Je länger ich mich mit den Fragen des Glaubens beschäftige, um so
wichtiger wird er mir. Dabei stelle ich fest, dass Glaube und Denken
keineswegs im Widerspruch stehen, sondern dass der Mensch auf Glauben hin
angelegt ist und ohne Glaube verkümmert.
In diesem Kapitel sollen einige Thesen entwickelt werden, die nach und
nach in folgenden Kapiteln begründet werden.
- Wissenschaft beobachtet Dinge die in der Vergangenheit liegen. Die
Aussagen über die Zukunft gelten nur, wenn man eine gewisse
Zeitkonstanz voraussetzt. Dabei hat es in der Vergangenheit bei der
Identifikation von ewigen Wahrheiten schon erhebliche Missgriffe
gegeben und es gibt keinen Grund anzunehmen, dass das heute nicht mehr
so sein kann.
- Wissenschaft generiert einen zeitbezogenen Kalkül, der den
bekannten Teil der Welt beschreibt. Ob und wie weit er für das
gesamte All gültig ist, bleibt unentscheidbar, ebenso die Frage,
ob er immer gilt.
- Damit sind Gottesbeweise auf der Basis von wissenschaftlicher
Erkenntnis immer nur zeitbezogene Plausibilitätsbetrachtungen. Sie
können aber den Glauben nicht ersetzen. Sie können ihn weder
erzwingen noch aufheben.
- Glaube ist notwendig im wahrsten Sinne des Wortes, weil ohne
Glauben keine allgemeingültige Wahrheit entsteht. Da keine
objektive Wahrheit aus den endlichen Beobachtungen der Menschheit
ableitbar ist, muss es eine andere Quelle der Erkenntnis der Wahrheit
geben.
- Neben diesen mehr philosophischen Fragen gibt es auch ganz
existenzielle menschliche Gründe, warum ein Mensch Glauben, hier
meist als Vertrauen bezeichnet, lernen muss:
- Glaube an einen Freund, eine Freundin, einen Ehepartner, an
Eltern, an Kinder ist existenziell für das
Zusammenleben.
- Glaube an die eigene Begabung, die eigenen
Möglichkeiten, den eigenen Wert brauchen wir, um uns zu
entfalten und Persönlichkeit zu entwickeln.
- Glaube an Veränderungen, an Überwindung
schwieriger oder bedrückender Situationen gibt uns Hoffnung in
die Zukunft und eine gewisse Wachsamkeit, solche Veränderungen
auch zu nutzen, wenn sie eintreten.
- Glaube kann ein Mensch nicht aus sich selbst heraus erzeugen. Er
kann nur von außen kommen. Gott kann nicht erdacht werden, er
kann sich nur offenbaren.
- Die Gottesoffenbarung kann erfahren werden. An den göttlichen
Verheißungen kann die Authenzität der Gottesoffenbarung
überprüft werden.
nächstes Kapitel
Überblick ... Glaubensthesen
Kapitel 1 ... Alle Menschen glauben
Kapitel 2 ... Wissenschaftliche Erkenntnis war
zu jeder Zeit unvollständig
Kapitel 3 ... Glauben im Bereich der
persönlichen Beziehungen
Kapitel 4 ... Einige grundlegende Fragen, was
glaubhaft ist
Kapitel 5 ... Die Wahrheit kann nur von
außen kommen
Kapitel 6 ... Konsequenzen für den Umgang
mit Religionen
Kapitel 7 ... Der Mensch ohne Glauben
verhungert
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