Predige das Wort
Überlegungen zum Glauben an Jesus Christus
Ein Königssohn, elitär aufgewachsen in einer weltweit
geachteten und wegen ihres Reichtums und ihrer Weisheit bewunderten
Familie, Sohn einer ammonitischen Mutter und damit weltoffen erzogen,
nicht fixiert auf die provinzielle Enge des eigenen Landes. Er hat von
den Früchten der Fronarbeit gelebt, wusste, dass sie für den
Reichtum der Familie unbedingt nötig war. Er lebte in einem
Hofstaat, der sich dessen auch bewusst war. Das Volk wurde gebraucht,
damit es den Reichtum des Hofes garantierte, damit es das Wohlleben
finanzierte. Sicherlich war da auch die Frömmigkeit dieses Volkes.
Aber ein international aufgestellter Hof kannte viele Arten der
Frömmigkeit, dieser israelische Gott war nur einer davon. Sein Opa
David, der hatte viele seltsame Geschichten über diesen Gott
erzählt. Aber seine Mutter Naama hatte ihm auch wundersame
Geschichten von Moloch erzählt. Die Welt ist schön und reich.
Man musste sie genießen, die Feste feiern, wie sie fallen.
Aber dann war da plötzlich das Thronerbe. Plötzlich musste man
sich diesem Volk zuwenden, ja, man musste sich Forderungen anhören.
Warum lief nicht alles so weiter wie unter dem Vater, warum kommen sie
mit solch merkwürdigen Forderungen? Was war denn falsch an dem, was
sein Vater gemacht hat. Schließlich ist Israel durch Salomo zu
einer international geachteten Macht geworden. Was wollen die
eigentlich.
Im Hofstaat besteht Einigkeit, so geht es nicht. So bricht das ganze
Gefüge zusammen. Der Frondienst bleibt. Und wenn man genau hin
hört, dann war das ja auch gar nicht das Anliegen:
„Dein Vater hat unser Joch zu hart gemacht; so mache du nun den
harten Dienst deines Vaters und das schwere Joch, welches er uns
aufgelegt hat, leichter, so wollen wir dir untertänig
sein!”
Was geschieht, wenn ich mich schon am Anfang als Weichling zeige und
nachgebe? Wird es dann nicht von Mal zu Mal schlimmer? Der Vorschlag der
Alten ist listig, erst ein wenig nachgeben und dann hinterher um so
härter zuschlagen. Im Grunde sind sich Junge und Alte einig. Beide
wollen den bestehenden Zustand aufrecht erhalten. Beide wollen im Grunde
an der Situation nichts ändern. Aber die Alten sind geschickter. Sie
raten Rehabeam dazu, erst ein wenig nach zu geben. Später kann er
dann die Zügel wieder anziehen. Er muss die Menschen aber erst
einmal gewinnen.
Der Rat der Alten ist nicht nur listig, er ist für alle
Führungskräfte der Welt sehr nachdenkenswert. Einer
Führungsentscheidung gehen ja im allgemeinen lange und teilweise
auch schmerzliche Prozesse voraus. Damit hat sich eine Führungskraft
lange an die mögliche Konsequenz gewöhnen können. Den
Mitarbeiter treffen solche Entscheidungen dann kalt. Er wird einfach mit
dem Ergebnis konfrontiert. Hier ist Intelligenz gefragt, den Mitarbeiter
so in die Prozesse einzubinden, dass er sich innerlich auf die
möglichen Konsequenzen einstellen kann. Nur so wird man
Leistungsbereitschaft und auch Identifikation mit der
Managemententscheidung aufrecht erhalten können. In den meisten
Fällen kommen Entscheidungen nicht so plötzlich, dass mam
Mitarbeiter damit überfallen müsste.
Die Jungen sehen darin ein Zeichen von Schwäche. Sie raten zur
Härte von Anfang an. Gerade darin offenbart sich ihre eigene
Schwäche. Sie haben nicht die Größe, auf die Forderungen
der Menschen wenigstens ansatzweise ein zu gehen.
Zwei Motive kann man bei Rehabeam vermuten:
Ein Volkstribun, der unter Salomo Karriere gemacht hat, der
sich später gegen Salomo gestellt hat und deshalb nach Ägypten
fliehen musste, ein Mann von Prinzipien und mit einem Herzen für die
Nöte der Menschen. Vor Rehabeam ist er der Wortführer des
Volkes: “Dein Vater hat unser Joch zu hart gemacht; so mache du nun
den harten Dienst deines Vaters und das schwere Joch, welches er uns
aufgelegt hat, leichter, so wollen wir dir untertänig sein!”
Er will nicht Macht, er will Erleichterung für die Massen.
Eigentlich zeigt er sich Rehabeam gegenüber sehr vertrauensvoll. Er
kommt aus Ägypten zurück. Er wagt sich vor den designierten
König und er bietet ihm die Loyalität des Volkes an. Sein
Auftritt mutet geradezu modern an, ein Sozialreformer.
So erweist sich Jerobeam als ein im Prinzip loyaler Mitarbeiter,
allerdings ein Mitarbeiter, der sich zum Sprachrohr anderer machen
lässt.
Jerobeam ist nicht der erste Sozialreformer, der später Karriere
macht. Und nun ist es sehr interessant, wie dieser Mensch sich
entwickelt. Als er König ist und selber einen Besitzstand zu
verteidigen hat, da beschleicht ihn Angst:
Jerobeam aber gedachte in seinem Herzen: “Das Königreich
wird nun wieder dem Hause Davids zufallen! Wenn dieses Volk hinaufgehen
soll, um im Hause des HERRN zu Jerusalem zu opfern, so wird sich das Herz
dieses Volkes zu ihrem Herrn, zu Rehabeam, dem König von Juda,
wenden, und sie werden mich töten und sich wieder Rehabeam, dem
König von Juda, zuwenden!”
Plötzlich gilt es, die eigene Position zu verteidigen,
plötzlich ist das Volk, für das sich der Volkstribun eingesetzt
hat, zum Feind, zur Quelle der Gefahr geworden. Auch hierin ist die
geschichte außerordentlich modern. Es gibt Unternehmen, in denen
sich Betriebsräte eine gewisse Macht erworben haben und in denen die
Mitarbeiter vor den Betriebsräten genau so viel Angst haben wie vor
dem eigentlichen Machtzentrum.
So haben wir es in dieser Geschichte zweimal mit Angst zu tun. Einmal
wird die Angst durch große Worte und Arroganz überdeckt.
Einmal führt sie zu Maßnahmen, die die Identität des
Volkes zerstören und letztlich seinen Untergang bewirken.
Vertrauen zur eigenen Mannschaft zu haben und auch zu erhalten, selbst
wenn es zwischenzeitlich auch zu negativen Erfahrungen und Konflikten
führt, ist eine wesentliche Voraussetzung für eine motivierte
Zusammenarbeit. Man kann sehr deutlich erkennen, dass dieses Vertrauen
bei vielen Menschen zerstört ist. Wenn man hört, wie Chefs
über ihre Mannschaft reden, ist dies häufig von einzelnen
negativen Erlebnissen geprägt, die dann verallgemeinert werden.
Vertrauen zwischen unterschiedlichen Hierarchiestufen war und ist eine
Herausforderung.
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