Glaube und Liebe Nachdenkliches für unsere Brüder und Schwestern Impfverweigerer   Zusammenfassung Wir besitzen die herrlichen Verheißungen der Bibel. Sie sind wie ein Licht auf unserem Lebensweg. In diesen Verheißungen offenbart sich die Liebe Gottes zu uns Menschen. Diese Verheißungen sind ein hohes Gut, ein Vorrecht, das wir vor allen anderen Menschen besitzen. Wir dürfen uns ohne Einschränkung darüber freuen. Aber leider zeigt die Kirchengeschichte auch, dass uns diese Verheißungen auch hart machen können. Da sind die Menschen, die Heilung nur von Jesus erwarten und alle anderen Behandlungen ablehnen: Weil Jesus mein Heiland ist, erwarte ich von ihm Heilung, nur von ihm. Und deswegen brauche ich nicht, ja darf ich nicht zum Arzt gehen und meine Ehefrau, meine Kinder auch nicht. Ich glaube, koste es was es wolle. Andere machen diese Verheißungen ängstlich, weil sie ihren Glauben in Frage gestellt sehen, wenn Gott nicht so handelt, wie sie das im Glauben und im Blick auf die Verheißung erwarten. Dann fragen sie sich, ob sie genug glauben, so dass Gott ihren Glauben mit der Erfüllung der Verheißung überhaupt erst belohnen kann? Solche Menschen verlieren schnell die Freiheit, das Naheliegende zu tun. Das Naheliegende ist etwas für die Ungläubigen. Da kann der Glaube schnell zu Hochmut werden, ein Hochmut, der den Gläubigen in seinem sozialen Umfeld isoliert und auch zur Gefahr werden lässt. Wenn der Glaube an seine Grenzen stößt, dann wird er zu einer Herausforderung für meine Liebe. Paulus lehrt uns, dass Glaube ohne Liebe wertlos ist. Und damit öffnet sich für mich ein viel weiterer Blick und eine ganz neue Dimension des Glaubens. Schlagwörter: Angst - Apostel Johannes - Härte - Jesus - Liebe - Liebe Gottes zum Menschen - Paulus - Prophetie - Reden Gottes - Verheißung Der Text zur Predigt Psalmen 91 Wer unter dem Schirm des Höchsten sitzt und unter dem Schatten des Allmächtigen bleibt, der spricht zu dem HERRN: Meine Zuversicht und meine Burg, mein Gott, auf den ich hoffe. Denn er errettet dich vom Strick des Jägers und von der schädlichen Pestilenz. Er wird dich mit seinen Fittichen decken, und deine Zuversicht wird sein unter seinen Flügeln. Seine Wahrheit ist Schirm und Schild, daß du nicht erschrecken müssest vor dem Grauen der Nacht, vor den Pfeilen, die des Tages fliegen, vor der Pestilenz, die im Finstern schleicht, vor der Seuche, die im Mittage verderbt. Ob tausend fallen zu deiner Seite und zehntausend zu deiner Rechten, so wird es doch dich nicht treffen. Ja du wirst mit deinen Augen deine Lust sehen und schauen, wie den Gottlosen vergolten wird. Denn der HERR ist deine Zuversicht; der Höchste ist deine Zuflucht. Es wird dir kein Übel begegnen, und keine Plage wird zu deiner Hütte sich nahen. Denn er hat seinen Engeln befohlen über dir, daß sie dich behüten auf allen deinen Wegen, daß sie dich auf Händen tragen und du deinen Fuß nicht an einen Stein stoßest. Auf Löwen und Ottern wirst du gehen, und treten auf junge Löwen und Drachen. "Er begehrt mein, so will ich ihm aushelfen; er kennt meinen Namen, darum will ich ihn schützen. Er ruft mich an, so will ich ihn erhören; ich bin bei ihm in der Not; ich will ihn herausreißen und zu Ehren bringen. Ich will ihn sättigen mit langem Leben und will ihm zeigen mein Heil." ?Was für ein herrlicher Psalm. Während man den Text liest, hat man den Chorgesang zu diesem Psalm im Ohr. Einen solchen Psalmen muss man nach Luther lesen, weil keine andere deutsche Bibelübersetzung diese Kraft der Sprache besitzt, über die Luther verfügte. Dieser Psalm ist eine Verherrlichung der Liebe Gottes zu uns Menschen: Ob tausend fallen zu deiner Seite und zehntausend zu deiner Rechten, so wird es doch dich nicht treffen. (Psalmen 91,7) Welch ein Wort, welch eine Zusage, welch ein Wort des Glaubens: „Meine Zuversicht und meine Burg, mein Gott, auf den ich hoffe.“  (Psalmen 91,2) Und doch hat bereits Jesus diesen Psalm als Anfechtung erlebt: Darauf nimmt ihn der Teufel mit sich in die heilige Stadt und stellt ihn auf die Zinne des Tempels und spricht zu ihm: Bist du Gottes Sohn, so wirf dich hinab; denn es steht geschrieben: «Er wird seinen Engeln deinethalben Befehl geben, und sie werden dich auf den Händen tragen, damit du deinen Fuß nicht etwa an einen Stein stoßest.» (Matthäus 4,5-6) Und Jesus macht deutlich, dass nicht ein einzelner Vers, sondern nur die ganze Schrift Wort Gottes ist: Da sprach Jesus zu ihm: Wiederum steht geschrieben: «Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht versuchen.» (Matthäus 4,7) Ausgerechnet solch ein herrliches Wort missbraucht der Satan, um den Sohn Gottes zu verführen? Die ganze Schrift anschauen, das heißt für Psalmen 91, dass wir vielleicht auch einmal den Psalmen 90 über die Vergänglichkeit des Menschen anschauen. Auch in diesem Psalm ist davon die Rede, dass Gott unsere Zuflucht ist: „Gott, du bist unsre Zuflucht für und für.“ (Psalmen 90,1) Aber dann wird der Text bedrückend: „... du, Gott, von Ewigkeit zu Ewigkeit, der du die Menschen lässest sterben ...“ (Psalmen 90,3, Elberfelder) Das hören wir nicht gerne, eine solche Erkenntnis mündet leicht in das „Alles ist eitel!“ des Predigers Salomos: Denn das Schicksal der Menschenkinder und das Schicksal des Viehs ist ein und dasselbe: die einen sterben so gut wie die andern, und sie haben alle einerlei Odem, und der Mensch hat nichts vor dem Vieh voraus; denn es ist alles eitel. Alle gehen an einen Ort: alles ist aus dem Staube geworden, und alles kehrt auch wieder zum Staub zurück. Wer weiß, ob der Geist des Menschen aufwärts steigt, der Geist des Tieres aber abwärts zur Erde fährt? So sah ich denn, daß es nichts Besseres gibt, als daß der Mensch sich freue an seinen Werken; denn das ist sein Teil! Denn wer will ihn dahin bringen, daß er auf das sehe, was nach ihm sein wird? (Prediger 3,19-22) Dieses Wort des Predigers Salomos ist von Zweifel geprägt: „Wer weiß, ...“ und passt so gar nicht in den Tonfall des Psalmen 91. Klar ist, was wir lieber hören. Aber wo stehst du heute innerlich. Bist du mit einem begeisterten „Meine Zuversicht und meine Burg, mein Gott, auf den ich hoffe.“ in diesen Gottesdienst gekommen oder war es eher ein „Wer weiß, ...“, möchtest du Glauben erleben oder lieber erst einmal Zweifel ausräumen? Wir merken, dass die Psalmen nicht nur Hochgefühle auslösen, sondern auch unsere Begrenztheit kennen. Der Blick auf die unbeschreibliche Herrlichkeit Gottes führt uns immer wieder unsere Begrenztheit vor Augen. Und es ist nicht nur die Begrenztheit unseres Lebens, es ist auch die Begrenztheit unseres Glaubens: „Wer weiß, ...“ Und dann sind da die gesunden Glaubenshelden unter uns, die voller Inbrunst beten: HERR, deine „Wahrheit ist Schirm und Schild, dass“ ich „nicht erschrecken“ muss „vor dem Grauen der Nacht, vor den Pfeilen, die des Tages fliegen, vor der Pestilenz, die im Finstern schleicht, vor der Seuche, die im Mittage verderbt.“ (Psalmen 91,4-6) Und gleichzeitig sitzt in dem Gottesdienst ein anderer Bruder, der CORONA vielleicht nur knapp überlebt hat oder der einen gläubigen Angehörigen wegen CORONA verloren hat. Dieser Bruder fragt sich dann: „Habe ich genug geglaubt?“ „Warum widerfährt gerade mir das?“ Und ich höre sie im Geiste reden: „Wir müssen als ganze Gemeinde fest und einmütig glauben, jeder einzelne ist da gefordert, in unerschütterlichem Glauben zum HERRN zu flehen.“ Das ist ja alles richtig und soll hier nicht kritisiert werden. Aber sehr schnell kommt dann der Umkehrschluss, wenn das Erbetene nicht geschieht, die Heilung nicht so, wie erbetet, erfolgt: „Wir haben eben nicht fest und einmütig geglaubt, wir haben Zweifel gehabt ... und deshalb konnte der HERR uns keine Gebetserhörung schenken ...“ Und meist hat der Zweifel dann auch einen Namen und eine Adresse: „Weil dieser Bruder oder jene Schwester Bedenken geäußert haben, deswegen ...“ Jesus sagt einmal, als er angegriffen wird, weil er Gott seinen Vater nannte: Da antwortete Jesus und sprach zu ihnen: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch, der Sohn kann nichts von sich selbst tun, sondern nur, was er den Vater tun sieht; denn was dieser tut, das tut gleicherweise auch der Sohn. (Johannes 5,19) Selbst Jesus kann also nichts erzwingen. Sein Wirken ist von einer ganz engen Beziehung zu seinem Vater geprägt, so dass er sagen kann: „.. was er den Vater tun sieht ...“ Gottesmänner und -frauen, die Heilungen als Gebetserhörungen erleben, leben selber in einer sehr engen Beziehung zu Gott und werden durch den Geist Gottes so geleitet, dass sie Gottes Handeln hier sichtbar machen können. Wenn Jesus sagt: „der Sohn kann nichts von sich selbst tun ...“ Wer sind wir, dass wir meinen, wir könnten mehr tun als der Sohn. Aber es steht doch geschrieben: An jenem Tage werdet ihr in meinem Namen bitten, und ich sage euch nicht, daß ich den Vater für euch bitten wolle; denn der Vater selbst hat euch lieb, weil ihr mich liebet und glaubet, daß ich von Gott ausgegangen bin. (Johannes 16,26-27) Gott tut in seiner Liebe vieles für uns, was er von sich aus nicht getan hätte. Aber er macht uns nicht zu Herren über sein Handeln. Er behält sich das „Nein“ zu unseren Bitten vor. Paulus beschreibt es im zweiten Brief an die Korinther: Und damit ich mich der außerordentlichen Offenbarungen nicht überhebe, wurde mir ein Pfahl fürs Fleisch gegeben, ein Engel Satans, daß er mich mit Fäusten schlage, damit ich mich nicht überhebe. Seinetwegen habe ich dreimal den Herrn gebeten, daß er von mir ablassen möchte. Und er hat zu mir gesagt: Laß dir an meiner Gnade genügen, denn meine Kraft wird in der Schwachheit vollkommen! Darum will ich mich am liebsten vielmehr meiner Schwachheiten rühmen, damit die Kraft Christi bei mir wohne. (2.Korinther 12,7-9) Es gibt Bitten, die nicht erfüllt werden. Unser Glaube ist kein Schwert, das wir gegen Gott gebrauchen könnten. Der Glaube ist ein Schild zu unserem Schutze: Bei dem allen aber ergreifet den Schild des Glaubens, mit welchem ihr alle feurigen Pfeile des Bösewichts auslöschen könnet. Und nehmet den Helm des Heils und das Schwert des Geistes, nämlich das Wort Gottes. (Epheser 6,16-17) , das Schwert des Geistes ist das Wort Gottes selber. Das scharfe zweischneidige Schwert kommt aus dem Munde Jesu . Mit ihm wird er Krieg führen gegen die Menschen, die innerhalb und außerhalb der Gemeinde die Menschen durch falsche Lehren zur Sünde verleiten (Offenbarung 2,12 und Offenbarung 2,16 im Sendschreiben an die Gemeinde in Pergamon). Schließlich spricht auch der Hebräerbrief von dem Wort Gottes als dem Schwert: Denn das Wort Gottes ist lebendig und wirksam und schärfer als jedes zweischneidige Schwert, und es dringt durch, bis es scheidet Seele und Geist, auch Mark und Bein, und ist ein Richter der Gedanken und Gesinnungen des Herzens; (Hebräer 4,12) Nie ist davon die Rede, das das Wort Gottes ein Schwert in unserer Hand ist, das wir gegen den Bruder richten dürfen, um ihn zum rechten Glauben zu zwingen. Das Wort selber und der erhöhte HERR sind und führen das Schwert, nicht wir. So sehen wir die zwei Seiten, in die uns der starke Glaube führen kann, wenn wir ihn zur Aburteilung des Bruders missbrauchen. Einerseits macht er mich hart und unsensibel für die Not des Bruders, der in einer Lebensphase ist, in der er die heilende Kraft Jesu nicht so spürt wie andere, die gerade auf einer Welle des Erfolges oder der Freude schwimmen. Andererseits macht sie mich ängstlich, meine Anliegen wie ein Kind vor Gott zu bringen. Ich stehe unter Erfolgszwang, denn wenn ich bete, dann muss es auch geschehen, andernfalls habe ich nicht genug geglaubt ... Das Kind, das von seinen Eltern etwas erbettelt, fragt ja auch nicht, ob den Eltern diese Bitte Freude macht oder nicht. Es bettelt einfach darauf los. So sollten auch wir unsere Anliegen vor Gott bringen und dem Wort Jesu vertrauen: „... der Vater selbst hat euch lieb.“ Wir haben kein Recht, das Gebet des Bruders zu kritisieren, der Vater selbst hat diesen Bruder lieb. Der Vater wird schon wissen, wie er mit diesem Bruder umzugehen hat. Er braucht dazu unsere Beratung nicht. Was heißt das nun im Blick auf unseren Bruder Impfverweigerer, der sich vielleicht sogar auf diesen Psalm beruft? Wenn jemand sagt, der HERR habe ihm diese Wort aus Psalmen 91 als Antwort auf seine Frage, ob er sich impfen lassen soll, geschenkt, so haben wir dies zu akzeptieren: Ob tausend fallen zu deiner Seite und zehntausend zu deiner Rechten, so wird es doch dich nicht treffen. (Psalmen 91,7) Allerdings sagt dieses Wort, das über 2 000 Jahre vor der Erfindung des Impfens geschrieben wurde, nichts über Impfungen aus. Denn Impfungen haben bekanntlich zwei Wirkungen: Eine Impfung schützt den Geimpften zu einem gewissen Grade, meist nicht zu 100 Prozent, aber vielleicht zu 80 oder 90 Prozent. Zum anderen aber reduzieren Impfungen auch das Risiko, dass ich andere anstecke. Auch hier gibt es keinen 100-prozentigen Schutz, aber das Risiko wird reduziert. Nicht verschwiegen werden soll, dass Impfungen wie alles, was wir tun, gewisse Nebenwirkungen haben. Wenn ich morgens das Haus verlasse, so besteht eine gewisse Gefahr, dass ich als Fußgänger im Straßenverkehr umkomme. Niemand, der morgens seine Brötchen holt, macht sich über diese Gefahr Gedanken. Sie wird einfach akzeptiert. So muss sich jemand, der sich nicht impfen lässt, ehrlich vor sich selbst prüfen, aus welchen Gründen er oder sie es nicht tun möchte. Denn im Umgang mit Risiken verhalten wir uns sehr irrational: Ist irgendwo gerade ein Flugzeugabsturz gewesen, so berichten alle Zeitungen darüber und Menschen, die am nächsten Tag eine Flugreise antreten müssen, tun dies mit starken Bedenken und werden auch von anderen bedauert, dass sie gerade jetzt fliegen müssen. Dabei ändert sich an dem persönlichen Risiko nichts, die Tatsache, dass irgendwo in der Welt ein Flugzeugabsturz war, beeinflusst mein persönliches Risiko nicht. Wir fahren mit dem Auto wohlgemut zum Flughafen, obwohl das Risiko, bei einer Autofahrt tödlich zu verunglücken, deutlich höher ist als bei einer vergleichbaren Flugreise. Und dies gilt für Impfungen umso mehr, weil hier hinzukommt, dass ich überhaupt keine Erfahrung mit diesen Risiken habe. Ich muss glauben, dass die Impfung hinreichend erprobt ist, dass die Kontrollmechanismen der staatlichen Zulassungsbehörden sorgfältig und unbestechlich arbeiten, dass die Verschwörungstheorien, mit denen ich konfrontiert werde, Unsinn sind, dass nicht doch ein «Körnchen» Wahrheit an den Verschwörungstheorien ist. Wer aber vor der Impfung Angst hat, der sollte sich dies auch eingestehen und diese Angst ehrlich im Gebet vor Gott ausbreiten. Ich kann mich selbst belügen, die Angst ignorieren. Aber vor Gott kann ich nicht unehrlich sein. Er weiß sehr wohl, aus welchen Gründen ich mich entschieden habe. Ihm kann ich nichts vormachen, schon gar nicht kann ich ihm einen Glaubenshelden vorspielen, wenn ich eigentlich nur Angst habe. Es bleibt also dabei, ich muss mir selbst schonungslos Rechenschaft geben, ob es Angst ist, die mich treibt, mich nicht impfen zu lassen. Und dann sollte ich diese Angst vor Gott bringen: „HERR, ich habe Angst vor der Impfung. Zeige du mir, was ich tun soll.“ So könnte mein Gebet lauten. Und dann sollte ich aber, wie Maria, bereit sein. Bei der Hochzeit zu Kana spricht sie zu den Dienern des Küchenchefs: „Was er euch sagen wird, das tut!“ (Johannes 2,3-5 ) Dies Wort gilt für alle Frage, die wir im Gebet vor Gott ausbreiten, auch für die Impfung. Erst, wenn wir guten Gewissens sagen können, dass es nicht die Angst vor einer Impfung ist, lohnt es sich, über geistliche Fragen und den Bezug zu Psalmen 91 weiter nachzudenken. Nun mag jemand sagen, dass ihm im Gebet dieses Bibelwort gegeben worden ist: daß du nicht erschrecken müssest vor dem Grauen der Nacht, vor den Pfeilen, die des Tages fliegen, vor der Pestilenz, die im Finstern schleicht, vor der Seuche, die im Mittage verderbt. (Psalmen 91,5-6) Und deswegen lasse ich mich nicht impfen, ich brauche das nicht. Zu Beginn der CORONA-Pandemie haben sich einige Kirchengemeinden über die Schutzmaßnahmen hinweggesetzt, weil sie das nicht für nötig hielten. Die Gründe sind sicherlich im Einzelnen verschieden und mir nicht bekannt. Einige Gemeinden wurden auf diese Weise bundesweit bekannt, weil sie deutlich zur Verbreitung von CORONA in ihrer Nachbarschaft beigetragen haben. Hier muss man doch die Frage stellen, ob dies nun besonders ungläubige Gemeinden waren, die Gott strafen wollte. Jedenfalls galt für diese Gemeinden das Wort aus Psalmen 91 nicht: „Denn er errettet dich ... von der schädlichen Pestilenz.“ Allerdings ist mir nicht bekannt, ob diese Gemeinden auch Tote zu beklagen hatten oder ob sie alle geheilt werden konnten. Das ist auch für uns nicht maßgebend, denn es stellt sich uns hier eine ganz andere Frage: Habe ich auch meinen Nächsten im Blick, wenn ich darüber nachdenke, ob ich mich impfen lasse oder nicht. Der Apostel Paulus schreibt an die Gemeinde in Korinth: Wenn ich mit Menschen und Engelzungen rede, aber keine Liebe habe, so bin ich ein tönendes Erz oder eine klingende Schelle. (1.Korinther 13,1) Damit ist er auf dem festen Grund der Worte Jesu. Jesus macht die Liebe zu einem Erkennungsmerkmal seiner Gemeinde: Daran wird jedermann erkennen, daß ihr meine Jünger seid, wenn ihr Liebe untereinander habt. (Johannes 13,35) Jesus macht die Liebe zu der einen Voraussetzung dafür, dass der Vater durch den Heiligen Geist in uns wohnen kann: Jesus antwortete und sprach zu ihm: Wenn jemand mich liebt, so wird er mein Wort befolgen, und mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und Wohnung bei ihm machen. (Johannes 14,23) Es ist also nicht die Rechtgläubigkeit, die missionarische Durchschlagskraft, die Freiheit von Angst, die Heldenhaftigkeit meines Glaubens, es ist die Liebe zu Jesus, die mein Leben zu einem Gott wohlgefälligen Leben macht, so dass er in mir wohnen kann und will. Und diese Liebe schließt die Liebe zum Nächsten ein, wie Jesus im Gleichnis von dem barmherzigen Samariter uns eindrucksvoll vor Augen führt (Lukas 10,25-37). Diese Dinge braucht man in der Theorie unter Christen nicht weiter zu diskutieren, doch in der innerkirchlichen Praxis steht die Liebe sehr schnell im Schatten der Rechtgläubigkeit und der Erfolgsorientierung. Dabei macht der Apostel Paulus doch ganz deutlich, dass die Liebe absolute Priorität besitzt: „... wenn ich allen Glauben besitze, so daß ich Berge versetze, habe aber keine Liebe, so bin ich nichts.“ (1.Korinther 13,2) Er schließt damit unmittelbar an ein Wort Jesu an, das er den Jüngern sagt: Jesus aber sprach zu ihnen: Um eures Kleinglaubens willen! Denn wahrlich, ich sage euch: Wenn ihr Glauben hättet wie ein Senfkorn, so würdet ihr zu diesem Berge sprechen: Hebe dich von hier weg dorthin! Und er würde sich hinwegheben, und nichts würde euch unmöglich sein. (Matthäus 17,20) Jesus sagt dieses Wort, um die Bedeutung des Glaubens vor den Jüngern hervorzuheben. Und doch sagt Paulus ganz eindeutig: Ohne Liebe ist das alles nichts. Und so stellt sich uns die Frage, ob unsere Liebe zu unserem Mitmenschen groß genug ist, um all unsere Bedenken hintanzustellen, auch unser Bedürfnis, unseren großen Glauben vor der Gemeinde zu dokumentieren. Die Frage, ob Psalmen 91 eine Basis ist, dass ich mich als Christ nicht impfen zu lassen brauche, tritt vor der Frage zurück, wie sehr ich meinen Nächsten liebe. Ist meine Liebe zu meinem Nächsten so groß, dass ich meinen Glaubensehrgeiz zurückstelle und im Vertrauen auf Gott mich impfen lasse? Habe ich genug Vertrauen zu Gott, dass ich glauben kann, dass Gott mich auch vor eventuellen Folgen der Impfung bewahren kann, weil ich mich aus Liebe zu meinem Nächsten impfen lassen möchte? Der Glaube ist für unser Leben ganz, ganz wichtig. Aber die Liebe baut auf den Glauben auf und führt uns noch näher an das Vaterherz Gottes, von dem der Apostel Johannes den Gemeinden schreibt: Geliebte, lasset uns einander lieben! Denn die Liebe ist aus Gott, und wer liebt, der ist aus Gott geboren und kennt Gott. Wer nicht liebt, kennt Gott nicht; denn Gott ist Liebe. (1.Johannes 4,7-8) Um den Glauben hat es große Kriege gegeben. Und diese Kämpfe setzen sich bis heute fort und schwelen teilweise im Untergrund. Um den Glauben werden nicht nur zwischen den Konfessionen, sondern auch innerhalb der Konfessionen und innerhalb der einzelnen Ortsgemeinden Kriege geführt, wenn nicht mit Waffen, dann aber doch mit Worten und in der Art wie wir miteinander umgehen oder auch uns gegenseitig aus dem Wege gehen. Da ist die Frage „Impfen“ oder „Nicht impfen“ nur eine temporäre Erscheinung. Und doch kann man daran sehr deutlich erkennen, wie es um unsere Liebe bestellt ist, unsere Liebe zu Gott, unsere Liebe zu unserem Nächsten und schließlich und endlich auch um unsere Liebe zu uns selbst. Denn mit Bedacht heißt es bereits im Gesetz des Mose: Du sollst nicht Rache üben, noch Groll behalten gegen die Kinder deines Volkes, sondern du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst! Denn ich bin der HERR. (3.Mose 19,18) Wann immer unser (vermeintlicher) Glaube uns also in Situationen führt, in denen wir Groll empfinden, selbst wenn wir diesen Groll als Enttäuschung tarnen, immer wenn die Liebe nicht mehr im Vordergrund steht, dann können wir davon ausgehen, dass wir nicht mehr völlig mit dem Gott der Liebe im Einklang sind, vielleicht bereits in Anfechtungen durch den Satan stehen. Denn der Satan hat eine Doppelstrategie im Kampf um die Menschen: Zum einen macht er ihnen Angst, ihr Leben Jesus zu übergeben, weil sie dann dieses oder jenes nicht mehr dürfen: „Alles, was Spaß macht, ist verboten!“. Bei dem Gläubigen wirkt das nicht, denn er weiß es besser. Also führt er den Gläubigen auf den Söller, damit er mit einer vermeintlichen Glaubenstat Gott herausfordert. Der Apostel Paulus schreibt es der Gemeinde in Korinth: Prüfet euch selbst, ob ihr im Glauben seid; stellet euch selbst auf die Probe! Oder erkennet ihr euch selbst nicht, daß Jesus Christus in euch ist? Es müßte denn sein, daß ihr nicht echt wäret! (2.Korinther 13,5) Er schreibt es aus Anlass eines Konfliktes unter Gläubigen. Und er beschließt den Brief mit den Worten: Übrigens, ihr Brüder, freuet euch, lasset euch zurechtbringen, lasset euch ermahnen, sinnet auf dasselbe, haltet Frieden, so wird der Gott der Liebe und des Friedens mit euch sein! (2.Korinther 13,11) Die Liebe, die wir untereinander empfinden, ist ein guter Gradmesser, wieweit dieser „Gott der Liebe und des Friedens“ unter uns wirken kann. So lasst uns die Liebe untereinander in unserer Gemeinde - der städtischen Gemeinde oder Nachbarschaft genauso wie der kirchlichen Gemeinde - immer in den Mittelpunkt stellen und alle unsere Entscheidungen unter dem Blickwinkel der Liebe prüfen: sie erträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles, sie duldet alles. (1.Korinther 13,7) „Denn die Liebe ist aus Gott“ (1.Johannes 4,7). „... denn Gott ist Liebe.“ (1.Johannes 4,8). Amen