigte Gott die Menschen, die nicht auf ihn hören wollten. Das Wort Gottes: „… sie haben nicht dich, sondern mich verworfen, dass ich nicht König über sie sein soll. Sie tun auch mit dir, wie sie es immer getan haben …“ (1.Samuel 8,7-8 ⇩ ⇧ *) mag ihm noch in den Ohren klingen. Er hat gehorsam das getan, was Gott von ihm erwartet hat. Aber wir können zweifeln, dass er an diesem Tag die Freude Israels über den König von ganzem Herzen teilen konnte. Seine Rede wird das ausgelassene Siegesfest, dass Israel hier mit seinem König feiert, jäh unterbrochen haben.
Wir merken hier, dass auch ein Samuel an seine menschlichen Grenzen gerät und nicht völlig ohne eigene Empfindungen seinen Dienst tut. Aber das Volk nimmt Samuels Rechtfertigung an. Und so könnte er eigentlich zufrieden sein.
Aber Samuel ist nicht zufrieden. Das Volk hat seinen Dienst anerkannt. Niemand hat sich beklagt. Der neue König ist vom Volk anerkannt. Es ist der König, den Gott in dieses Amt berufen hat. Auch hier gibt es keine Meinungsverschiedenheiten zwischen Samuel und dem Volk. Und Samuel ist weiterhin der geistliche Führer, wie der Aufruf Sauls klar erkennen lässt: „Wer nicht auszieht, Saul und Samuel nach, dessen Rindern wird man also tun!“ Da fiel die Furcht des HERRN auf das Volk, …
Ganz offensichtlich bestand eine geistliche Eintracht zwischen Samuel und Saul, die diesen Sieg erst möglich gemacht hat.
Aber ein Mann wie Samuel kann nicht einfach still abtreten. Er hält dem Volk seine Verfehlungen vor und sieht den Wunsch nach einem König als Fortsetzung dieser Kette von Verfehlungen. Wir lesen nicht, dass Samuel den HERRN gefragt hat, ob er jetzt diese Rede halten soll. Er hat sie gehalten und trägt damit seine persönliche Befindlichkeit in die Siegesfeier des Volkes. Es wird in diesem Augenblick sehr still geworden sein. Und auch Saul wird diese Rede wie ein Stich durchs Herz gegangen sein, denn er hat sich ja nach dem Königtum nicht gedrängt. Er hat sich von Samuel in die Pflicht nehmen lassen. Und nun steht er da wie einer, der gegen den Willen Gottes handelt. Inmitten seines ersten Triumphes muss er sich anhören, eigentlich bist Du der falsche Mann.
Diese Situation erleben viele Gottesmänner, wenn sie alt werden. Er hält eine Rede, die Fakten richtig bewertet. Aber ist diese Rede das, was Saul und das Volk im Augenblick brauchen? Oder ist es eine Rede, die Samuel in diesem Augenblick braucht, die er sich einfach vom Herzen reden muss? Auf jeden Fall ist es eine Vorhaltung: Als ihr aber sahet, dass Nahas, der König der Ammoniter, wider euch heranzog, sprachet ihr zu mir: „Nein, sondern ein König soll über uns herrschen!“ da doch der HERR, euer Gott, euer König war. Hatte er nicht all das bereits gesagt? Warum jetzt in die Siegesfeier, wo sich Gott doch ganz offensichtlich segnend hinter Saul gestellt hat.
Vielleicht ist dies der Moment, der Saul hat an Samuel irre werden lassen, was dann später zu der Verwerfung Sauls durch Samuel führt. Wir hören in diesem Moment kein „… und der HERR sprach, …“
Jetzt endlich kommt Samuel zu einem Punkt, wo seine Rede wieder vorausschauenden Charakter gewinnt. Mose hat so in seinem fünften Buch geredet, Josua hat so zu dem Volk geredet. Allen Gottesmännern in Israel lag diese Botschaft auf dem Herzen. „… ihr und euer König, der über euch herrscht, (sollt) dem HERRN, eurem Gott, nachfolgen …“. Es bleibt die Frage, ob diese Botschaft nicht ein guter Abschluss eines Siegesfestes gewesen wäre. Wieviel mehr hätte Samuel erreicht, wenn er dem Volk am Beispiel des Sieges über die Ammoniter klar gemacht hätte, wie wertvoll es ist, sich an Gott zu halten. Stattdessen hat er zunächst die Schublade aufgemacht und Dinge hervorgezogen, die Gott schon längst für erledigt betrachtet hat. Denn wir hören weder von einem Auftrag an Samuel, noch einmal gegen das Königtum in Israel zu reden, noch kann man die ganze Situation so deuten, dass Gott etwa seinen Segen von Israel genommen hat. Aber Samuel ist noch nicht am Ende mit seiner Schule für den neuen König und das Volk. Er führt ihnen die Macht Gottes vor Augen.
Samuel empfindet offenbar, dass in dem Wunsch nach einem Königtum Unglaube zum Ausdruck kam. Das Volk glaubt nicht mehr wirklich an seinen Gott. Er betet ein Gewitter herbei. Spätestens jetzt ist klar, dass Gott sich zu der Rede des Samuel stellt, denn Gott antwortet auf das Gebet des Samuel, ein Gewitter mit Donner und Regen, mitten in der Zeit der Weizenernte. Offen bleibt für uns die Frage, ob Gott dieses Zeichen so geben wollte und Samuel dafür gebraucht hat oder ob Gott sich zu Samuels Gebet gestellt hat, weil Er Samuel nicht vor dem Volk bloß stellen wollte. Ausgangspunkt der Überlegungen ist die Tatsache, dass Gott Samuel ja die persönliche Betroffenheit nehmen wollte, indem er ihm sagte: „… sie haben nicht dich, sondern mich verworfen, dass ich nicht König über sie sein soll. Sie tun auch mit dir, wie sie es immer getan haben …“ (1.Samuel 8,7-8 ⇩ ⇧ *) Danach hat Gott Samuel geführt, die Nachfolge zu regeln, Saul zu berufen, das Recht des Königs bekannt zu geben. Aber wir lesen an keiner Stelle, dass Gott Samuel auffordert, durch Predigten noch einmal zu versuchen, ob Israel nicht von seinem Wunsch ablässt. Aber genau das tut Samuel.
Wir können hier die Eingangsfrage noch einmal aufwerfen: Redet hier ein resignierender Gott? Oder redet hier ein Gott, der sein Volk liebt und deshalb einen Weg weist, der so weit wie möglich dem Volk entgegen kommt. Wir sind manchmal in der Versuchung, für Gott zu kämpfen, wo Gott in seiner Liebe gar keinen Kampf will. Er vergibt gern und so hat er auch dem Volk Israel seinen Wunsch nach einem König vergeben. Samuels Rede ist aber von der Rückschau geprägt und erst am Ende kommt er zu dem Thema, das in der Tat für das Volk (über-)lebenswichtig ist: „;werdet ihr beide, ihr und euer König, der über euch herrscht, dem HERRN, eurem Gott, nachfolgen, so wird der HERR mit euch sein!“ (1.Samuel 12,14 ⇩ ⇧ *) und erst dieses Wort wird durch das nachfolgende Zeichen - das Gewitter - von Gott bestätigt und unterstrichen.
Wenn jemand hier zu einer anderen Auslegung kommt, so werde ich nicht mit ihm streiten, denn meine Auslegung beruht nur auf der Tatsache, dass es keine Beauftragung durch Gott zum ersten Teil dieser Predigt gibt. Samuel war beauftragt, dem Volk das Königsrecht vorzustellen. Er war nicht beauftragt, ihnen das Königtum auszureden. Im Gegenteil: Samuel sollte den König einsetzen.
So ist mir diese Geschichte ein Beispiel, dass auch ein Mann Gottes wie Samuel über das Ziel hinausschießen kann. Über Samuel sagt der Knecht Sauls: „Siehe doch, es ist ein Mann Gottes in dieser Stadt, und der ist ein ehrwürdiger Mann; alles, was er sagt, trifft sicher ein.“ (1.Samuel 9,6 ⇩ ⇧ *) Und doch kann auch dieser Mann in seinem Eifer für Gott weiter gehen, als Gott es will. Fällt uns schon das „Reden, wenn wir reden sollen“ schwer genug, so ist das „Schweigen, wo wir schweigen sollen“ noch ungleich schwerer. Mir scheint, dass diese Geschichte ein Beispiel ist, wo der Mann Gottes Samuel der Liebe, die Gott seinem Volk entgegenbringt, nur teilweise gerecht wird. Zwar tut er alles, was Gott ihm aufträgt, um das Königtum zu etablieren. Aber er ist nicht in der Lage, über seine abweichende Meinung zu schweigen, so wie Gott vor dem Volk schweigt und ihnen ohne Vorwürfe den König gibt.
Hat Samuel das wirklich gewollt.
Diese Frage stellt sich mir an dieser Stelle, weil Samuel einen Keil zwischen Gott und das Volk geschoben hat.
Denn das Volk fürchtet sich, nachdem es diese Kraft des Gebetes Samuels sieht. Dies ist eine natürliche Reaktion, die immer wieder beobachtet wird, wenn auf Grund eines Gebetes das Eingreifen Gottes erkennbar wird. Wenn Jesus Wunder tut, lesen wir, dass Menschen sich fürchten. In der Gegenwart Gottes entsteht Furcht oder Lobpreis, je nach dem, wie intensiv unsere persönliche Beziehung zu Gott ist. Diese Reaktion des Volkes ist also ganz natürlich. Aber die folgende Bitte des Volkes müsste Samuel erschrecken: „Bitte den HERRN, deinen Gott, für deine Knechte, dass wir nicht sterben.“
Das Volk bittet, dass er zu seinem Gott, zu Samuels Gott, beten möge. Es ist Samuel nicht gelungen, das Volk zu seinem Gott zu führen, sondern es fühlt sich plötzlich ausgegrenzt, es ist Samuels Gott, mit dem sie es zu tun haben. Da wird der Gott Israels zum Gott Samuels verkürzt. Und in den folgenden Versen erscheint es mir so, als wenn Samuel dies bemerkt.
Samuel merkt, wie weit er gegangen ist. Er ändert seine Redeweise: „Fürchtet euch nicht!“ Er relativiert, indem er jetzt zwar von all dem Übel, das das Volk getan hat spricht, aber das eigentliche Ziel seiner Predigt in den Mittelpunkt stellt: „… weichet nicht von dem HERRN ab …“. Er ist sicher nicht der erste Prediger, der plötzlich merkt, dass sie verstanden haben, worauf es ihm eigentlich ankam. Aber das zeichnet ihn als Mann Gottes aus, dass er nun, wo er die Reaktion des Volkes sieht, zu einem Segen fähig ist. Er hat bemerkt, dass er genug über die Vergangenheit geredet hat und blickt nun, endlich, nach vorne: „Der HERR aber wird sein Volk nicht verstoßen um seines großen Namens willen, weil es dem HERRN gefallen hat, euch zu seinem Volk zu machen.“ Samuel erinnert das Volk daran, dass dieser Gott der Gott des Volkes Israel ist, nicht nur der Gott Samuels, nicht nur der Gott Moses oder Josuas.
Hier bemerken wir, wie ein charismatischer und vollmächtiger Führer sich zwischen Gott und Menschen schiebt und die Menschen diese Stellvertretung willig annehmen, aber damit ihre persönliche Beziehung zu ihrem Gott verlieren. Samuel hat dies bemerkt und reagiert. Manch ein religiöser Führer fühlt sich geschmeichelt und nimmt die Mittlerrolle gerne an. Gott aber will, dass wir seine Kinder sind, nicht seine Enkel, er will uns nahe sein und uns nicht über Dritte ansprechen.
Samuel erweist sich hier als ein Mann, der sofort auf das reagieren kann, was Gott ihm aufs Herz legt. Auch wenn es unsere Geschichte nicht ausdrücklich bemerkt, meine ich doch, dass er merkt, wie er in der Gefahr steht, sich am Volk zu versündigen. Denn er sagt: „Es sei aber auch ferne von mir, mich also an dem HERRN zu versündigen, dass ich ablassen sollte, für euch zu beten.“ Wenn er nicht für dieses Volk vor Gott eintritt, dann versündigt er sich. Dies wird ihm in diesem Augenblick klar und er sagt es auch. Und hier ist der Punkt, wo jeder, der im Reich Gottes arbeitet, Acht haben muss: Wir versündigen uns, wenn wir nicht für die Menschen, die uns anvertraut sind, beten. Da können wir gerne die besseren Argumente haben, da können die Wünsche und Absichten dieser Menschen noch so sehr daneben sein: Wenn wir nicht für diese Menschen beten, wenn wir es beim Schimpfen, beim Argumentieren, beim Besserwissen belassen, dann versündigen wir uns. Das zweite, das Samuel hier sagt, gilt auch: „… und euch zu lehren den guten und richtigen Weg!“ Aber es gibt hier ein erstes und ein zweites. Diese Reihenfolge sollten wir nicht aus den Augen verlieren.
Dieser Vers 23 ist der Schlüsselsatz der ganzen Geschichte. Er hat auch etwas tröstliches für die, die Aufgaben in ihrer Gemeinde oder Kirche haben und daran verzweifeln, weil sie mit ihrer Botschaft nicht durchkommen, weil alles sich anders entwickelt, als sie es erhofft und erbeten haben, weil Menschen das, was ich für richtig erkannt habe, nicht nachvollziehen wollen, weil Menschen Dinge tun, die ich für unbiblisch, für falsch, für nichtig halte. Bevor ich irgend einen Grund habe, mich darüber aufzuregen, muss ich für diese Menschen beten, denn sonst versündige ich mich. Und das Tröstliche besteht darin, dass selbst der große Samuel da gelegentlich über die Stränge schlägt. Es ist ein Problem für jeden, der mit Ernsthaftigkeit seine Bibel liest, nach Gottes Willen fragt und umsetzen möchte, was er auf diese Weise erkannt hat. Aber wenn wir dem Willen Gottes Folge leisten wollen, dann erfordert es, dass wir zunächst die Liebe Gottes in Betracht ziehen. Und dies können wir nur dann in rechter Weise, wenn wir für den Menschen, um den es uns geht, beten. Wenn wir nicht für sie beten, versündigen wir uns.
Jetzt ist Samuel frei, nach vorne gerichtet zu reden: Gott hat sich mächtig an seinem Volk Israel erwiesen. Darum sollt ihr ihm dienen, in Wahrheit und mit ganzem Herzen. Aber in guter mosaischer Tradition kann Samuel es auch nicht lassen, ihnen die Alternative vor Augen zu stellen. Dies gehört zu einer wahrhaftigen Predigt. Der Zuhörer hat auch darauf ein Recht, selbst wenn es den versöhnlichen Schluss ein wenig stört.
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Bereich | Anzahl der Bibelstellen (Zitate) | bezogen auf die Verse | relativ zum Durchschnitt der Bibel | Anteil an allen Zitaten | Gesamtzahl der Verse |
Bibel ⇩ | 9 | 0,03 % | 100,00 % | 100,00 % | 31105 |
Altes Testament ⇩ | 5 | 0,02 % | 74,66 % | 55,56 % | 23146 |
AT Geschichtsbücher ⇩ | 2 | 0,02 % | 53,70 % | 22,22 % | 12871 |
AT Lehrbücher ⇩ | 2 | 0,04 % | 144,46 % | 22,22 % | 4785 |
AT Prophetische Bücher ⇩ | 1 | 0,02 % | 62,95 % | 11,11 % | 5490 |
Neues Testament ⇩ | 4 | 0,05 % | 173,70 % | 44,44 % | 7959 |
NT Geschichtsbücher ⇩ | 0 | 0,00 % | 0,00 % | 0,00 % | 4786 |
NT Lehrbücher ⇩ | 4 | 0,14 % | 499,44 % | 44,44 % | 2768 |
NT Prophetisches Buch ⇩ | 0 | 0,00 % | 0,00 % | 0,00 % | 405 |
Bücher | Anzahl der Bibelstellen (Zitate) | bezogen auf die Verse | relativ zum Durchschnitt der Bibel | Anteil an allen Zitaten | Gesamtzahl der Verse |
Josua ⇧ ↓ | 1 | 0,15 % | 525,24 % | 11,11 % | 658 |
1.Samuel ⇧ ↓ | 1 | 0,12 % | 426,68 % | 11,11 % | 810 |
Sprüche ⇧ ↓ | 2 | 0,22 % | 755,43 % | 22,22 % | 915 |
Amos ⇧ ↓ | 1 | 0,68 % | 2 367,20 % | 11,11 % | 146 |
1.Korinther ⇧ ↓ | 1 | 0,23 % | 790,87 % | 11,11 % | 437 |
Galater ⇧ ↓ | 1 | 0,67 % | 2 319,54 % | 11,11 % | 149 |
Philipper ⇧ ↓ | 1 | 0,96 % | 3 323,18 % | 11,11 % | 104 |
1.Timotheus ⇧ ↓ | 1 | 0,88 % | 3 058,51 % | 11,11 % | 113 |
Nr. | Bibelstelle | Bibeltext |
1 ↑ | Josua 13 1 |
Als nun Josua alt und wohlbetagt war, sprach der HERR zu ihm: Du bist alt und wohlbetagt geworden, aber es bleibt noch sehr viel Land einzunehmen. Dies aber ist das Land, das noch einzunehmen bleibt: nämlich das ganze Gebiet der Philister und das ganze Gessuri: vom Sihor an, der östlich von Ägypten fließt, bis an das Gebiet von Ekron, nach Norden zu, was zu den Kanaanitern gerechnet wird, die fünf... |
2 ↑ | 1.Samuel 8-12 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 |
Als aber Samuel alt war, setzte er seine Söhne zu Richtern über Israel. Sein erstgeborener Sohn hieß Joel und der andere Abija; die waren Richter zu Beer-Seba. Aber seine Söhne wandelten nicht in seinem Wege, sondern neigten zum Gewinn und nahmen Geschenke und beugten das Recht. Da versammelten sich alle Ältesten Israels und kamen zu Samuel gen Rama und sprachen zu ihm: Siehe, du bist alt geworden,... |
3 ↑ | Sprüche 16,33 1 2 |
Im Busen des Gewandes wird das Los geworfen; aber vom HERRN kommt jeder Entscheid. |
4 ↑ | Sprüche 18,18 1 |
Das Los schlichtet den Hader und entscheidet zwischen den Starken. |
5 ↑ | Amos 3,7 1 |
Nein, Gott, der HERR tut nichts, er offenbare denn sein Geheimnis seinen Knechten, den Propheten. |
6 ↑ | 1.Korinther 13 1 |
Wenn ich mit Menschen und Engelzungen rede, aber keine Liebe habe, so bin ich ein tönendes Erz oder eine klingende Schelle. Und wenn ich weissagen kann und alle Geheimnisse weiß und alle Erkenntnis habe, und wenn ich allen Glauben besitze, so daß ich Berge versetze, habe aber keine Liebe, so bin ich nichts. Und wenn ich alle meine Habe austeile und meinen Leib hergebe, damit ich verbrannt werde,... |
7 ↑ | Galater 5,22 1 |
Die Frucht des Geistes aber ist Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Gütigkeit, Treue, Sanftmut, Enthaltsamkeit. |
8 ↑ | Philipper 2,5-11 1 |
Denn ihr sollt so gesinnt sein, wie Jesus Christus auch war, welcher, da er sich in Gottes Gestalt befand, es nicht wie einen Raub festhielt, Gott gleich zu sein; sondern sich selbst entäußerte, die Gestalt eines Knechtes annahm und den Menschen ähnlich wurde, und in seiner äußern Erscheinung wie ein Mensch erfunden, sich selbst erniedrigte und gehorsam wurde bis zum Tod, ja bis zum Kreuzestod. Darum... |
9 ↑ | 1.Timotheus 2,1-4 1 |
So ermahne ich nun, daß man vor allen Dingen Bitten, Gebete, Fürbitten und Danksagungen für alle Menschen darbringe, für Könige und alle, die in hervorragender Stellung sind, damit wir ein ruhiges und stilles Leben führen können in aller Gottseligkeit und Ehrbarkeit; denn solches ist gut und angenehm vor Gott unsrem Retter, welcher will, daß alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der... |
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