Jeremia 42 und 43 und 44:
In höchster Not kommen die Menschen zum Propheten und suchen seinen Rat. Als dieser wieder außerhalb ihres Vorstellunsvermögens ist, vergessen sie ihre Versprechen und gehorchen dem Wort des HERRN nicht, ihre Lage verschlechtert sich dadurch weiter. Sie führen ihr Unheil aber auf die Tatsache zurück, dass sie nicht mehr der Göttin des Himmels opfern. Die scheinbare Erweckung endet in einem schlimmen Rückfall.
Jeremia 42,1 Und es traten herzu alle Fürsten des
Heeres, Johanan, der Sohn Kareachs, Jesanja, der Sohn
Hosajas, das ganze Volk, vom Kleinsten bis zum Größten,
2 und sprachen zum Propheten Jeremia: Laß doch unser
Flehen vor dir gelten und bitte den HERRN, deinen Gott, für
uns, für diesen ganzen Überrest; denn unser sind nur wenige
übriggeblieben von den vielen, wie du uns hier siehst.
3 Der HERR, dein Gott, wolle uns den Weg zeigen, den wir
gehen sollen, und uns sagen, was wir zu tun haben!
4 Da antwortete ihnen Jeremia: Ich habe es gehört! Siehe, ich
will den HERRN, euren Gott, bitten, wie ihr gesagt habt; und
alles, was euch der HERR zur Antwort gibt, will ich euch
kundtun und nichts verschweigen!
5 Da sprachen sie zu Jeremia: Der HERR sei wahrhaftiger und
gewisser Zeuge wider uns, wenn wir nicht ganz nach dem
Worte handeln, mit dem der HERR, dein Gott, dich zu uns
senden wird.
6 Es scheine uns gut oder böse, so wollen wir der Stimme des
HERRN, unsres Gottes, zu dem wir dich senden, gehorchen,
damit es uns wohl ergehe, wenn wir der Stimme des HERRN,
unsres Gottes, gehorchen!
7 Aber nach zehn Tagen erging das Wort des HERRN an
Jeremia.
8 Da berief er Johanan, den Sohn Kareachs, und alle Obersten
des Heeres, die bei ihm waren, sowie das ganze Volk, vom
Kleinsten bis zum Größten,
9 und sprach zu ihnen: So spricht der HERR, der Gott Israels,
zu dem ihr mich gesandt habt, euer demütiges Flehen vor sein
Angesicht zu bringen:
10 Wenn ihr in diesem Lande bleibet, so will ich euch bauen
und nicht niederreißen, pflanzen und nicht ausreuten; denn es
reut mich des Übels, welches ich euch zugefügt habe.
11 Fürchtet euch nicht vor dem Könige von Babel, vor welchem
ihr Angst habt; fürchtet euch nicht vor ihm, spricht der HERR;
denn ich bin mit euch, um euch zu helfen und euch von seiner
Hand zu erretten.
12 Ich will euch Barmherzigkeit finden lassen, daß er sich über
euch erbarmen und euch wieder in euer Land bringen wird.
13 Wenn ihr aber sagt: «Wir wollen nicht in diesem Lande
bleiben», so daß ihr der Stimme des HERRN, eures Gottes
nicht gehorcht,
14 indem ihr sagt: «Nein, sondern ins Land Ägypten wollen wir
ziehen, wo wir weder Krieg sehen noch Posaunenschall hören,
noch Hunger leiden werden, dort wollen wir wohnen!»
15 dann höret das Wort des HERRN, ihr Übriggebliebenen von
Juda: So spricht der HERR der Heerscharen, der Gott Israels:
Wenn ihr euer Angesicht darauf richtet, nach Ägypten zu
ziehen, um dort in der Fremde zu wohnen,
16 so wird das Schwert, welches ihr fürchtet, euch dort in
Ägyptenland erreichen, und der Hunger, vor dem euch hier
graut, wird euch dort in Ägypten verfolgen, und dort werdet ihr
sterben!
17 Und alle die Männer, die ihr Angesicht darauf richten, nach
Ägypten zu ziehen, um dort zu wohnen, werden durchs
Schwert, durch Hunger und Pest umkommen; keiner von ihnen
wird übrigbleiben; keiner wird dem Unglück entrinnen, das ich
über sie bringen will!
18 Denn also spricht der HERR der Heerscharen, der Gott
Israels: Wie mein Zorn und mein Grimm sich über die
Einwohner von Jerusalem ergossen hat, also wird sich mein
Grimm auch über euch ergießen, wenn ihr nach Ägypten zieht;
und ihr sollt zur Verwünschung und zum Entsetzen, zum Fluch
und zur Schmach werden und sollt diesen Ort nimmermehr
sehen!
19 Der HERR sagt zu euch, o ihr von Juda Übriggebliebenen:
Ihr sollt nicht nach Ägypten ziehen! Merkt euch wohl, daß ich
es euch heute bezeugt habe.
20 Denn ihr habt euch selbst betrogen damit, daß ihr mich zu
dem HERRN, eurem Gott, gesandt und gesprochen habt:
«Bitte den HERRN, unsren Gott, für uns! Und alles, was der
HERR, unser Gott, dir zur Antwort gibt, das zeige uns an, so
wollen wir es tun.»
21 Nun zeige ich es euch heute an; wollt ihr aber nicht auf die
Stimme des HERRN, eures Gottes, hören und auf alles das,
was er euch durch mich sagen läßt,
22 so wisset alsdann, daß ihr durchs Schwert, durch Hunger
und Pest umkommen werdet an dem Orte, wohin ihr zu ziehen
und wo ihr zu wohnen begehret!
Jeremia 43,1 Als nun Jeremia alle Worte des HERRN,
ihres Gottes, mit denen der HERR, ihr Gott, ihn zu allem Volk
gesandt, bis zu Ende mitgeteilt hatte,
2 da sprachen Asarja, der Sohn Hosajas, und Johanan, der
Sohn Kareachs, und alle frechen Männer zu Jeremia: Du lügst!
Der HERR, unser Gott, hat dich nicht gesandt, zu sagen: Ihr
sollt nicht nach Ägypten ziehen, um dort in der Fremde zu
wohnen;
3 sondern Baruch, der Sohn Nerijas, reizt dich gegen uns auf,
um uns in die Hände der Chaldäer zu bringen, damit sie uns
töten oder gefangen nach Babel führen!
4 Also gehorchten Johanan, der Sohn Kareachs, und alle
Obersten des Heeres und das ganze Volk dem Befehle des
HERRN nicht, daß sie im Lande Juda geblieben wären;
5 sondern Johanan, der Sohn Kareachs, und alle Obersten des
Heeres nahmen alle von Juda Übriggebliebenen, die aus allen
Völkern, in die sie zerstreut gewesen, zurückgekehrt waren,
um im Lande Juda zu wohnen:
6 Männer, Weiber und Kinder, die Töchter des Königs und alle
Seelen, die Nebusaradan, der Oberste der Leibwache, bei
Gedalja, dem Sohne Achikams, des Sohnes Saphans,
gelassen hatte; auch den Propheten Jeremia und Baruch, den
Sohn Nerijas,
7 und sie zogen nach dem Lande Ägypten (denn sie waren
dem Befehl des HERRN nicht gehorsam) und kamen bis
Tachpanches.
8 Es erging aber in Tachpanches das Wort des HERRN an
Jeremia also:
9 Nimm große Steine in deine Hand und verbirg sie im Mörtel
am Ziegelofen, welcher zu Tachpanches vor der Tür des
Hauses des Pharao ist, und laß die jüdischen Männer
zuschauen.
10 Und sage zu ihnen: So spricht der HERR der Heerscharen,
der Gott Israels: Sehet, ich will meinen Knecht Nebukadnezar,
den König von Babel, holen lassen und seinen Thron über
diesen Steinen aufrichten, die ich verborgen habe, und er wird
seinen Prachtteppich darüber spannen.
11 Und wenn er kommt, wird er das Land Ägypten schlagen:
wer sterben soll, den wird er töten; wem Gefangenschaft
bestimmt ist, den wird er gefangen führen; und wer dem
Schwert verfallen ist, den wird er mit dem Schwert umbringen.
12 Und ich will in den Tempeln der Götter Ägyptens ein Feuer
anzünden, das wird sie verbrennen; und er wird sie wegführen
und wird das Land Ägypten um sich werfen, wie ein Hirt sein
Kleid um sich wirft, und er wird in Frieden von dannen ziehen.
13 Dazu wird er die Obelisken von Beth-Schemesch, welcher
in Ägypten ist, zerbrechen und die Tempel der Götter Ägyptens
mit Feuer verbrennen.
Jeremia 44,1 Dies ist das Wort, welches an Jeremia
erging betreffs aller Juden, die im Lande Ägypten wohnten, zu
Migdol und Tachpanches, zu Noph und im Lande Patros:
2 So spricht der HERR der Heerscharen, der Gott Israels: Ihr
habt all das Unglück gesehen, welches ich über Jerusalem und
alle Städte Judas gebracht habe, und siehe, sie sind heute
Ruinen, und es wohnt niemand darin,
3 um der Bosheit willen, die sie begangen haben, mich zu
erzürnen, indem sie hingegangen sind, andern Göttern zu
räuchern und zu dienen, die weder sie, noch ihr, noch eure
Väter gekannt haben,
4 wiewohl ich alle meine Knechte frühe und fleißig zu euch
gesandt habe und euch sagen ließ: Begeht doch diese Greuel
nicht, welche ich hasse!
5 Sie aber wollten nicht hören und neigten ihr Ohr nicht, daß
sie von ihrer Bosheit abgelassen und nicht mehr fremden
Göttern geräuchert hätten.
6 Darum hat sich mein Grimm ergossen und ist mein Zorn
wider die Städte Judas und die Gassen Jerusalems entbrannt,
daß sie zu Trümmern und Ruinen geworden sind, wie es heute
der Fall ist.
7 Und nun spricht der HERR, der Gott der Heerscharen, der
Gott Israels, also: Warum tut ihr ein so großes Übel wider euch
selbst, indem ihr bei euch Männer und Weiber, Kinder und
Säuglinge aus Juda ausrottet, so daß euch kein Überrest mehr
bleiben wird,
8 damit nämlich, daß ihr mich durch die Werke eurer Hände
kränket, indem ihr andern Göttern räuchert im Lande Ägypten,
wohin ihr gegangen seid, um euch daselbst aufzuhalten, euch
selbst zum Verderben, und damit ihr zum Fluch und
Schimpfwort werdet unter allen Heiden des Landes?
9 Habt ihr denn die Übeltaten eurer Väter vergessen und die
Übeltaten der Könige von Juda und die Übeltaten ihrer Weiber
und eure eigenen Übeltaten und die Übeltaten, welche eure
Weiber im Lande Juda und auf den Gassen von Jerusalem
begangen haben?
10 Sie sind noch nicht gedemütigt bis zum heutigen Tag; sie
fürchten sich nicht und wandeln nicht in meinem Gesetz und in
meinen Ordnungen, die ich euch und euren Vätern gegeben
habe!
11 Darum spricht der HERR der Heerscharen, der Gott Israels,
also: Seht, ich habe mein Angesicht gegen euch gerichtet zum
Unglück, und zwar um ganz Juda auszurotten;
12 und ich will den Rest der Juden, die ihr Angesicht nach
Ägypten gewandt haben, um sich daselbst aufzuhalten,
hinwegraffen; sie sollen alle im Lande Ägypten aufgerieben
werden, durchs Schwert fallen, durch Hunger aufgerieben
werden klein und groß, durchs Schwert umkommen oder
Hungers sterben, und sie sollen zum Fluch, zum Entsetzen,
zur Verwüstung und zur Beschimpfung werden.
13 Also will ich die, so in Ägypten wohnen, heimsuchen, wie
ich Jerusalem mit Schwert, Hungersnot und Pest heimgesucht
habe,
14 so daß auch vom Überrest der Juden, die gekommen sind,
sich im Lande Ägypten aufzuhalten, niemand übrigbleiben noch
entrinnen wird, um wieder ins Land Juda zurückzukehren, wie
sie sich vorgenommen haben, sich wieder dort anzusiedeln; sie
werden nicht zurückkehren, außer etlichen Flüchtlingen!
15 Da antworteten dem Jeremia alle Männer, welche wußten,
daß ihre Frauen fremden Göttern räucherten, und alle Frauen,
die dastanden, eine große Gemeinde, auch alles Volk, das im
Lande Ägypten, in Patros wohnte:
16 «Auf das Wort, das du im Namen des HERRN zu uns
geredet hast, wollen wir gar nicht hören;
17 sondern wir wollen alles das tun, was wir gelobt haben: Wir
wollen der Himmelskönigin räuchern und ihr Trankopfer
ausgießen, wie wir, unsre Väter, unsre Könige und unsre
Fürsten in den Städten Judas und auf den Gassen Jerusalems
getan haben; damals hatten wir genug zu essen, und es ging
uns wohl, und wir erlebten kein Unglück!
18 Sobald wir aber aufhörten, der Himmelskönigin zu räuchern
und Trankopfer auszugießen, hat es uns überall gefehlt, und wir
wurden durch Krieg und Hungersnot aufgerieben.
19 Und wenn wir der Himmelskönigin räuchern und Trankopfer
ausgießen, tun wir das etwa ohne den Willen unsrer Männer,
daß wir ihr Kuchen backen, um sie abzubilden, und ihr
Trankopfer spenden?»
20 Da sprach Jeremia zum ganzen Volk, zu den Männern und
Frauen, die ihm also geantwortet hatten, er sprach:
21 Hat etwa der HERR nicht an das Räuchern gedacht, das
ihr, eure Väter, eure Könige und eure Fürsten samt dem Volk
des Landes in den Städten Judas und auf den Gassen
Jerusalems getrieben habt? Er hat daran gedacht, und es ist
ihm in den Sinn gekommen!
22 Und der HERR konnte nicht länger vergeben, angesichts
der Schlechtigkeit eurer Handlungen, angesichts der Greuel,
die ihr verübtet; darum ist euer Land zur Wüste und zum
Entsetzen und zum Fluch geworden, unbewohnt, wie es heute
der Fall ist,
23 weil ihr geräuchert und wider den HERRN gesündigt und der
Stimme des HERRN nicht gehorcht habt und nicht in seinem
Gesetz, in seinen Ordnungen und in seinen Zeugnissen
gewandelt seid; darum ist euch dieses Unglück begegnet, wie
es heute der Fall ist!
24 Weiter sprach Jeremia zu allem Volk, auch zu allen
Frauen: Höret das Wort des HERRN, ihr Juden alle, die ihr im
Lande Ägypten seid!
25 So spricht der HERR der Heerscharen, der Gott Israels: Ihr
und eure Frauen habt mit eurem eigenen Munde gesagt und mit
euren eigenen Händen erfüllt, was ihr sagtet: «Wir wollen unsre
Gelübde halten, die wir der Himmelskönigin gelobt haben, wir
wollen ihr räuchern und Trankopfer ausgießen!» Haltet eure
Gelübde nur aufrecht und vollbringet sie!
26 Darum hört das Wort des HERRN, ihr Juden alle, die ihr im
Lande Ägypten wohnt: Seht, ich habe bei meinem großen
Namen geschworen, spricht der HERR, daß mein Name
nimmermehr durch den Mund irgend eines Juden in ganz
Ägyptenland genannt werden soll, so daß einer spräche: So
wahr Gott, der HERR, lebt!
27 Siehe, ich will über ihnen wachen zum Unglück und nicht
zum Besten, daß alle Juden im Lande Ägypten durch Schwert
und Hunger aufgerieben werden, bis sie gänzlich vertilgt sind.
28 Es werden zwar einige wenige Leute, die dem Schwerte
entrinnen, aus dem Lande Ägypten ins Land Juda
zurückkehren; aber der ganze Überrest der Juden, die ins Land
Ägypten gekommen sind, um sich daselbst aufzuhalten, sollen
erfahren, wessen Wort besteht, das meinige oder das ihrige!
29 Und das soll für euch das Zeichen sein, spricht der HERR,
daß ich euch an diesem Ort heimsuchen werde, und daran
könnt ihr merken, daß meine Drohung sich an euch erfüllen
wird:
30 So spricht der HERR, siehe, ich will den Pharao Hophra,
den König von Ägypten, in die Hand seiner Feinde und derer,
die seinem Leben nachstellen, fallen lassen, gleichwie ich
Zedekia, den König von Juda, in die Hand des babylonischen
Königs Nebukadnezar gegeben habe, der sein Feind war und
ihm nach dem Leben trachtete.
Übersetzung von Franz Eugen Schlachter