Predigt über 1.Samuel 9-10 Saul - Die unerwartete Berufung Gehorsames Warten und die Erfahrung mit dem Heiligen Geist Zusammenfassung So wie Gott Saul über die ausgerissenen Eselinnen zu Samuel führen musste, werden auch wir durch Ereignisse in unserem Leben dazu geführt, neu über unser Leben nachzudenken, Seelsorge in Anspruch zu nehmen oder auch eine neue Berufung in den Dienst zu erfahren. Wie deutlich muss Gott zu uns reden, damit wir ihn auch in unserem hektischen Alltag hören. Die Bibeltexte zur Predigt wurden in die Predigt integriert. Grundlage der Predigt: 1.Samuel 9-10 (Der Predigttext wurde vor der Predigt nicht vollständig verlesen. Erst im Verlauf der Predigt wurden Teile verlesen.) Die Person Saul Es war aber ein Mann von Benjamin, namens Kis, ein Sohn Abiels, des Sohnes Zerors, des Sohnes Bechorats, des Sohnes Aphiachs, des Sohnes eines Benjaminiten, ein wackerer Mann. Der hatte einen Sohn, namens Saul, jung und schön, so daß keiner schöner war unter den Kindern Israel, eines Hauptes höher als alles Volk. (1.Samuel 9,1-2) Sauls Suche nach den verlorenen Eselinnen Aber Kis, der Vater Sauls, hatte seine Eselinnen verloren. Und Kis sprach zu seinem Sohne Saul: Nimm doch einen der Knaben mit dir und mache dich auf, gehe hin und suche die Eselinnen! Und er durchwanderte das Gebirge Ephraim und ging durch die Landschaft Salisa; aber sie fanden sie nicht. Sie gingen auch durch die Landschaft Saalim, da waren sie auch nicht. Darauf durchzogen sie die Landschaft Jemini und fanden sie auch nicht. Als sie aber in die Landschaft Zuph kamen, sprach Saul zu seinem Knaben, der bei ihm war: Komm, laß uns wieder umkehren; mein Vater könnte von den Eselinnen lassen und sich um uns sorgen! (1.Samuel 9,3-5) Saul wird auf Samuel hingewiesen Er aber sprach zu ihm: Siehe doch, es ist ein Mann Gottes in dieser Stadt, und der ist ein ehrwürdiger Mann; alles, was er sagt, trifft sicher ein. So laß uns nun dahin gehen; vielleicht sagt er uns unsern Weg, den wir gehen sollen. Saul aber sprach zu seinem Knaben: Siehe, wenn wir hingehen, was bringen wir dem Mann? Denn das Brot ist ausgegangen in unserm Sack; auch haben wir sonst keine Gabe, die wir dem Manne Gottes bringen könnten; was haben wir? Der Knabe antwortete dem Saul und sprach: Siehe, ich habe einen Viertel Silberschekel bei mir, den will ich dem Manne Gottes geben, daß er uns unsern Weg zeige. Vorzeiten sagte man in Israel, wenn man ging, Gott zu befragen: Kommt, laßt uns zum Seher gehen! Denn die man jetzt Propheten heißt, die hieß man vorzeiten Seher. Saul sprach zu seinem Knaben: Dein Vorschlag ist gut; komm, wir wollen gehen! Als sie nun hingingen zu der Stadt, da der Mann Gottes war, und die Anhöhe zur Stadt hinaufstiegen, trafen sie Jungfrauen, die herauskamen, um Wasser zu schöpfen; zu denselben sprachen sie: Ist der Seher hier? Sie antworteten ihnen und sprachen: Ja, siehe, er ist vor dir; eile nur, denn er ist heute in die Stadt gekommen, weil das Volk heute auf der Höhe zu opfern hat. Wenn ihr in die Stadt kommt, so werdet ihr ihn gerade treffen, ehe er zur Höhe hinaufgeht zum Essen; denn das Volk ißt nicht, bis er kommt; denn er muß das Opfer segnen, darnach essen die Geladenen. Darum so gehet hinauf; denn eben jetzt werdet ihr ihn treffen! (1.Samuel 9,6-13) Sauls Begegnung mit Samuel Und als sie zur Stadt hinauf kamen und in die Stadt eintreten wollten, siehe, da kam Samuel heraus, ihnen entgegen, um zur Höhe zu gehen. Aber der HERR hatte einen Tag zuvor, ehe Saul kam, Samuels Ohr geöffnet und zu ihm gesagt: Morgen um diese Zeit will ich einen Mann aus dem Lande Benjamin zu dir senden, den sollst du zum Fürsten über mein Volk Israel salben, daß er mein Volk von der Philister Hand erlöse; denn ich habe mein Volk angesehen, dieweil sein Geschrei vor mich gekommen ist. Als nun Samuel den Saul ansah, antwortete ihm der HERR: Siehe, das ist der Mann, von dem ich dir gesagt habe, daß er über mein Volk herrschen soll! Da trat Saul zu Samuel unter dem Tor und sprach: Sage mir doch, wo ist hier des Sehers Haus? Samuel antwortete dem Saul und sprach: Ich bin der Seher! Geh vor mir her zur Höhe hinauf; denn ihr sollt heute mit mir essen, und morgen will ich dich ziehen lassen; und alles, was in deinem Herzen ist, will ich dir sagen! Um die Eselinnen aber, die dir vor drei Tagen verlorengegangen sind, bekümmere dich nicht; denn sie sind gefunden! Und wem gehört alles Wünschenswerte in Israel? Nicht dir und deines Vaters ganzem Haus? Saul antwortete und sprach: Bin ich nicht ein Benjaminiter, von einem der kleinsten Stämme Israels, und ist mein Geschlecht nicht das geringste unter allen Geschlechtern der Stämme Benjamins? Warum sagst du mir denn solches? Samuel aber nahm Saul samt seinem Knaben und führte sie in den Saal und setzte sie oben an unter die Geladenen; derer waren bei dreißig Mann. Und Samuel sprach zu dem Koch: Gib das Stück her, das ich dir gab, und von dem ich befahl, du solltest es beiseite legen! Da hob der Koch die Keule ab und brachte sie heraus und setzte sie Saul vor. Und Samuel sprach: Siehe, das ist aufbehalten worden; nimm es vor dich und iß; denn es ist auf die bestimmte Zeit für dich aufbewahrt worden, als ich sagte: Ich habe das Volk eingeladen! Also aß Saul mit Samuel an jenem Tag. (1.Samuel 9,14-24) Samuels Seelsorge an Saul Und als sie von der Höhe in die Stadt hinab gegangen waren, redete er mit Saul auf dem Dach. Und sie standen am Morgen früh auf. Und als die Morgenröte aufging, rief Samuel dem Saul auf dem Dach und sprach: Steh auf! Ich will dich begleiten. Da machte sich Saul auf, und die beiden gingen miteinander hinaus, er und Samuel. Und als sie am Ende der Stadt hinabstiegen, sprach Samuel zu Saul: Sage dem Knaben, daß er vor uns hingehe (und er ging hin) du aber stehe jetzt still, daß ich dir kundtue, was Gott gesagt hat! Da nahm Samuel die Ölflasche und goß sie auf sein Haupt und küßte ihn und sprach: Hat dich nicht der HERR zum Fürsten über sein Erbteil gesalbt? Wenn du jetzt von mir gehst, wirst du zwei Männer finden bei dem Grabe Rahels, im Gebiet Benjamin, bei Zelzach; die werden zu dir sagen: Die Eselinnen sind gefunden, die du suchen gegangen bist; und siehe, dein Vater hat die Nachfrage nach den Eselinnen aufgegeben und sorgt sich nun um euch und spricht: Was soll ich für meinen Sohn tun? Und wenn du von dannen weiter gehst, wirst du zur Eiche Tabor kommen; daselbst werden dich drei Männer antreffen, die zu Gott gen Bethel wallen; einer trägt drei Böcklein, der andere drei Laibe Brot, der dritte einen Schlauch mit Wein. Und sie werden dich grüßen und dir zwei Brote geben, die sollst du von ihren Händen nehmen. Darnach wirst du auf den Hügel Gottes kommen, wo der Philisterposten steht; und wenn du daselbst in die Stadt kommst, wird dir eine Schar Propheten begegnen, die von der Höhe herabkommen, und vor ihnen her Psalter und Handpauken und Flöten und Harfen, und sie werden weissagen. Da wird der Geist des HERRN über dich kommen, daß du mit ihnen weissagst, und du wirst in einen andern Mann verwandelt werden. Wenn dir dann diese Zeichen eingetroffen sind, so tue, was dir unter die Hände kommt, denn Gott ist mit dir. Du sollst aber vor mir nach Gilgal hinabgehen und siehe, daselbst will ich zu dir hinabkommen, um Brandopfer und Dankopfer darzubringen. Sieben Tage lang sollst du warten, bis ich zu dir komme und dir anzeige, was du tun sollst. (1.Samuel 9,25-10,8) Sauls Verwandlung nach dem Wort Gottes durch Samuel Als er nun seine Schultern wandte, um von Samuel wegzugehen, da verwandelte Gott sein Herz, und es trafen alle diese Zeichen am selben Tage ein. Denn als sie dort an den Hügel kamen, siehe, da begegnete ihm eine Schar Propheten, und der Geist Gottes kam über ihn, so daß er in ihrer Mitte weissagte. Als aber die, welche ihn zuvor gekannt hatten, sahen, daß er mit den Propheten weissagte, sprachen sie alle untereinander: Was ist dem Sohne des Kis widerfahren? Ist Saul auch unter den Propheten? Da antwortete ein Mann daselbst und sprach: Und wer ist ihr Vater? Daher kommt das Sprichwort: Ist Saul auch unter den Propheten? Und als er aufgehört hatte zu weissagen, kam er auf die Höhe. Und Sauls Oheim sprach zu ihm und seinem Knaben: Wo seid ihr hingegangen? Sie antworteten: Die Eselinnen zu suchen; und als wir sahen, daß sie nicht da waren, gingen wir zu Samuel. Da sprach Sauls Oheim: Teile mir doch mit, was euch Samuel sagte! Saul antwortete seinem Oheim: Er sagte uns für gewiß, daß die Eselinnen gefunden seien! Was aber Samuel von dem Königtum gesagt hatte, das verriet er ihm nicht. (1.Samuel 10,9-16) Saul wird durch das Los zum König bestimmt Samuel aber berief das Volk zum HERRN gen Mizpa. Und er sprach zu den Kindern Israel: So spricht der HERR, der Gott Israels: Ich habe Israel aus Ägypten geführt und euch aus der Ägypter Hand errettet und aus der Hand aller Königreiche, die euch bedrängten. Ihr aber habt heute euren Gott verworfen, der euch aus all eurem Elend und aus euren Nöten errettet hat, und habt zu ihm gesagt: Setze einen König über uns! Wohlan, so tretet nun vor den HERRN nach euren Stämmen und nach euren Tausendschaften! Als nun Samuel alle Stämme Israels herzutreten ließ, ward durchs Los getroffen der Stamm Benjamin. Und als er den Stamm Benjamin nach seinen Geschlechtern herzutreten ließ, ward getroffen das Geschlecht Matri, und als er das Geschlecht Matri herzutreten ließ, Mann für Mann, da ward getroffen Saul, der Sohn des Kis. Und sie suchten ihn, aber sie fanden ihn nicht. Da fragten sie den HERRN weiter: Ist der Mann schon da? Der HERR antwortete: Siehe, er hat sich beim Geräte versteckt! Da liefen sie hin und holten ihn von dort. Und als er unter das Volk trat, war er eines Hauptes höher als alles Volk. (1.Samuel 10,17-23) Das königliche Recht für Saul Und Samuel sprach zu dem ganzen Volk: Da seht ihr den, welchen der HERR erwählt hat, denn ihm ist keiner gleich unter dem ganzen Volk! Da jauchzte alles Volk und sprach: Es lebe der König! Samuel aber verkündigte dem Volke das königliche Recht und schrieb es in ein Buch und legte es vor den HERRN. Darnach entließ Samuel alles Volk, einen jeden in sein Haus. Und Saul ging auch heim gen Gibea und mit ihm die Tapfern, deren Herz Gott gerührt hatte. Etliche Nichtswürdige aber sprachen: Was sollte uns dieser helfen? Und sie verachteten ihn und brachten ihm keine Geschenke. Doch er tat, als hörte er's nicht. (1.Samuel 10,24-27) Die Predigt zu 1. Samuel 10 Ein Mann namens Kisch in Benjamin verliert seine Eselinnen. Also schickt er seinen Sohn Saul los, die Eselinnen zu suchen. Auch nach Tagen findet Saul die Eselinnen nicht. Saul will umkehren, weil er mit Recht annimmt, dass sein Vater sich schon Sorgen macht, aber sein Knecht sagt: (1.Samuel 9,6) Er aber sprach zu ihm: Siehe doch, es ist ein Mann Gottes in dieser Stadt, und der ist ein ehrwürdiger Mann; alles, was er sagt, trifft sicher ein. So laß uns nun dahin gehen; vielleicht sagt er uns unsern Weg, den wir gehen sollen. Nach einer Diskussion, wie man den Seher denn bezahlen könne, willigt Saul ein und geht hin. Ganz selbstverständlich wurde der Glaube nicht nur am Sonntag für die großen Dinge eingesetzt, sondern auch für die Sorgen des Alltags, hier für eine ganz profane Suche nach Eselinnen. Können wir uns das vorstellen, dass wir bei einer ganz profanen Suche einen Propheten einschalten? Wenn wir unseren Schlüssel verloren haben, was fällt uns da eher ein: Ein Kraftausdruck, den man hier auf der Kanzel besser nicht zitiert, oder ein Gebet zum HERRN? Oder vielleicht beides, erst den Kraftausdruck und dann, nach einigen Nachdenken, das Gebet? Aber das ist gar nicht der Punkt unserer Geschichte, denn Gott hatte Größeres mit Saul vor. Er bereitet Samuel auf den Besuch Sauls vor: (1.Samuel 9,16) Morgen um diese Zeit will ich einen Mann aus dem Lande Benjamin zu dir senden, den sollst du zum Fürsten über mein Volk Israel salben, daß er mein Volk von der Philister Hand erlöse; denn ich habe mein Volk angesehen, dieweil sein Geschrei vor mich gekommen ist. Und als nun Samuel Saul sieht, teilt ihm der HERR noch einmal mit: (1.Samuel 9,17) Als nun Samuel den Saul ansah, antwortete ihm der HERR: Siehe, das ist der Mann, von dem ich dir gesagt habe, daß er über mein Volk herrschen soll! So lädt Samuel Saul zum Essen und zum Übernachten ein, beruhigt ihn wegen der Eselinnen und bewirtet ihn reichlich. Er spricht sehr viel mit ihm, weckt ihn sehr früh am nächsten Morgen und geht mit ihm vor die Stadt, um ihn dort zum König zu salben. Im 1. Samuel 10 lesen wir im Vers 1: (1.Samuel 10,1) Da nahm Samuel die Ölflasche und goß sie auf sein Haupt und küßte ihn und sprach: Hat dich nicht der HERR zum Fürsten über sein Erbteil gesalbt? Danach sagt er Saul eine Reihe von Zeichen, die auf seinem weiteren Weg eintreten werden. Diese treten auch tatsächlich ein. Er erfährt, dass die Eselinnen gefunden sind. Schließlich heißt es in den Versen 3 bis 11: (1.Samuel 10,3-11) Und wenn du von dannen weiter gehst, wirst du zur Eiche Tabor kommen; daselbst werden dich drei Männer antreffen, die zu Gott gen Bethel wallen; einer trägt drei Böcklein, der andere drei Laibe Brot, der dritte einen Schlauch mit Wein. Und sie werden dich grüßen und dir zwei Brote geben, die sollst du von ihren Händen nehmen. Darnach wirst du auf den Hügel Gottes kommen, wo der Philisterposten steht; und wenn du daselbst in die Stadt kommst, wird dir eine Schar Propheten begegnen, die von der Höhe herabkommen, und vor ihnen her Psalter und Handpauken und Flöten und Harfen, und sie werden weissagen. Da wird der Geist des HERRN über dich kommen, daß du mit ihnen weissagst, und du wirst in einen andern Mann verwandelt werden. Wenn dir dann diese Zeichen eingetroffen sind, so tue, was dir unter die Hände kommt, denn Gott ist mit dir. Du sollst aber vor mir nach Gilgal hinabgehen und siehe, daselbst will ich zu dir hinabkommen, um Brandopfer und Dankopfer darzubringen. Sieben Tage lang sollst du warten, bis ich zu dir komme und dir anzeige, was du tun sollst. Als er nun seine Schultern wandte, um von Samuel wegzugehen, da verwandelte Gott sein Herz, und es trafen alle diese Zeichen am selben Tage ein. Denn als sie dort an den Hügel kamen, siehe, da begegnete ihm eine Schar Propheten, und der Geist Gottes kam über ihn, so daß er in ihrer Mitte weissagte. Als aber die, welche ihn zuvor gekannt hatten, sahen, daß er mit den Propheten weissagte, sprachen sie alle untereinander: Was ist dem Sohne des Kis widerfahren? Ist Saul auch unter den Propheten? Saul, passt denn dieser Name in unsere Zeit? Kennen wir ihn nicht als den großen Versager, den Mann, den Gott letztendlich verworfen hat, der schlimme Schuld auf sich geladen hat, dessen Familie unterging und der durch David abgelöst wurde. Ist Jesus nicht der Sohn Davids. Kann uns Saul etwas sagen? Wenn wir die Saul-Geschichte von ihrem Ende her lesen, dann sehen wir einen zerbrochenen Mann, der aber nicht zurücktritt, sondern sich an seiner Position festhält und schließlich viele Israeliten mit in sein Verderben reißt. Heute sind wir geneigt, Saul im Alter einfach als depressiv und damit krank zu verstehen. Die Bibel wird aber nicht müde, Saul als einen Menschen darzustellen, der an seinen Sünden gescheitert ist. Damit bildet er einen Gegensatz zu David, der ebenfalls schwere Sünden auf sich geladen hat, aber immer wieder die Vergebung und die Nähe Gottes suchte und der als ein Mann nach dem Herzen Gottes dargestellt wird. Saul wird zum König gesalbt. Wir erfahren, dass er groß und schön war, aber wir erfahren nicht eigentlich, warum er eigentlich ausgewählt wird. „Groß und Schön“ sind ja wohl keine hinreichenden Qualifizierungen für einen König. Und dann sind da die merkwürdigen Umstände der Berufung. Mussten erst die Eselinnen weglaufen, damit ein Saul ins Haus des Propheten kommt? Und warum wieder Eselinnen? Erinnert es ein wenig an Bileam, den Propheten, der sich von seinem Esel belehren lassen musste? (4.Mose 22) Oder erinnert es an Weihnachten, wo auch nach der Tradition, nicht nach der Bibel, ein Esel das weltgeschichtliche Ereignis beobachtet haben dürfte, dass die Weisen Israels nicht erkannt haben? Oder denken wir an den Esel, der Jesus nach Jerusalem getragen hat über die Palmwedel des Volkes hinweg, dass doch bald darauf das „Kreuzige“ skandiert. (Sacharja 9,9-10 und Johannes 12,14-15) Zwei Beobachtungen an diesem Text: Zum einen sind es eben nicht die großen und berühmten Menschen, derer sich Gott in seiner Heilsgeschichte bedient. Die Stelle aus dem 1. Brief an die Korinther, Kapitel 1 Vers 26 (1.Korinther 1,26-29): Sehet doch eure Berufung an, ihr Brüder! Da sind nicht viele Weise nach dem Fleisch, nicht viele Mächtige, nicht viel Adelige; sondern das Törichte der Welt hat Gott auserwählt, um die Weisen zuschanden zu machen, und das Schwache der Welt hat Gott erwählt, um das Starke zuschanden zu machen, und das Unedle der Welt und das Verachtete hat Gott erwählt und das, was nichts ist, damit er zunichte mache, was etwas ist; auf daß sich vor Gott kein Fleisch rühme. Diese Stelle ist uns ja gut bekannt. Sie beruhigt uns auch ein klein wenig. Reicht es als Erklärung? Ich meine, dass hier noch eine tiefere Botschaft verborgen liegt: Unser Text fragt uns auch, was Gott alles in Bewegung setzen muss, wenn er möchte, dass wir einmal zu dem Seher gehen, zu dem gehen, der klarer in unser Leben blickt, der die Sichtweise Gottes, der die Berufung Gottes übermitteln kann. * Ist jeder Gottesdienst ein solcher Tag, an dem uns das Wort des Herrn erreicht? * Ist jeder Gottesdienst ein solcher Tag, an dem unser HERR uns von unserem vorgezeichneten Weg in eine neue Verantwortung bringen kann? Oder müssen bei uns auch erst die Eselinnen ausreißen, damit wir dann, sozusagen zufällig in die Hände des Beauftragten Gottes fallen? Unser Text soll uns ein Ansporn sein, darüber nachzudenken. Ich weiß nicht, ob hier unter uns Menschen sind, die ihr Leben noch nicht an Jesus übergeben haben, die die Entscheidung für Jesus vor sich her schieben, die Weihnachten zwar feiern, die aber mit Ostern noch nichts anfangen können, weil sie noch nicht erlebt haben, wie Jesus Christus ihnen ganz persönlich ein neues Leben geben kann, die also die Wiedergeburt, diese Auferstehung aus den Toten noch nicht für sich persönlich erlebt haben. Diesen sagt die Bibel in Psalm 95,6 (Vergl. auch Hebräer 4,7): Geht ein, lasset uns anbeten und niederknieen, lasset uns lobpreisen vor dem HERRN, unserm Schöpfer! Jesus beruft nicht später einmal, er beruft immer heute, auch jetzt, in diesem Gottesdienst. Aber ich weiß, dass hier ganz viele Menschen sind, die den Herrn Jesus von Herzen lieb haben. Kann es sein, dass da der eine oder andere sitzt, dem der HERR eine neue Wegweisung geben möchte, es aber nicht kann, weil er oder sie vielleicht so verbissen nach ihren entlaufenen Eselinnen sucht, dass er oder sie das Reden Gottes gar nicht mitbekommen? Unsere Geschichte hat aber noch eine dritte gedankliche Ebene, die hier zu beachten ist: Saul hat ja alles getan: * Er hat sich auf den Weg gemacht, die Eselinnen zu suchen. * Er hat sich auch zu dem Propheten begeben. * Er hat sich zum König salben lassen, obwohl er noch nicht so recht verstanden hat, was da mit ihm gelaufen ist. Zum Schluss gibt Samuel ihm Zeichen mit auf den Weg. Diese Zeichen sind ganz offensichtlich dazu gedacht, dass er seiner Berufung auch glaubt, dass er nicht zweifelt. Wir kennen das ja auch. Da war eine Evangelisation, eine Predigt, eine Gebetsgemeinschaft. Wir waren sehr bewegt, Dinge sind uns klar geworden, wir haben vielleicht eine Entscheidung getroffen, die wir lange vor uns her geschoben haben und dann ist dieses „Sollte Gott gesagt haben…“ plötzlich in unserem Herzen. Es droht, dass unsere guten Ansätze stecken bleiben. Der HERR ist gnädig mit Saul. Er gibt ihm Zeichen mit auf den Weg, damit sein Glaube wachsen kann. Aber zusätzlich trägt Samuel Saul etwas sehr sonderbares auf: Sieben Tage sollst du warten, heißt es in Vers 8. Kann denn das sinnvoll sein, zu warten. Wir leben in einer hektischen Zeit, wer will da schon warten. Das ist ja wohl nicht ernst gemeint. Sind wir nicht schon am Montag erschrocken, was wir uns alles für die Woche vorgenommen haben, was wir alles bewältigen müssen, obwohl wir gar nicht wissen, wo wir die Zeit dafür hernehmen sollen. Warum sollte Saul warten. Er hat doch nun seine Aufgabe. Sollte er nicht losgehen, die Aufgaben anpacken, Israel wieder auf Vordermann bringen, seine Berufung auch ausleben. Sieben Tage sollst du warten, bis ich zu dir komme und dir zu erkennen gebe, was du tun sollst. Ist das nicht eine Selbstüberschätzung des Gottesmannes? Saul ist doch nun der König, nicht Samuel. Und doch merken wir, was Gott mit dem Warten des Saul vorhat. Als Saul nach den Worten des Samuel loszieht, begegnen ihm Propheten. Er wird vom Heiligen Geist erfüllt und beginnt, prophetisch zu reden. Der Geist Gottes kommt über ihn. Dies war für Saul eine neue Erfahrung. Warum sind die Leute, die das sehen, verwundert. Warum wird es zum Sprichwort: Ist Saul auch unter den Propheten? Doch wohl deshalb, weil man sich das bisher nicht vorstellen konnte, weil Saul nicht etwa als frommer Mann verschrien war. Und nun begegnet ihm Gott. Der Heilige Geist kommt über ihn, weil er wartet. Saul wird durch diese Begegnung verwandelt, er wird ein neuer Mensch. Dieses ist das Ziel Gottes mit uns. Er will uns umformen in einen neuen Menschen nach seinem Bilde. So sind wir erschaffen, aber wir verlieren viel von diesem Urbild. Der Alltag geht darüber hin und verändert uns. Er zerstört unsere Sensibilität für Gott und Menschen. Und da fordert Samuel Saul zum Warten auf. Weil Saul gehorcht, hat er diese großartige Erfahrung mit dem Heiligen Geist: Er trifft Prophetenschüler und wird von ihrer Spiritualität so bewegt, so angeregt, dass er selber anfängt, mit ihnen prophetisch zu reden. Allerdings hört er auf, prophetisch zu reden, als er diese Gruppe Propheten wieder verlässt. Und als er in sein Vaterhaus kommt, erzählt er nur das, was Samuel ihm über die Esel gesagt hat. Alles andere lässt er weg. Er prahlt nicht damit herum. Er wartet, was geschieht. Der Bibeltext lässt uns darüber im Unklaren, warum Saul nicht redet: * Ist es Scheu, schämt er sich ein wenig, dass er sich bei den Prophetenschülern so hat gehen lassen? * War es einfach zu viel für ihn, was er da gehört und erlebt hatte? * Musste er es erst einmal verdauen? * Oder hat er einfach gewartet, so wie Samuel es ihm aufgetragen hat? Wir wissen es nicht. Auf jeden Fall stellt sich Gott zu ihm und macht seine Verheißungen wahr. Später wird er einmal daran scheitern, weil er wieder aufgefordert wird zu warten, er aber die Dinge selbst in die Hand nimmt. Bereits 1.Samuel 13lesen wir, wie Saul ein Brandopfer darbringt, obwohl er von Samuel ausdrücklich dazu aufgefordert ist, zu warten bis Samuel das Opfer entzündet. Er meint aber, selbst die Ereignisse in die Hand nehmen zu müssen. In 1.Samuel 13,13 lesen wir darüber: Samuel aber sprach zu Saul: Du hast töricht gehandelt, daß du das Gebot des HERRN, deines Gottes, das er dir geboten, nicht gehalten hast; denn sonst hätte er dein Königtum über Israel auf ewig bestätigt. So ist Saul letztendlich an seiner Ungeduld gescheitert. Darüber wollen wir uns jetzt keine Gedanken machen. Vielmehr soll uns diese Predigt anregen, die gewaltige Kraft zu entdecken, die darin liegt, wenn ein Mensch bereit ist, sich auf das Handeln Gottes einzustellen und darauf voller Hoffnung und im Glauben zu warten. So wie ein Saul „unter die Propheten“ geriet und selbst durch den Geist Gottes bewegt wurde, so möchte der HERR auch uns begegnen. Vielleicht denken wir, wir können uns das nicht leisten, wegen all der Hektik, die unser Leben ausmacht, weil so viele Menschen Erwartung an uns richten. Und doch wollen wir uns von dem Erleben des Saul anspornen lassen. Wir wollen dann, wenn unser Herr Jesus Christus uns ruft, hören. Und wir wollen uns Zeit nehmen, dass er uns überhaupt rufen kann, Zeiten, in denen wir ein offenes Ohr für ihn haben: * Sei es, dass er uns zu einer Entscheidung ruft. * Sei es, dass er eine besondere Berufung aussprechen will. * Sei es, dass er uns durch eine Begegnung und eine Erfahrung seines Heiligen Geistes beschenken will. Und dies kann und wird in vielen Fällen auch heißen, dass wir warten müssen, damit Gott zu uns reden kann. ER lässt sich nur schwer in unseren Terminrahmen zwängen. Möge er es uns schenken, dass wir diese persönliche Begegnung finden, dass wir dem Seher begegnen, dem Propheten, der uns die Wegweisung geben kann, die Saul durch Samuel erhielt. Und möge es so sein, dass das prophetische Wort in unserem Herzen bleibt, auch wenn die Prophetenschüler vorbeigezogen sind, damit Gottes Wegweisung für uns nicht ein einmaliges Ereignis bleibt, sondern Bestandteil unseres täglichen Lebens ist. AMEN