Uns aber, HERR,
wirst du Frieden schaffen;
denn auch alle unsre Werke hast du für uns vollbracht.
Jesaja 26, 12
Der Engel des
HERRN sprach zu Josef:
Maria wird aber einen Sohn gebären,
und du sollst ihm den Namen Jesus geben;
denn er wird sein Volk retten von ihren Sünden.
Matthäus 1, 21
Es ist aber der Glaube
ein Beharren auf dem, was man hofft, eine Überzeugung von
Tatsachen, die man nicht sieht. Durch solchen haben die Alten ein gutes
Zeugnis erhalten. Durch Glauben erkennen wir, daß die
Weltzeiten durch Gottes Wort bereitet worden sind, also das, was man
sieht, aus Unsichtbarem entstanden ist. Durch Glauben brachte Abel Gott
ein größeres Opfer dar als Kain; durch ihn erhielt
er das Zeugnis, daß er gerecht sei, indem Gott über
seine Gaben Zeugnis ablegte, und durch ihn redet er noch, wiewohl er
gestorben ist. Durch Glauben wurde Enoch entrückt, so
daß er den Tod nicht sah, und er wurde nicht mehr gefunden,
weil Gott ihn entrückt hatte; denn vor seiner
Entrückung wurde ihm das Zeugnis gegeben, daß er
Gott wohlgefallen habe. Ohne Glauben aber ist es unmöglich,
ihm wohlzugefallen; denn wer zu Gott kommen soll, muß
glauben, daß er ist und die, welche ihn suchen, belohnen
wird. Durch Glauben baute Noah, als er betreffs dessen, was man noch
nicht sah, eine Weissagung empfangen hatte, in ehrerbietiger Scheu eine
Arche zur Rettung seines Hauses; durch ihn verurteilte er die Welt und
wurde ein Erbe der Glaubensgerechtigkeit. Durch Glauben gehorchte
Abraham, als er berufen wurde, nach einem Ort auszuziehen, den er zum
Erbteil empfangen sollte; und er zog aus, ohne zu wissen, wohin er
komme. Durch Glauben siedelte er sich im Lande der Verheißung
an, als in einem fremden, und wohnte in Zelten mit Isaak und Jakob, den
Miterben derselben Verheißung; denn er wartete auf die Stadt,
welche die Grundfesten hat, deren Baumeister und Schöpfer Gott
ist. Durch Glauben erhielt auch Sara Kraft zur Gründung einer
Nachkommenschaft trotz ihres Alters, weil sie den für treu
achtete, der es verheißen hatte. Darum sind auch von einem
einzigen, und zwar erstorbenen [Leibe] Kinder entsprossen wie die
Sterne des Himmels an Menge und wie der Sand am Gestade des Meeres, der
nicht zu zählen ist. Diese alle sind im Glauben gestorben,
ohne das Verheißene empfangen zu haben, sondern sie haben es
nur von ferne gesehen und begrüßt und bekannt,
daß sie Fremdlinge und Pilgrime seien auf Erden; denn die
solches sagen, zeigen damit an, daß sie ein Vaterland suchen.
Und hätten sie dabei an jenes gedacht, von welchem sie
ausgezogen waren, so hätten sie ja Zeit gehabt
zurückzukehren; nun aber trachten sie nach einem besseren,
nämlich einem himmlischen. Darum schämt sich Gott
nicht, ihr Gott zu heißen; denn er hat ihnen eine Stadt
zubereitet. Durch Glauben brachte Abraham den Isaak dar, als er
versucht wurde, und opferte den Eingeborenen, er, der die
Verheißungen empfangen hatte, zu welchem gesagt worden war:
«In Isaak soll dir ein Same berufen werden.» Er
zählte eben darauf, daß Gott imstande sei, auch von
den Toten zu erwecken, weshalb er ihn auch, wie durch ein Gleichnis,
wieder erhielt. Durch Glauben segnete auch Isaak den Jakob und Esau
betreffs der zukünftigen Dinge. Durch Glauben segnete Jakob
bei seinem Sterben einen jeden der Söhne Josephs und betete
an, auf seinen Stab gestützt. Durch Glauben gedachte Joseph
bei seinem Ende des Auszuges der Kinder Israel und gab Befehl wegen
seiner Gebeine. Durch Glauben wurde Mose nach seiner Geburt von seinen
Eltern drei Monate lang verborgen gehalten, weil sie sahen,
daß er ein schönes Kind war, und sie des
Königs Gebot nicht fürchteten. Durch Glauben weigerte
sich Mose, als er groß geworden war, ein Sohn der Tochter des
Pharao zu heißen. Er wollte lieber mit dem Volke Gottes
Ungemach leiden, als zeitliche Ergötzung der Sünde
haben, da er die Schmach Christi für
größeren Reichtum hielt als die Schätze
Ägyptens; denn er sah die Belohnung an. Durch Glauben
verließ er Ägypten, ohne den Grimm des
Königs zu fürchten; denn er hielt sich an den
Unsichtbaren, als sähe er ihn. Durch Glauben hat er das Passah
veranstaltet und das Besprengen mit Blut, damit der Würgengel
ihre Erstgeborenen nicht anrühre. Durch Glauben gingen sie
durch das Rote Meer wie durch trockenes Land; während die
Ägypter, als sie das auch versuchten, ertranken. Durch Glauben
fielen die Mauern von Jericho, nachdem sie sieben Tage umzogen worden
waren. Durch Glauben kam Rahab, die Dirne, nicht mit den Ungehorsamen
um, weil sie die Kundschafter mit Frieden aufgenommen hatte. Und was
soll ich noch sagen? Die Zeit würde mir fehlen, wenn ich
erzählen wollte von Gideon, Barak, Simson, Jephta, David und
Samuel und den Propheten, welche durch Glauben Königreiche
bezwangen, Gerechtigkeit wirkten, Verheißungen erlangten, der
Löwen Rachen verstopften. Sie haben die Gewalt des Feuers
ausgelöscht, sind des Schwertes Schärfe entronnen,
von Schwachheit zu Kraft gekommen, stark geworden im Streit, haben der
Fremden Heere in die Flucht gejagt. Frauen erhielten ihre Toten durch
Auferstehung wieder; andere aber ließen sich martern und
nahmen die Befreiung nicht an, um eine bessere Auferstehung zu
erlangen. Andere erfuhren Spott und Geißelung, dazu Ketten
und Gefängnis; sie wurden gesteinigt, verbrannt,
zersägt, erlitten den Tod durchs Schwert, zogen umher in
Schafspelzen und Ziegenfellen, erlitten Mangel, Bedrückung,
Mißhandlung; sie, derer die Welt nicht wert war, irrten umher
in Wüsten und Gebirgen, in Höhlen und
Löchern der Erde. Und diese alle, obschon sie hinsichtlich des
Glaubens ein gutes Zeugnis erhielten, haben das Verheißene
nicht erlangt, weil Gott für uns etwas Besseres vorgesehen
hat, damit sie nicht ohne uns vollendet würden. Darum auch
wir, weil wir eine solche Wolke von Zeugen um uns haben, lasset uns
jede Last und die uns so leicht umstrickende Sünde ablegen und
mit Ausdauer die Rennbahn durchlaufen, welche vor uns liegt, im
Aufblick auf Jesus, den Anfänger und Vollender des Glaubens,
welcher für die vor ihm liegende Freude das Kreuz erduldete,
die Schande nicht achtete und sich zur Rechten des Thrones Gottes
gesetzt hat. Achtet auf ihn, der solchen Widerspruch von den
Sündern gegen sich erduldet hat, damit ihr nicht müde
werdet und den Mut verliert!
Hebräer 11, 1 - 12, 3
Dieses ist vordergründig überhaupt
kein weihnachtlicher Text. Beschreibt er doch den Glauben, der uns
über viele Zeugen der Bibel berichtet wird, bekannte
Gottesmänner wie Isaak und Jakob, aber auch so bemerkenswerte
Menschen wie die Hure Rahab. Aber er schreibt auch von den Leiden
vieler Gottesmänner, von den Gefahren, denen sie ausgesetzt
waren. Und damit passt er überhaupt nicht in das feierliche
Empfinden hinein, das wir mit Weihnachten verbinden.
Schaut man genauer hin, so erkennt man, wie die Weihnachtsgeschichte
für alle beteiligten Menschen eine
außergewöhnliche Herausforderung des Glaubens war.
- Maria, die sich auf ihre Ehe mit Josef
vorbereitet, erfährt von einem Engel, dass sie schwanger wird.
- Josef muss ihr diese Geschichte glauben. Welch
eine Zumutung für seinen männlichen Stolz.
- Am Ende der Schwangerschaft müssen sie
sich auf den beschwerlichen Weg von Nazareth nach Bethlehem machen.
- Sie finden keinen Platz in einer Herberge. Das
Kind kommt im Stall zur Welt.
- Sie müssen nach Ägypten fliehen.
Selbst heute gibt es schlaue Theologen, die meinen, so
könne es nicht gewesen sein, armer Josef... Man mag diesen
Gedanken gar nicht weiter denken: Der christliche Glaube beruht auf
einer großen Lüge, die ein junges Mädchen
ihrem Verlobten erzählt hat, nachdem sie fremd gegangen ist?
Viele springen ab, wenden sich dem süßlichen
Lebkuchen zu, wenn die Herausforderung des Glaubens, die Weihnachten
darstellt, fordernd vor sie tritt. Weihnachten, das erlaubt zwei
Deutungen:
Der allmächtige Gott hat in seiner großen Liebe zu
den Menschen seinen Sohn gesandt und die Härte, Abweisung und
Kälte der Menschen akzeptiert und ertragen, weil er in zum
Opfer für die Sünden der Welt geben wollte: Denn
Gott hat die Welt so geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab,
damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges
Leben habe. (Johannes 3, 16)
oder
man sucht eine menschliche verstehbare Erklärung für
den Vorgang.
Wenn wir denn der Schrift glauben und mit den Zeitzeugen den ersten Weg
gehen, dann muss angesichts des Ereignisses von Weihnachten unser
Zweifel schweigen: Wenn der lebendige Gott, der allmächtige
Gott seinen eingeborenen Sohn in diese Welt gibt, weil er meint, dass
nur so die Menschen errettet werden können, welches
Verständnis wird er dann für Menschen haben, die
meinen, das sei doch gar nicht nötig gewesen, das
sähe er doch viel zu eng, ein Gebet zur richtigen Zeit am
richtigen Ort täte es doch auch. Weihnacht fordert unseren
Glauben: War es der lebendige Gott, der seinen Sohn gesandt hat, weil
er meinte, nur so seien die Menschen zu erretten, dann gibt es zu
diesem Jesus Christus keine Alternative. Dann kann sich niemand daran
vorbei schleichen, weder mit dem Argument, dass das doch wohl nicht so
ganz historisch sei, auch nicht mit dem Argument, dass jemand in einer
anderen Kultur oder in einer anderen Weltgegend aufgewachsen sei. Dies
sollte nicht missverstanden werden: Es gibt keine Alternative zur
politischen Toleranz. Jeder Mensch solle aus freien Stücken
den Glauben wählen, den er für richtig, angemessen
oder hilfreich empfindet. Aber das Ereignis
«Weihnachten» und der Glaube, dass diese
Vorgänge von den Aposteln richtig gedeutet und in Gottes Wort
zutreffend dargestellt sind, schließt es aus, dass daneben
noch andere Wege bestehen. Die Weihnachtsbotschaft ist so unglaublich -
in jeder Beziehung dieses Wortes - und so wunderbar, dass sie keine
Alternativen zulässt. Im Weihnachtsereignis teilt der
lebendige Gott der Menschheit mit, dass alle anderen Wege, die
Tüt zum Paradies wieder zu öffnen, gescheitert sind,
so dass es erforderlich war, seinen eingeborenen Sohn zu senden,
«damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern
ewiges Leben habe.»
Nun mag man einwenden, dass aus der Tatsache, dass
Gott «seinen eingeborenen Sohn gab», doch noch
lange nicht zwingend folgt, dass es keine anderen Wege gäbe.
Aber will man diesen Gedanken wirklich aufrecht erhalten. Wäre
Gott nicht in der Tat ein sehr grausamer Gott, wenn er all die
einfachen Wege nicht beschreitet, stattdessen seinen Sohn opfert, nur
′mal so, weil er das vielleicht auch interessant fand? Passt
das mit der Vorstellung von einem Gott der Liebe zusammen? Aber diese
Argumentation ist in der Tat philosophisch und es bleibt der Nachweis
erforderlich, dass die Heilige Schrift dies genau so sieht.
Ein erstes Argument liefert das Gleichnis vom
Weingärtner aus Matthäus 21, 33-43:
Höret ein anderes Gleichnis: Es war ein Hausherr, der
pflanzte einen Weinberg, zog einen Zaun darum, grub eine Kelter darin,
baute einen Wachtturm, verpachtete ihn an Weingärtner und
reiste ab. Als nun die Zeit der Früchte nahte, sandte er seine
Knechte zu den Weingärtnern, um seine Früchte in
Empfang zu nehmen. Aber die Weingärtner ergriffen seine
Knechte und schlugen den einen, den andern töteten sie, den
dritten steinigten sie. Da sandte er wieder andere Knechte, mehr denn
zuvor; und sie behandelten sie ebenso. Zuletzt sandte er seinen Sohn zu
ihnen und sprach: Sie werden sich vor meinem Sohne scheuen. Als aber
die Weingärtner den Sohn sahen, sprachen sie untereinander:
Das ist der Erbe; kommt, laßt uns ihn töten und sein
Erbgut behalten! Und sie nahmen ihn, stießen ihn zum Weinberg
hinaus und töteten ihn. Wenn nun der Herr des Weinbergs kommt,
was wird er mit diesen Weingärtnern tun? Sie sprachen zu ihm:
Er wird die Übeltäter übel umbringen und den
Weinberg andern Weingärtnern verpachten, welche ihm die
Früchte zu ihrer Zeit abliefern werden. Jesus spricht zu
ihnen: Habt ihr noch nie gelesen in der Schrift: «Der Stein,
den die Bauleute verworfen haben, ist zum Eckstein geworden. Das ist
vom Herrn geschehen, und es ist wunderbar in unsern Augen»?
Darum sage ich euch: Das Reich Gottes wird von euch genommen und einem
Volke gegeben werden, das dessen Früchte bringt.
In diesem Gleichnis ist Jesus kompromisslos. Alle anderen Wege sind
gescheitert, da sendet der Vater den Sohn, der zum Eckstein wird, zu
dem Stein, der den Bogen, den Gott zu den Menschen gespannt hat,
hält. Alle anderen Steine halten nur deswegen, weil dieser
Eckstein da ist. Damit ist der Rahmen gesteckt für alle
anderen, die Brücken zu Gott bauen wollen: Christus ist der
Eckstein, die Brücke kann nur über diesen Eckstein
laufen.
Ein weiteres Argument stellt uns der Apostel im
Hebräerbrief vor (Hebräer 1):
Nachdem Gott vor Zeiten manchmal und auf mancherlei Weise zu
den Vätern geredet hat durch die Propheten, hat er zuletzt in
diesen Tagen zu uns geredet durch den Sohn, welchen er zum Erben von
allem eingesetzt, durch welchen er auch die Weltzeiten gemacht hat;
welcher, da er die Ausstrahlung seiner Herrlichkeit und der Ausdruck
seines Wesens ist und alle Dinge trägt mit dem Wort seiner
Kraft, und nachdem er die Reinigung unserer Sünden durch sich
selbst vollbracht, sich zur Rechten der Majestät in der
Höhe gesetzt hat und um so viel mächtiger geworden
ist als die Engel, als der Name, den er ererbt hat, ihn vor ihnen
auszeichnet. Denn zu welchem von den Engeln hat er jemals gesagt:
«Du bist mein Sohn; heute habe ich dich gezeugt»?
Und wiederum: «Ich werde sein Vater sein, und er wird mein
Sohn sein»? Und wie er den Erstgeborenen wiederum in die Welt
einführt, spricht er: «Und es sollen ihn alle Engel
Gottes anbeten!» Von den Engeln zwar heißt es:
«Er macht seine Engel zu Winden und seine Diener zu
Feuerflammen»; aber von dem Sohn: «Dein Thron, o
Gott, währt von Ewigkeit zu Ewigkeit. Das Zepter deines
Reiches ist ein gerades Zepter; du hast Gerechtigkeit geliebt und
Ungerechtigkeit gehaßt, darum hat dich, Gott, dein Gott mit
Freudenöl gesalbt, mehr als deine Genossen!» Und:
«Du, Herr, hast im Anfang die Erde gegründet, und
die Himmel sind deiner Hände Werk. Sie werden vergehen, du
aber bleibst; sie werden alle veralten wie ein Kleid, und wie einen
Mantel wirst du sie zusammenrollen, und sie sollen verwandelt werden.
Du aber bleibst, der du bist, und deine Jahre nehmen kein
Ende.» Zu welchem von den Engeln aber hat er jemals gesagt:
«Setze dich zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde hinlege
als Schemel deiner Füße»? Sind sie nicht
allzumal dienstbare Geister, ausgesandt zum Dienste um derer willen,
welche das Heil ererben sollen?
Hier wird die Einzigartigkeit Jesu sehr klar betont:
Gott hat zuletzt durch den Sohn zu uns geredet. Man geht
sicherlich nicht zu weit, wenn man dieses «zuletzt»
als ein abschließendes «zuletzt»
interpretiert. Denn die Tatsache, dass es für den Apostel
Zeitgeschichte und damit historisch aus seiner Sicht zuletzt geschehen
ist, wird ja in dem Wort «in diesen Tagen» noch
einmal gesondert angesprochen.
Dieser Jesus Christus, der da so unscheinbar als kleines Kind
die Welt betritt, ist der Erbe Gottes, der an den alles
übergeben wird. Er ist bereits der, durch den die Weltzeiten
gemacht sind. Das «Und Gott sprach: Wir wollen Menschen
machen» aus 1. Mose 1, 26 bekommt durch diesen Hinweis des
Apostels einen ganz neuen Klang, der über die Annahme eines
Pluralis Majestatis doch deutlich hinausgeht. Hier wird festgestellt,
dass Christus der eigentlich Handelnde ist.
Aber der Lobpreis Jesu wird ja noch gesteigert:
«Ausstrahlung seiner Herrlichkeit» -
«Ausdruck seines Wesens» - «alle Dinge
trägt mit dem Wort seiner Kraft». Wer diese
Formulierungen gebraucht, schließt jede Form der
Relativierung aus.
Jeder Zweifel an der Tendenz der Aussage dieses Textes wird
durch die nächste Aussage zerstreut: Die Aussage, dass Jesus
«sich zur Rechten der Majestät in der Höhe
gesetzt hat» ist eigentlich nicht mehr zu
überbieten. Man beachte, dass Jesus hier aktiv sich gesetzt
hat, nicht gesetzt worden ist, was auch schon eine Auszeichnung unter
allen anderen Propheten gewesen wäre, nein, er nimmt aktiv
diesen Vorgang für sich in Anspruch, er hat die Himmel
durchschritten, heißt es im Kapitel 4, 14. Er nimmt den Platz
wieder ein, den er von Anbeginn gehabt hat. Die Ungeheuerlichkeit
dieser Aussage des Hebräerbriefes wird klar, wenn man sich vor
Augen hält, dass sie der eigentliche Grund für das
Todesurteil gegen Jesus war. Matthäus berichtet im 26. Kapitel
über den Prozess vor dem Hohen Rat; «Jesus
spricht zu ihm: Du hast es gesagt! Überdies sage ich euch: Von
jetzt an werdet ihr des Menschen Sohn sitzen sehen zur Rechten der
Kraft und kommen auf den Wolken des Himmels! Da zerriß der
Hohepriester seine Kleider und sprach: Er hat gelästert! Was
bedürfen wir weiter Zeugen? Siehe, nun habt ihr seine
Lästerung gehört. Was dünkt euch? Sie
antworteten und sprachen: Er ist des Todes schuldig!»
Hier wird noch einmal deutlich, wie sehr Jesus polarisiert. Der
Anspruch, der Sohn Gottes zu sein, ist unverzeihlich, es sei denn, er
ist wahr.
Bereits in seinen Abschiedsreden hat Jesus seine
Jünger mit dem hohen Anspruch seiner Berufung konfrontiert. Im
Evangelium des Johannes (Johannes 14, 6) heißt es:
Jesus spricht zu ihm: Ich bin der Weg und die Wahrheit und das
Leben; niemand kommt zum Vater, denn durch mich!
Auch hier der ganz klare Anspruch, der bereits am Bild des Ecksteins
deutlich wurde: Ein Brückenbau zu Gott ist nur über
Jesus Christus möglich. Alles andere ist Menschenwerk und
nicht ausreichend.
So lernen wir an der Weihnachtsgeschichte in
zweierlei Weise, was Glauben bedeutet:
Da sind die Menschen der Weihnachtsgeschichte, die einerseits mit
gewaltigen Aussagen konfrontiert werden, die sich andererseits aber
immer wieder mit Unzulänglichkeiten auseinander setzen
müssen. Diese Unzulänglichkeiten sind so bedeutend,
dass Johannes der Täufer aus dem Gefängnis heraus
Jesus fragen lässt (Matthäus 11, 2-6):
Als aber Johannes im Gefängnis die Werke Christi
vernahm, ließ er ihn durch seine Jünger fragen: Bist
du es, der da kommen soll, oder sollen wir auf einen andern warten? Und
Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Gehet hin und
verkündiget dem Johannes, was ihr sehet und höret:
Blinde werden sehend, und Lahme wandeln, Aussätzige werden
rein, und Taube hören, Tote stehen auf, und den Armen wird das
Evangelium gepredigt. Und selig ist, wer sich nicht ärgert an
mir!
Warum, mag man fragen, gibt er keine bessere Antwort? Warum nimmt er es
in Kauf, dass Menschen sich an ihm ärgern, warum diese
Bemerkung auch gegenüber Johannes dem Täufer, der im
Gefängnis sitzt und Trost und Zuspruch braucht. Es bleibt das
Geheimnis Gottes, warum er diesen Weg über den Glauben
gegangen ist. Aber es ist der Weg Gottes mit den Menschen. Johannes der
Täufer wurde es nicht erspart, auch der Jünger Thomas
hat mit dem, dass er seine Finger in Jesu Wundmale legen durfte, nur
einen kleinen Teil der Wirklichkeit Jesu berühren
dürfen. Glauben ist die zentrale Voraussetzung, durch das Kind
und die Unzulänglichkeiten seiner Krippe den Auferstandenen zu
sehen und wie die Hirten alles stehen und liegen zu lassen, um an der
Herrlichkeit Jesu Teil zu haben.
In dem Sinne ist die Weihnachtsgeschichte auch eine
Geschichte, die es verdient, auch außerhalb von Kerzenschein
und Lebkuchenduft gelesen zu werden, denn sie ist eine große
Herausforderung zum Leben, zur Begegnung mit dem lebendigen Gott, der
ein handelnder Gott ist, der weit größer ist als die
Grenzen meines Verstandes.
Und Weihnachten ist ein Fest der Dankbarkeit, da Gott
in der Gabe Jesu Großes für uns getan hat, da er
alles getan hat, was zur Rettung des Menschen erforderlich ist. Wir danken unserem Gott für seine
große Liebe: Denn Gott hat die Welt so geliebt,
dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt,
nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe. (Johannes 3,
16)
Anregungen, Fragen, Hinweise an:
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