Führungsstile
Nebukadnezar
Leider nicht nur eine Karikatur aus längst vergangenen
Zeiten
Der Traum
Und im zweiten Jahre der Regierung Nebukadnezars hatte Nebukadnezar
Träume, also daß sein Geist sich beunruhigte und der Schlaf
ihn floh. Da befahl der König, man solle die Schriftkundigen und die
Wahrsager, die Zauberer und die Chaldäer zusammenrufen, damit sie
dem Könige seine Träume kundtäten. Also kamen sie und
traten vor den König. Da sprach der König zu ihnen: Ich habe
einen Traum gehabt, und mein Geist ist beunruhigt, bis ich den Traum
verstehe. Hierauf gaben die Chaldäer dem König auf
aramäisch zur Antwort: O König, lebe ewig! Erzähle deinen
Knechten den Traum, so wollen wir die Auslegung sagen.
Der König antwortete den Chaldäern: Mein Beschluß bleibt
fest: Werdet ihr mir den Traum samt seiner Auslegung nicht kundtun, so
sollt ihr in Stücke zerhauen und eure Häuser in Misthaufen
verwandelt werden; wenn ihr mir aber den Traum kundtut, dazu seine
Deutung, so sollt ihr von mir Geschenke und Gaben und große Ehre
empfangen. Darum sagt mir den Traum und seine Deutung! Da antworteten sie
wieder und sprachen: Der König möge seinen Knechten den Traum
erzählen, so wollen wir ihn auslegen. Der König antwortete und
sprach: Ich weiß nun sicher, daß ihr Zeit gewinnen wollt,
weil ihr wohl seht, daß mein Entschluß feststeht. Wenn ihr
mir den Traum nicht kundtut, so trifft euch jenes eine Urteil, da ihr
euch vorgenommen habt, lügenhafte und trügerische Worte vor mir
zu reden, bis sich die Zeiten ändern. Sagt mir den Traum, damit ich
weiß, daß ihr mir auch die Deutung kundtun könnt! Die
Chaldäer antworteten dem König und sprachen: Es ist kein Mensch
auf Erden, der kundtun könnte, was der König befiehlt; deshalb
hat auch nie irgend ein großer und mächtiger König
dergleichen von einem Schriftkundigen, Wahrsager oder Chaldäer
verlangt! Denn die Sache, die der König verlangt, ist schwer. Es ist
auch niemand, der es dem König kundtun könnte, ausgenommen die
Götter, deren Wohnung nicht bei dem Fleische ist! Darob ward der
König sehr aufgebracht und zornig und befahl, alle Weisen zu Babel
umzubringen. Und der Befehl ging aus, die Weisen zu Babel zu töten;
und man suchte auch Daniel samt seinen Mitverbundenen, um sie zu
töten. (Daniel 2, 1-13)
Nebukadnezar hat einen Traum,
der ihn wirklich beunruhigt. Er braucht eine wahrhaftige und
verlässliche Antwort. Das übliche Geplänkel bei Hof reicht
ihm nicht. Er muss die Wahrheit wissen. Und in diesem Momment
existenzieller Sorge greift das Misstrauen, das er offenbar schon
länger gegenüber seinen Beratern hegt, er empfindet, dass sie
ihm doch nur dummes Zeug erzählen werden, wie so oft. Daher fasst er
diesen teuflischen Plan. Kommt in dieser Geschichte die Eisamkeit der
Führungskraft nicht deutlich zum Ausdruck? Sie bringt auch zum
Ausdruck, wie sich eine Führungskraft von liebedienerlichen Typen
umgarnen lässt. Offenbar hatte Nebukadnezar niemanden mehr, dem er
wirklich vertraute. Es bleibt offen, warum das so ist. Hatte er alle schon
hingerichtet, die es gewagt haben, ihm auf Grund ihrer Sachkompetenz zu
widersprechen? Warum hat er keine Menschen um sich herum, denen er vertraut,
die ihm auch einmal die abweichende Meinung sagen. Nicht immer ist ein böses
Schicksal schuld, wenn eine Führungskraft einsam wird. Manchmal ist es auch die
Angst, dass mir jemand meinen Stuhl wegnimmt. Der inkompetente Liebediener
ist eher kein Gegner, es ist der leichtere Weg, solch einen Menschen zum Berater zu machen.
Bemerkenswert ist, dass er lange damit lebt,
offenbar, weil es ihm politisch opportun erschien. In seiner
Führungsposition hat er sich aus menschlichen Bindungen gelöst.
Dies ist einfacher. Ich weiß von einem Spitzenmanager, der beim
Antritt seiner Führungsposition erst einmal alle Duz-Freundschaften
widerrufen hat. Er wusste, dass er sich in eine Einsamkeit begeben musste
und er hat es sehr bewusst getan. Wie sich dieser Verlust an sozialer
Bindung auswirkt, wie ein Mensch verändert wird, wenn er sich nur
noch auf die Macht verlässt, das zeigt uns Nebukadnezar. Nicht nur,
dass er völlig überzogene Forderungen stellt, er wird zum
Mörder. Wenn man diese Geschichte weiterliest, dann sieht man auch,
dass Daniel mit Gottes Hilfe diese Situation übersteht. Dies ist die
Hoffnung, die dem Geschundenen bleibt. Die anderen, die sich nur auf die
Nähe zur Macht, auf ihre Beziehung zum Thron verlassen haben, hat es
über Nacht dahin gerafft.
Nun ist das reale Leben nicht immer so gerecht. Aber die Hitlers und
Stalins dieser Welt haben immer nur eine beschränkte Zeit. Ist
diese um, so stürzen sie.
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