Predigt über Psalm 1 Die Bedeutung des Singens Wasserbäche lebendigen Wassers - nicht nur am Sonntag Zusammenfassung Singen erfrischt uns und öffnet die Seele für Gott. Unser Singen hat etwas mit dem zu tun, wo wir verwurzelt sind. Psalm 1 spricht von dieser Verwurzelung in den Wassergründen Gottes. Er zeigt uns die Kraft und die Geborgenheit, die daraus erwächst. Die Predigt möchte uns in Erinnerung rufen, dass die Psalmen uns durch jeden Tag begleiten wollen, nicht nur am Sonntagvormittag. Der Text zur Predigt aus Psalm 1 Wohl dem, der nicht wandelt nach dem Rate der Gottlosen, noch tritt auf den Weg der Sünder, noch sitzt, da die Spötter sitzen; sondern seine Lust hat am Gesetz des HERRN und in seinem Gesetze forscht Tag und Nacht. Der ist wie ein Baum, gepflanzt an Wasserbächen, der seine Frucht bringt zu seiner Zeit und dessen Blätter nicht verwelken, und alles, was er macht, gerät wohl. Nicht so die Gottlosen; sondern sie sind wie Spreu, die der Wind zerstreut. Darum werden die Gottlosen nicht bestehen im Gericht, noch die Sünder in der Gemeinde der Gerechten; denn der HERR kennt den Weg der Gerechten; aber der Gottlosen Weg führt ins Verderben. Soweit der Bibeltext. Der erste Psalm steht wie ein Motto über den Psalmen, wie eine Überschrift, eine Zusammenfassung oder ein Vorwort dieses Gemeindeliederbuches des alten Bundes. Er enthält das Geheimnis der Psalmen, ihre Bedeutung für die Gemeinde in sehr klarer Form. Wenn wir uns heute mit Psalm 1 beschäftigen, so soll unser eigentliches Thema sein: Welche Bedeutung hat der Psalm, das Lied der Glaubenden, das Lied der Heiligen in unserem persönlichen Leben? Fünf Dinge braucht der Mensch, der sich aufmacht, in den Gottesdienst zu gehen, in die Nähe des lebendigen Gottes zu treten: * einen Psalm * eine Lehre * eine Offenbarung * eine Zungenrede * eine Auslegung So schreibt es der Apostel Paulus an die Korinther (1.Korinther 14,26). Nun wird nicht jeder alles gleichzeitig mitbringen können. Aber man beachte, dass in dieser Liste der Psalm an der ersten Stelle steht. Mit welchem Psalm sind wir heute in den Gottesdienst gekommen? Der Chor hat seine Psalmen sorgfältig geübt und sich dadurch auf den heutigen Gottesdienst gut vorbereitet. Aber wie steht es mit uns anderen, die wir keine Chorsänger sind? Kommt aus der vergangenen Woche ein Psalm mit uns in diesen Gottesdienst hinein? Hatten wir heute Morgen schon ein Lied auf den Lippen, als wir aufgestanden sind? Singt es in uns, wenn wir an das Haus Gottes denken? Freuen wir uns auf die Lieder, die heute gesungen werden? Endlich können wir einmal wieder in der Gemeinde des lebendigen Gottes unseren Herrn loben. Finden wir uns da wieder? Wohl dem, der nicht wandelt nach dem Rate der Gottlosen, … Dies ist kein Text, der uns warnen will, in den Stadtrat zu gehen. Er will uns auch gar nicht warnen. Der Text spricht einen Segen aus: Heil dem Mann oder der Frau … Glücklich der Mann oder die Frau … Selig der Mann oder die Frau … Wohl dem Mann oder der Frau … Glücklich der Mann oder die Frau, deren Grundüberzeugungen in der Bibel, im Wort Gottes wurzeln.… Da gibt es so manchen, der der Wissenschaft und dem Zeitgeist so verhaftet ist, dass er oder sie schon arge Mühe hat, Platz und Raum für Jesus in diesem Weltbild zu schaffen. Glücklich bist Du, wenn bei Dir Jesus der erste ist und erst danach die zeitbezogenen Erkenntnisse der Wissenschaft und der Mode und des Zeitgeistes kommen. Unser Text sagt hier kein Wehe zu uns, nein, er nennt uns glücklich, wenn wir uns von den Zwängen, die von den Gottlosen ausgehen, befreien. Und hier ist in der Tat viel Raum zum Nachdenken: Wieviel Druck übt die Mode auf Menschen aus, wieviel Druck das Schönheitsideal, wieviel Druck können Gruppen auf einzelne Menschen ausüben. Unser Text macht diese Dinge nicht schlecht. Er verbietet nichts. Nein, er sagt uns: Glücklich bist Du, wenn Du diesem Druck nicht ausgesetzt bist. Wie wahr … Glücklich der Mann und die Frau, der oder die nicht tritt auf den Weg der Sünder: Ja, wie soll man das denn machen: Über unsere Autobahnen, über alle unsere Straßen fahren doch Gerechte wie Ungerechte. Und das gleiche gilt für meine Wohngegend, für meinen Beruf, für alle öffentlichen Lebensbereiche, überall sind Gerechte wie Ungerechte. Dies ist nun einmal das Wesen einer demokratischen Gesellschaft. Aber ist das die Aussage unseres Textes? Soll wir uns von unseren Mitmenschen zurückziehen, nur noch unter Christen leben? Meint dies unser Wort? Unser Wort spricht nicht von den Menschen, unser Wort spricht vom Weg der Menschen: Glücklich der Mann und die Frau, der oder die nicht tritt auf den Weg der Sünder: Es ist der Weg, es ist die Art, wie diese Menschen ihr Leben führen. Es ist der Lebensentwurf des Sünders. Es gibt Christen, die loten aus, was möglich ist: Darf ein Christ dies, darf ein Christ das? Was ist gerade noch akzeptabel für einen Christen und wo hört es wirklich auf? Was geht gar nicht? Wenn ein Mensch so sehr nach den Grenzen seines Handelns fragt, ist das nicht ein Zeichen, dass er sich am Weg der Sünder orientiert? Wieviel kann ich mir davon noch leisten? Wo muss ich Schluss machen? Da ist man doch schnell bei der Feststellung, dass immer dann Schluss ist, wenn es beginnt, Spaß zu machen. Wie arm ist ein Christ, wenn er so insgeheim die Freiheit des Sünders bewundert. Unser Text sagt hier ganz klar: Glücklich der Mann und die Frau, der oder die nicht tritt auf den Weg der Sünder: Jesus beruft uns zu einem eigenständigen Weg des Glaubens. Er will für uns Weg, Wahrheit und Leben sein (Johannes 14,6). Dieser Weg, Jesus Christus, definiert sich nicht aus der Sünde heraus, sondern aus dem souveränen und kraftvollen Wort Gottes. Er beruft Menschen in seinen Dienst, er heilt, er öffnet Augen und Ohren, er sendet auch geheilte Menschen in ihr Dorf zurück. So will uns dieses Wort ermutigen, uns nicht aus der Abwesenheit von Sünde, sondern aus der Anwesenheit des lebendigen Gottes zu verstehen, weit weg vom Weg der Sünder. Wenn Du diesen Weg gefunden hast, dann geht es Dir wohl. Am Ende eines solchen Weges ist nicht atheistische Hoffnungslosigkeit oder die zweifelhafte Hoffnung, dass mit dem Tod alles vorbei ist, am Ende eines solchen Weges steht das Wort Jesu aus Matthäus 25,34: Dann wird der König denen zu seiner Rechten sagen: Kommet her, ihr Gesegneten meines Vaters, ererbet das Reich, das euch bereitet ist seit Grundlegung der Welt! Glücklich bist Du, wenn Du den Weg des HERRN gehst, denn diese Gesegneten des HERRN sind ganz überrascht, wenn sie so angesprochen werden: (Matthäus 25,37): Dann werden ihm die Gerechten antworten und sagen: Herr, wann haben wir dich hungrig gesehen und haben dich gespeist, oder durstig und haben dich getränkt? (Matthäus 25,40): Und der König wird ihnen antworten und sagen: Wahrlich, ich sage euch, insofern ihr es getan habt einem dieser meiner geringsten Brüder, habt ihr es mir getan! So wird der Weg, den der unser HERR uns führt, Frucht bringen, von der wir nicht einmal etwas merken. Wohl dem, der auf einem solchen Weg ist. Er braucht sich um nichts zu sorgen. Es gibt Menschen, die strahlen eine große Autorität aus. Aus deren Inneren leuchtet etwas hervor, so dass keiner in ihrer Gegenwart spöttisch über heilige Dinge herziehen mag. Glückselig bist Du, wenn Du ein solcher Mann oder eine solche Frau bist. Nur wenn Geschöpf und Schöpfer im Gleichgewicht sind, in einem Gleichklang, den Jesus hergestellt hat, nur dann kann dieser tiefe Frieden entstehen. Nur auf dem Weg Jesu kann dieser tiefe Frieden entstehen. Und so gewinnt dieses Wort sein Gewicht: Glücklich der Mann und die Frau, der oder die nicht tritt auf den Weg der Sünder: Allerdings, so klar, wie die positive Seite dieses Wortes ist, es hat auch eine negative Seite: „wenn du nicht sitzest …“ Weg vom Rat der Gottlosen, weg vom Weg der Sünder, weg von den Spöttern … Das klingt doch fast wie diese kleine und enge Insel der Seligen, wie Isolation, wie Weltflucht … und es kommt ja noch viel krasser in unserem Text: sondern seine Lust hat am Gesetz des HERRN und in seinem Gesetze forscht Tag und Nacht. Ist es das: Auf einer einsamen Insel Tag und Nacht die Bibel lesen??? Lust am Gesetz des HERRN, was bedeutet das eigentlich für uns? * Die 10 Gebote? * Die Bergpredigt? * Das neue Gebot Jesu? * Oder gar die Gesetze und Regeln Israels aus 3. und 5. Buch Mose, Leviticus und Deuteronomium? Wie beginnen denn die 10 Gebote? „Ich bin der HERR, dein Gott, …“ Das Gesetz des HERRN hat etwas mit der Begegnung mit unserem HERRN zu tun. Er offenbart sich im Gesetz seinem Volk. So bedeutet dieses Nachforschen bei Tag und bei Nacht, dass wir bei Tag und bei Nacht die Begegnung mit unserem HERRN suchen. Sind wir dazu bereit? Können wir die Begegnung mit unserem HERRN ertragen? Was hat ER uns zu sagen, wenn wir stille werden und IHN einmal reden lassen? Was darf ER dann sagen, worauf hören wir? In Maleachi 3,2 lesen wir: Wer aber wird den Tag seiner Zukunft ertragen, und wer wird bestehen, wenn er erscheint? Denn er ist wie das Feuer des Goldschmieds und wie die Lauge der Wäscher. Sind wir vorbereitet auf die Begegnung mit dem lebendigen Gott? Das Leben im Gebet oder, wie es Psalm 1 formuliert: … Lust am Gesetz des HERRN und Forschen in seinem Gesetze bei Tag und Nacht übt uns ein in die Begegnung mit dem lebendigen Gott, so dass wir zu solchen werden, die seine Erscheinung liebhaben: hinfort liegt für mich die Krone der Gerechtigkeit bereit, welche mir der Herr, der gerechte Richter, an jenem Tage zuerkennen wird, nicht aber mir allein, sondern auch allen, die seine Erscheinung liebgewonnen haben. schreibt Paulus im zweiten Brief an Timotheus 2.Timotheus 4,8. Wie werden wir zu Menschen, die sich auf sein Erscheinen freuen: Psalm 1 gibt uns die Antwort. Wenn es heißt und in seinem Gesetze forscht Tag und Nacht, so kann man diese Stelle auch übersetzen: jemand, der murmelnd das Gesetz des HERRN am Abend und in der Nacht aufsagt, jemand, der murmelnd das Gesetz des HERRN am Abend und in der Nacht vor sich hin singt, jemand, der murmelnd das Gesetz des HERRN am Abend und in der Nacht vor sich hin summt. Dieser Hinweis führt uns an den Kern unserer Überlegungen. Nicht die einsame Insel ist der angemessene Platz für den Gläubigen. Die Frage ist nicht so sehr, wo ich bin sondern wo ich verwurzelt bin. Was tritt aus mir hervor. Was kommt tief aus unserem Inneren hervor? Was ist unser Lied? Was haben wir zu sagen? Welche Botschaft verkündet unser Leben? Das erste Lied, das Israel singt, ist nach dem 2. Buch Mose 2.Mose 15 das Lied des Mose, als sie durch das Schilfmeer gezogen sind und die ägyptische Bedrohung vernichtet war. In krassem Gegensatz dazu steht das zweite Lied Israels, das überliefert ist, der Gesang vor dem goldenen Kalb der Abgötterei (2.Mose 32). Diese beiden Lieder symbolisieren, was bis heute gilt: Es gibt Lieder des Lebens und Lieder des Todes. Beide Arten von Liedern haben eine große Kraft unser Empfinden zu beeinflussen, unseren Geist zu erheben oder auch uns zu bedrängen, uns zu ängstigen oder uns zu erfreuen und zu stärken. Und damit sind wir bei dem Vers angekommen, der uns zeigt, warum dies alles so wichtig ist (Psalm 1,3): Der ist wie ein Baum, gepflanzt an Wasserbächen, der seine Frucht bringt zu seiner Zeit und dessen Blätter nicht verwelken, und alles, was er macht, gerät wohl. Welch eine Verheißung: Der Mann oder die Frau Gottes, ein Baum, dessen Wurzeln Wasser und damit Lebenskraft finden. Unser Psalm sagt nicht, dass diesem Baum immer die Sonne scheint. Er sagt auch nicht, dass dieser Baum nie Sturm erlebt. Aber was immer dieser Baum erlebt, er steht fest gegründet an den Wasserbächen Gottes, an den Wasserbächen des Heiligen Geistes, der die Lebenskraft gibt, Kälte wie Hitze, Sturm, Regen, aber auch Dürre zu überstehen. Die Aussage: und alles, was er macht, gerät wohl. erinnert an die letzten Worte Davids (2.Samuel 23,5): Steht mein Haus nicht fest bei Gott? Denn er hat einen ewigen Bund mit mir gemacht, in allem wohl geordnet und verwahrt; wird er nicht alles gedeihen lassen, was mir zum Heil und zur Freude dient? So kann ein Mensch reden, der immer an den Quellen Gottes gelebt hat. Trotz schwerer Verfolgung durch Saul, trotz der Empörung seines Sohnes Absalom kann dieser liebliche Psalmdichter (2.Samuel 23,1) in Israel sagen: „ER hat alles gedeihen lassen, was mir zum Heil und zur Freude dient?“ Die Psalmen sind ein äußerer Ausdruck dieser inneren Verbundenheit mit Gott. Die Tatsache, dass meine Wurzeln gut versorgt sind, findet im Lied ihre äußere Gestalt, so wie der Baum an Wasserbächen grüne Blätter trägt. Aber hier gilt auch ein Umgekehrtes: Der Mensch, der singt, der die Psalmen vor sich her singt, bemerkt, wie sich in seinem Inneren längst verschüttete Quellen auftun. In Psalm 22,4 lesen wir: Dann wird der König denen zu seiner Rechten sagen: Kommet her, ihr Gesegneten meines Vaters, ererbet das Reich, das euch bereitet ist seit Grundlegung der Welt! Wenn ich ein Loblied singe, dann nimmt Gott selbst Wohnung in diesem Gesang. Dann öffnen sich die Quellen der Wasserbäche, von denen unser Psalm spricht. * Mögen wir dies in unsere Woche mitnehmen. * Möge immer ein Psalm auf unserer Zunge sein, wenn Missmut oder Ärger uns beschleichen. * Mögen wir diese Quellen des Lebens in uns nutzen und nicht verschütten. * Dies schenke uns der HERR. * Dies möge fest in unserem Gedächtnis bleiben. Amen