Euer Gott
Sehet, da ist euer Gott!
(Jesaja 35, 4)
Ein Versuch,
die Handlungsweisen Gottes an Hand biblischer Texte zu zeigen.
Schlaglichter der
Offenbarung Gottes in der Bibel
Einige grundsätzliche Überlegungen
Das Ziel dieser Textreihe
Was möchte sie erreichen und was kann sie bieten?
Was kann sie nicht bieten?
Möglichkeiten und Grenzen menschlichen Nachdenkens über Gott
Es sollen verschiedene Bibelstellen unter dem Aspekt betrachtet werden, wie
sich Gott offenbart, wie er handelt, wie Gott mit Menschen umgeht. Die
Auslegungen werden nach und nach erstellt. Dieser Text soll dabei zur
Einleitung in dieses große Thema einige grundsätzliche
Überlegungen darstellen.
Insbesondere wird die Aussage verdeutlicht, dass
Gott nicht Gegenstand unserer Überlegungen sondern immer nur
handelndes Subjekt sein kann. Dies begrenzt unsere Erwartungen, die wir an
eine solche Auslegung stellen dürfen und zeigt ihren Stellenwert:
Wir können immer nur feststellen, dass Gott in einer konkreten
Situation so oder so gehandelt hat. Wir können daraus aber nicht den
Schluss ziehen, dass Gott immer so handeln muss. Selbst die
Verheißungen der Bibel, insbesondere Jesu, missverstehen wir, wenn
wir sie deterministisch lesen im Sinne: „Gott muss
…“
Gott wird entsprechend seinen Verheißungen handeln. Die Bibel ist voll von Beispielen für die Treue Gottes. Aber Gott behält sich vor, wann er handelt. Gott hat seinem Volk verheißen, dass er es wie seinen Augapfel beschützen will (Sacharja 2, 12). Trotzdem hat ein Holocaust stattgefunden. 12 Jahre hatten die Nazis Zeit. Wie oft werden in dieser Zeit die Heiligen am Throne Gottes ihr „Wie lange, o Herr, du Heiliger und Wahrhaftiger“ gerufen haben. Und doch hat Gott den Nazis 12 Jahre Zeit gegeben, bis sie ihr schreckliches Ende fanden (Offenbarung 9, 6-11).
Wenn wir ehrlich unsere Möglichkeiten betrachten und sie mit der Größe des sichtbaren
Weltalls vergleichen, dann muss uns eigentlich schon klar sein, dass unser Erkennen begrenzt ist. Wieviel mehr gilt das, wenn wir zu spekulieren beginnen, ob und ggf. was sich wohl aus außerhalb des beobachtbaren Universums befindet. Ist da Schluss oder geht es da weiter? Auf jeden Fall müssen wir anerkennen, dass es Fragen gibt, die die Menschheit wohl nie mit wissenschaftlichen Methoden wird beantworten können. Diese Erkenntnis muss uns vorsichtig machen, wenn wir von «Gott» reden.
Diese grundsätzlichen Gedanken sollen im Folgenden vertieft werden, damit deutlich wird, mit welcher Grundeinstellung wir uns diesem Thema nähern wollen.
Einige Thesen sollen die Zielrichtung zugespitzt darstellen:
Im Folgenden wird dies im einzelnen ausgeführt.
Inhalt
Wie systematisch kann eine Betrachtung über Gott
sein?
Wovon sprechen wir, wenn wir von Gott reden?
Unser Verstand ist nicht in der Lage, Gott zu
erfassen.
Gott - Eine Setzung?
Konsequenzen - Religionsfreiheit
Konsequenzen - Mission
Sind die Konsequenzen logisch zwingend?
Der sich in Jesus Christus offenbarende Gott
Der unerschöpfliche Verstand Gottes
Gottes Allmacht
Ist Gott der Logik unterworfen?
Beweisbarkeit Gottes
Fazit
Wie systematisch kann eine Betrachtung über Gott sein?
Eigentlich sind alle Bibeltexte eine Widerspiegelung des
Handelns Gottes in unserer räumlich und zeitlich begrenzten Welt.
Deshalb müsste hier eine vollständige Systematik der Bibel
folgen, wenn wir das Handeln Gottes verstehen wollten.
Wenn Gott eine solche Systematik gewollt hätte, dann hätte er sie
erstellt und in einem feurigen Wagen vom Himmel auf die Erde transportiert.
Einige Religionen versuchen, uns das glauben zu machen. Aber es ist wohl
nicht verkehrt, anzunehmen, dass Bücher von Menschen geschrieben
werden. Gott hat einen anderen Weg gewählt. Er hat Menschen gebraucht,
hat sie durch seinen Geist geleitet, das Unaussprechliche zu hören und
es in unsere zeitliche und räumliche Begrenztheit hinein zu sagen.
Gott hat Menschen gebraucht, die in ihrer Sprache sein Wort
weitergesagt haben. Diese Menschen haben aus ihrer Enttäuschung, aus
ihrer Hoffnung und Erwartung kein Hehl gemacht. Sie mussten teilweise
überredet werden, das Prophetenamt anzunehmen. Sie haben darunter
gelitten, weil sie von ihren Mitmenschen verachtet wurden. Und sie waren
manchmal (Jona) verzweifelt, weil Gott so ganz anders in seinem Handeln
war, als sie es erwartet haben.
Diesem soll im folgenden nachgegangen werden. Dazu werden einzelne
Begebenheiten ausgewählt und unter diesem Aspekt ausgelegt. Eine
geschlossenen Sicht über unseren Gott, etwa eine Art Algorithmus, die
es uns erlaubt, unseren Gott zu berechnen, gibt es nicht. So gehen die
vorgelegten Texte eher in die Richtung: Irret euch nicht;
Gott läßt seiner nicht spotten! Denn was der Mensch sät,
das wird er ernten. schreibt Paulus an die Galater (Galater 6, 7).
Die vorgelegten Texte sind so zu lesen: „Irret euch
nicht!“ Sie werfen Glanzlichter auf einzelne Situationen, in
denen Gott so gehandelt hat. Sie wollen damit nur sagen, dass Gott unter
gewissen Umständen so handeln kann. Sie wollen nicht sagen, dass Gott
immer so handeln muss oder dass wir alle Bedingungen kennen, unter denen
Gott so handelt. Aber sie sagen uns, dass Gott auch so handeln kann. Eine
Reduktion Gottes auf eine bestimmte Handlungsweise ist
Gotteslästerung, denn sie würde unseren Verstand über den
Verstand Gottes stellen. Dies wäre ein Widerspruch in sich. (↑
Inhalt)
Damit sind wir auch beim ersten Hauptpunkt unserer Überlegungen:
Wovon sprechen wir, wenn wir von Gott reden?
Alle Überlegungen, die wir anstellen, hängen
natürlich davon ab, was wir meinen, wenn wir das Wort
„Gott“ verwenden.
Natürlich kann man sich eine Figur aus Holz schnitzen und sie als
„Gott“ bezeichnen und anbeten oder einfach nur so in den
Schrank stellen. Alles andere ignoriert man dann und ist für die
Folgen dieser Ignoranz selbst verantwortlich. Ein Mensch, der im Wald
spazieren geht mit der Vorstellung, dass ein Blitz nur ein Symbol auf einem
Elektrogerät ist und keine anderen Blitze existieren, wird seinen
Waldspaziergang bei Donner und hellen Lichterscheinungen nicht
unterbrechen, sich höchstens über das Licht wundern. Da ihn mit
hoher Wahrscheinlichkeit kein Blitz trifft, wird er mit der Botschaft aus
dem Wald zurückkommen, dass nur Feiglinge an Blitze glauben.
Allerdings gibt es eine kleine Wahrscheinlichkeit, dass dieser Mensch
aufwändig gesucht werden muss, weil der Blitz ihn getroffen hat. Dann
kann er seinen Glauben nicht mehr weitergeben. Er ist an der Realität
gescheitert.
So ist es auch mit unserem Gottesbegriff: Wir sind frei, uns einen Begriff
zu machen, zu definieren, was das ist: „Gott“ .
Aber wir müssen darauf achten, dass unser Gottesbegriff etwas mit der
Realität zu tun hat.
Selbst wenn ich ein Atheist bin, muss ich mir zunächst Gedanken
machen, was ich meine, wenn ich sage: „Es gibt keinen
Gott“.
Nun warnt uns die Bibel, uns ein Bild von Gott zu machen. In 2.Mose 20,
lesen wir: Du sollst dir kein Bildnis noch irgend ein
Gleichnis machen, weder dessen, das oben im Himmel, noch dessen, das unten
auf Erden, noch dessen, das in den Wassern, unterhalb der Erde ist.
Wir tun gut daran, dieses Wort auch für unsere Überlegungen
„über Gott“ ernst zu nehmen. Die Aussage „über Gott reden“ ist schon sehr verräterisch, denn das Wort „über“ weist uns ja eine Position zu, in diesem Fall also eine Position „über Gott“.
Wie kann ich, ein zeitlich und räumlich begrenzter Mensch, über dem allmächtigen Gott stehen, der die unsichtbare Welt dominiert, zu der mir jeder Zugang fehlt. Dies ist schon ein Widerspruch in sich oder, um es ohne Umschweife zu sagen, ein Unsinn. Dieser Gott, der in einem Raum wohnt, der sich meiner Vorstellung so völlig entzieht, dass ich auch nicht den Hauch einer Chance habe, ihn mit einem wie auch immer gearteten wissenschaftlichen Experiment messbar zu machen, wie kann ich „über Gott reden“. Nur Gott kann den Zugang zu uns suchen. Wir aus uns heraus können dies nicht. Dies bedeutet nicht, dass es keinen Zugang gibt. Gott hat sich in vielen Zeichen von Adam über Abraham und Mose und den Propheten in Israel und, wie der Hebräerbrief schreibt, am Ende der Zeiten durch den Sohn offenbart. Dies ist die christliche Botschaft. Aber jeder, ob er nun Christ ist oder aus anderer Perspektive über ein Wesen nachdenkt, das die unsichtbare Welt beherrscht, wird zugeben müssen, dass unser Nachdenken über diesen Gott wertlos ist, weil es eine Extrapolation in einen Raum darstellt, der sich völlig unserer Vorstellung entzieht.
Gläubige Christen werden hier mit Recht einwerfen, dass sie doch persönliche Glaubenserfahrungen mit diesem Gott haben, er sich also doch nicht völlig ihrem Erfahrungsbereich entzieht. Dieser Einwand ist berechtigt. Aber bevor ein Mensch über diesen Gott nachdenken konnte, hat sich Gott selbst offenbart:
Der gläubige Christ schließt ja erst an diese Erfahrungen einzelner Gottesmänner an, die wiederum diese Erfahrungen nicht aus sich geschöpft habe, sondern die von Gott aus freien Stücken angesprochen worden sind, weil er sich in ihnen offenbaren wollte.
Deshalb wird dieser Gedanke alle weiteren Überlegungen bestimmen, dass am Anfang allen Glaubens die Selbstoffenbarung Gottes steht. Ein Mensch kann sich zwar eine theoretische Vorstellung von einer unsichtbaren Welt machen, aber nur Gott selbst kann uns Dinge aus dieser unsichbaren Welt zeigen. Ein schönes Erlebnis, das dies unterstreicht, hat Mose beim Bau der Stiftshütte.
Aber einige
grundsätzliche Überlegungen können wir schon anstellen, um deutlich zu machen, wovon wir eigentlich reden wollen und um
für das Gespräch mit anderen Menschen und Kulturen gerüstet
zu sein.
Zunächst postulieren wir die Existenz einer unsichtbaren Welt, die
sich physikalischen Messmethoden entzieht, selber aber Wirkungen in der
sichtbaren (der physikalischen Messungen zugänglichen Welt)
hervorrufen kann.
Mit dieser Annahme kommt man zu einer sehr vagen Definition: Gott ist der dominierende Bestandteil der unsichtbaren
Welt.
Nun mag jemand der Meinung sein, dass es keine unsichtbare Welt in dem oben
skizzierten Sinne gibt. Dieser möge bei seiner Meinung bleiben. Er
oder sie muss nur wissen, dass die Vermutung, dass keine unsichtbare Welt
existiert, eine Glaubensaussage ist, beweisbar - in welchem Sinn auch immer
- ist sie nicht. Physikalisch nachweisbar ist diese Annahme schon deshalb
nicht, weil die unsichtbare Welt sich ja per Definition physikalischer
Nachprüfung entzieht. Zum anderen ist sie auch sehr kühn, weil ja
schon Aussagen über irgendwelche Sterne in fernen Galaxien sehr
schwierig bis unmöglich sind. Wie will man da Aussagen über das
All machen, All dabei als „alles was es gibt“ verstanden.
Wir gehen also davon aus, dass es eine unsichtbare Welt gibt. Die
umgekehrte Aussage, dass nur das existiert, was wir physikalisch messen
können, halte ich schon angesichts der Dimensionen des sichtbaren
Universums für reichlich kühn und eigentlich unrealistisch. Die
Aussage beinhaltet aber, dass die Realität größer ist als
das, was wir durch eigenes Denken erfassen können.
Weiter gehen wir davon aus, dass diese unsichtbare Welt von etwas dominiert
wird, das wir Gott nennen. Man muss sich bewusst sein, dass dies eine
zusätzliche Annahme ist. Die Alternative wäre eine unsichbare
Welt mit mehreren Machtzentren. So haben die Griechen die Vorstellung einer
rivalisierenden Götterwelt. Aber auch Sie haben die Vorstellung, dass
es mit Zeus einen Hauptgott gibt. Die rivalisierende Götterwelt ist
wohl mehr eine Folge der rivalisierenden Priesterschaften als dass sie
ernsthaft in Erwägung zu ziehen ist, auch deshalb, weil ein solches
System instabil wäre und der Zeit unterworfen: Mal dominiert der eine,
mal der andere. Schon deshalb halte ich es keiner Überlegung wert. Die
biblische Botschaft kennt keinen solchen Gedanken. Sie betont immer wieder
die Einheit zwischen Vater, Sohn und Heiligem Geist. Die Engel sind
dienstbare Geister, die keine eigene Politik treiben. Der Satan als
gefallener Engel wird immer klar als zeitlich begrenzt dargestellt. Er kann nur so weit handeln, wie Gott es zulässt. Eine darüber hinausgehende Macht besitzt er nicht.
Es bleibt die Frage der Dominanz der unsichtbaren Welt über die sichtbare Welt. Darüber mag man streiten, aber die Tatsache, dass alles in der sichtbaren Welt zeitlich begrenzt und instabil ist, spricht doch hier eine sehr deutliche Sprache. Es hat immer wieder in der Geschichte Supermächte gegeben. Sie haben sich auch über mehrere Generationen halten können. Aber sie sind alle irgendwann gescheitert und mussten neuen Machtstrukturen weichen. Die Sowjetunion ist das jüngste Beispiel.
Fazit:
Aussage 1: Es gibt eine unsichtbare Welt.
Aussage 2: Diese besitzt ein eindeutig bestimmtes Kraftzentrum, dem die gesamte unsichtbare Welt unterworfen ist.
Definition: Dieses Kraftzentrum, diese dominierende Macht, nennen wir Gott.
Aussage 3: Alle anderen Machtzentren der unsichtbaren und der sichtbaren Welt sind zeitlich begrenzt und existieren nur, weil und solange wie Gott dies zulässt.
Die Aussagen 1..3 sind zunächst einmal Glaubensaussagen. Da mag jeder seine Meinung haben. Aber dabei muss man wissen, dass eben auch die gegenteilige Aussage eine Glaubensaussage ist. Und die Haltung: „Das interessiert mich gar nicht, …“ hat etwas von der Geschichte mit dem Blitz. Es kommt also niemand daran vorbei, sich so oder so dazu eine Meinung zu bilden.
Wir werden diese Aussagen im biblischen Text nachzuweisen haben.
Aussage 1 und 2 sind eine Voraussetzung, um die Definition sinnvoll formulieren zu können. Aussage 3 ist eine zusätzliche Aussage, die Dominanz der unsichtbaren Welt über die sichtbare Welt. Sie folgt nicht aus 1 und 2. Allerdings ist sie wegen der Endlichkeit aller Vorgänge in der sichtbaren Welt naheliegend.
Insgesamt haben diese Aussaagen den Charakter von Grundannahmen oder Axiomen, die deutlich machen, wovon wir im folgenden reden wollen. Daher ist es notwendig, sie am biblischen Text abzusichern.
(↑ Inhalt)
Damit sind wir aber sofort bei dem zweiten wichtigen Punkt
angekommen:
Unser Verstand ist nicht in der Lage, Gott zu erfassen.
Aus der Definition, dass Gott der dominierende
Bestandteil der unsichtbaren Welt ist, einer Welt, die sich einer
physikalischen Messung und damit auch einem physikalischen Nachweis
entzieht, dann ist sofort klar, dass diese Welt sich nur selbst offenbaren
kann. Wenn ich mit eigenem Denken versuche, diese Welt zu
erschließen, so heißt dies ja, dass diese Welt mir oder meinem
Verstand in irgend einer Form sichtbar wird. Damit ist sie nicht mehr die
unsichtbare Welt oder, um es lateinisch zu sagen, nicht mehr
transzendent.
Menschen, die dies versuchen, kommen mir vor wie Mathematiker, die
versuchen, das Unendliche zu erfassen, und deshalb anfangen zu zählen.
So wird es nicht gehen. Deshalb benutzt die Mathematik dafür das
Zeichen ω und rechnet mit dem Unendlichen. Ohne es je gesehen zu
haben, macht der Mathematiker es zum Gegenstand seiner Rechnungen und sieht
dann, dass er damit vernünftig rechnen kann.
So geht es uns auch mit Gott. Zunächst einmal müssen wir ihn -
obwohl seine Existenz für uns zunächst unbewiesen ist - in
unser Denken einbeziehen. Dann hat Gott die Möglichkeit, aus seiner
Welt auf uns einzuwirken. Die Erfahrungen, die wir dabei machen, wecken in
uns das Vertrauen, das ein Gott ist, weil Gott selbst sich offenbart. Mein
Denken alleine reicht nicht aus.
Selbst der, der eine Figur geschnitzt hat, dann aber diese Figur anbetet,
meint doch, dass diese Figur Fähigkeiten bekommen hat (Warum
eigentlich?), die das reine Grundmaterial Holz nicht hatte. Woher soll es
diese Fähigkeit haben. Er muss den gleichen Weg gehen. Er muss
schauen, welche Wirkung seine Figur in seinem Leben hat.
Der selbst erdachte Gott ist nur die intelligente Variante des geschnitzten
Gottes. Hier schnitzt kein Messer, sondern der Verstand. Den Gott, der in
der unsichtbaren Welt thront, beeinflusst unser Denken überhaupt
nicht. Er ist, wie er ist, unabhängig von unserem Denken.
Damit ist klar, dass selbst der sehr vage Gottesbegriff, den wir oben
formuliert haben, beinhaltet, dass der Begriff „Gott“ sich
unserer verstandesmäßigen Prüfung entziehen. Es gibt nur
den experimentellen Zugang, indem ich versuche, mit diesem Gott Erfahrungen
zu machen. Aber dazu benötige ich Anhaltspunkte. Und diese
Anhaltspunkt können nur aus einer Selbstoffenbarung Gottes
stammen.
Zwar kann ich mir irgendetwas zusammenfantasieren, was ich für richtig
halte, aber was nützt es mir, welche Relevanz hat es für mein
Leben. Wenn ich darüber ein Buch schreibe und genug Dumme finde, die
es kaufen, dann ernährt es mich. Dies ist schon wahr. Aber zum
Verständnis der Welt trägt es nichts bei. Denn wenn irgend jemand
etwas völlig anderes behauptet, gibt es keine Entscheidung, was
richtig ist, solange das Behauptete nur weit genug weg ist (Droben
überm Sternenzelt muss (Warum muss?) ein lieber Vater wohnen, …
dichtet Schiller und lässt Beethoven uns singen. Aber woher weiß
er das, dass da ein lieber Vater wohnt und nicht entweder gar nichts oder
ein böses Ungeheuer wohnt?
Wenn über den Raum, zu dem wir keinen Zugang haben, von dem aus es
auch keine physikalisch messbaren Wirkungen gibt, eine Aussage getroffen
wird, dann muss diese Aussage aus dem Raum selber kommen. Allein durch
Nachdenken kann ich diese Leere nicht füllen. (↑ Inhalt)
Jemand könnte meinen, dass aus dem oben gesagten folgt,
dass ich Gott setzen muss, so wie ein Mathematiker das ω setzt, es
definiert. Ich setze also fest, dass Gott der Gott des Islam ist oder der
Gott des Alten Testamentes oder der Gott der Christen. Dies ist nur der
erste Schritt. Der Mathematiker, der das ω setzt, gibt sich damit ja
nicht zufrieden. Er rechnet mit seinem ω und schaut, ob er zu
plausiblen Ergebnissen kommt. So ist es auch mit unseren Annahmen über
Gott. Ich arbeite damit. Ich lebe mein Leben mit den Verheißungen,
die Gott gegeben hat. Und indem ich damit positive Erfahrungen mache,
wächst meine Gewissheit.
Dies bedeutet aber auch, dass ich die einmal getroffene Setzung verwerfen
muss, wenn sich mein System in Widersprüche verwickelt, so wie der
Mathematiker seine naive Mengenlehre verwerfen musste, als er merkte, dass
der Begriff der Menge widersprüchlich ist, wenn man beliebige
Mengenbildungen zulässt. Erst als man Klassen einführte, die
keine Mengen sind, hatte man eine widerspruchsfreie Theorie. Dies will ich
hier nicht weiter ausführen, es wird im Kapitel über Gottes Allmacht vertieft. Es ist ein schönes Beispiel,
dass auch noch so plausible Theorien in Widersprüche führen
können. Wir müssen unseren selbst gemachten Gedankensystemen
kritisch gegenüberstehen und die Selbstoffenbarung Gottes einbeziehen.
(↑ Inhalt)
Konsequenzen - Religionsfreiheit
Die Notwendigkeit der Selbstoffenbarung Gottes könnte
jetzt so missverstanden werden, dass es auf Grund dieser Selbstoffenbarung
zu einem eindeutigen Verständnis der unsichtbaren Welt führt, das
dann allen Menschen mitgeteilt wird und damit zu einer von allen Menschen
zu glaubenden Religionsdoktrin führt. Ganz offensichtlich ist es nicht
so.
Es gibt verschiedene Religionen, ohne dass eine transzendente Macht
eingreift und die falschen Religionen richtigstellt
Gott handelt an einzelnen Menschen. Seine Offenbarung erfahren nicht
großen Organisationen oder Staaten, sondern es sind immer einzelne
Menschen, die Erfahrungen mit der unsichtbaren Welt machen und diese
Erfahrungen weitergeben. Wenn das so ist, dann ist die Konsequenz doch,
dass Religionsfreiheit herrschen muss, damit Menschen ihre
persönlichen Erfahrungen machen können und daraus die
Konsequenzen ziehen können.
Zu allen Zeiten haben die Religionsgemeinschaften, wenn sie erst einmal
eine gewisse Größe erlangt haben, sich zum Maßstab gesetzt
und Abweichler verfolgt, Normen durchgesetzt und Wohlverhalten erzwungen.
Wenn dieses im Willen Gottes läge, wäre er nicht einzelnen
Menschen, sondern Organisationen oder Staaten erschienen. Er wäre nicht in Schwachheit erschienen, sondern hätte mit Legionen von Engeln die Macht übernommen und alle anderen Machtzentren zerstört. Dies ist
erkennbar nicht der Fall, gleichgültig, ob man dies vom Standpunkt der
christlichen Religion oder einer anderen Religion sieht. (↑ Inhalt)
Eine weitere Konsequenz dieser Überlegungen ist die
Freiheit zu missionieren. Dabei ist Mission nicht als eine gewaltsame
Durchsetzung einer Religion zu verstehen, sondern als eine Mitteilung an
Menschen über die persönlichen Erfahrungen, die einzelne Menschen
gemacht haben. Wenn Mission so verstanden wird, ist sie eine zwingende
Konsequenz des oben gesagten. Der suchende Mensch muss die Chance haben,
die Selbstoffenbarungen Gottes kennenzulernen. Er muss die Chance haben,
Religionen an ihren Worten zu prüfen. Dies ist nur möglich, wenn
er Zugang zu den Schriften und den Verkündigungen dieser Religionen
hat.
Die Konsequenzen aus dieser Belehrung hat er selbst zu ziehen. Er muss
eigene Erfahrungen machen und selbst entscheiden können.
Eine Religion, die Menschen mit staatlicher oder sonstiger Gewalt zwingt,
der eigenen Doktrin zu folgen und eigene Erfahrungen ihrer Mitglieder durch
Zwang verhindert, gibt selbst den besten Beweis, dass hinter ihrer eigenen
Verkündigung nichts steht, denn sonst brauchte sie diesen Zwang
nicht.
Auch das Christentum und die Staatskirchen im Christentum haben sich immer
als Träger der Wahrheit verstanden und Abweichler als Ketzer verbrannt
oder gefoltert. Insofern ist dies kein Phänomen der Hindus und Moslems
allein. Auch ist es zu allen Zeiten und in aller Welt so, dass Eltern
erwarten und hoffen, dass die Kinder dem Glauben der Väter folgen.
Insofern ist ein erheblicher menschlicher Druck da, ausgetretenen Pfaden zu
folgen. Dieser Druck ist in allen Bereichen, nicht nur im Bereich der
Religion da und wohl unvermeidlich. Wird er aber zur physischen Bedrohung
eines Menschen, dann ist eine Grenze überschritten. Die Menschen, die
diesen Druck ausüben, sind sich oft nicht bewusst, dass sie damit ihre
eigene Gotteserfahrung diskreditieren. (↑ Inhalt)
Sind die Konsequenzen logisch zwingend?
Während ich den ersten Teil als logisch zwingend
betrachten würde, kann man die Abschnitte „Konsequenzen -
Religionsfreiheit“ und „Konsequenzen - Mission“ durchaus
kontrovers diskutieren. Dies entspricht ja auch unserer gelebten
Realität.
Immer wieder sind Menschen aufgestanden, die meinten, Offenbarungen zu
haben, die sie zwangen, andere Menschen zu töten. Als die Kreuzritter
zum gelobten Land zogen, haben sie auf dem Weg dorthin erst einmal
umfangreiche Pogrome an den Juden durchgeführt, teilweise aus
verblendetem Glauben, teilweise auch, um ihre Aufwendungen zu
finanzieren.
Als Karl der Große die Sachsen bekehrte, färbte sich die Aller
rot.
Die Kriege Mohammeds zur Ausbreitung des Islam haben vielen Menschen das
Leben gekostet und diese Kämpfe gehen bis in unsere Zeit. Die
Menschen, die am Morgen des 11. Septembers in das World Trade Center
friedlich zur Arbeit gingen, mussten unter der lebenszerstörenden Wut selbsternannter Gottesmänner leiden, die vielen Toten der
diverse religiös, aber immer auch machtpolitisch motivierten
Krisenherde des Nahen Ostens leiden darunter seit vielen Jahren und es ist nicht klar, wie weit sich dieser Terrorismus noch ausbreitet.
Und schließlich hat uns Nordirland in der näheren Vergangenheit
vor Augen geführt, dass diese Art der Auseinandersetzung auch im
aufgeklärten Europa nicht völlig unmöglich ist.
Deshalb ist es für ein friedliches Zusammenleben der Menschen
zwingend, die individuelle Erkenntnis des einzelnen nicht zu
generalisieren. Jeder Mensch muss die Chance haben, eigene Erfahrungen im
Umgang mit der unsichtbaren Welt zu machen. Es muss nicht besonders betont
werden, dass es vom christlichen Standpunkt auch ein gebotenes Verhalten
ist, denn Jesus Christus hat es uns vorgelebt. Er hätte nicht in
Jerusalem ans Kreuz gehen müssen, sondern mit Legionen von Engeln in
Rom einmarschieren können und ein Gottesreich errichten können.
Er ist diesen Weg nicht gegangen.
So bleibt festzuhalten, dass die beiden letzten Abschnitte nicht aus den
oben getroffenen Grundannahmen zwingend ableitbar sind, wohl aber zwingend
geboten sind, wenn man den Menschen als ein freies Wesen empfindet. Wenn man möchte, dass jeder Mensch sich selbst eine Meinung bilden kann, dann kommt man um Religionsfreiheit und die Freiheit zur Mission nicht herum. Allerdings braucht nicht betont zu werden, dass hier eine informelle und nicht eine gewalttätige Mission gemeint ist. Eine gewalttätige Mission beginnt bereits da, wo Sondersteuern für Ungläubige erhoben werden oder anderweitiger administrativer Zwang ausgeübt wird.
Die
historische Erfahrung lehrt, dass ein friedliches Zusammenleben der
Menschen ohne diese Aspekte „Konsequenzen - Religionsfreiheit“
und „Konsequenzen - Mission“ nicht möglich ist. Das
Mittelalter in Europa, Nordirland und der Nahe Osten aus der jüngsten
Zeit sind Lernfelder, um die Probleme zu studieren. Nordkorea und eine
Reihe von anderen Diktaturen in der Welt machen deutlich, dass die
Alternative zur Freiheit der Religion Terror ist. Denn der Zwang, an
religiösen Handlungen teilzunehmen, die man nicht persönlich
mittragen kann, nimmt einem Menschen das Selbstwertgefühl. Die
großen Religionen versuchen dies zu umgehen, indem sie die
Zwangshandlungen schon an Babys vollziehen und dann erwarten, dass sich der
junge Mensch, wenn er denn eigene Einsicht entwickelt, dazu stellt. Auch
diese Praxis ist m.E. weltweit zu überdenken. (↑ Inhalt)
Der sich in Jesus Christus offenbarende Gott
Mit den obigen Betrachtungen sollen die mehr theoretischen
Betrachtung über „einen Gott“ verlassen werden.
Im folgendenden soll über die Offenbarung Gottes in der Bibel
gesprochen werden. Dies ist der Grund, auf dem mein persönlicher
Glaube beruht. Ich habe Respekt vor jedem Menschen, der sich ernsthaft
religiösen Fragen zuwendet, aber ich würde ihm immer sagen, dass
Gott sich in Jesus Christus offenbart hat. Er selbst hat ihn in einer der
wenigen Situationen in der Bibel, wo Gott, der Vater, selbst spricht, als
seinen Sohn bezeichnet.
Der Bericht von der Verklärung Jesu setzt hier Maßstäbe:
(Matthäus 17, 1-5) Und nach sechs Tagen nahm Jesus den
Petrus und Jakobus und dessen Bruder Johannes mit sich und führte sie
beiseite auf einen hohen Berg. Und er wurde vor ihnen verklärt, und
sein Angesicht leuchtete wie die Sonne, und seine Kleider wurden weiß
wie das Licht. Und siehe, es erschienen ihnen Mose und Elia, die redeten
mit ihm. Da hob Petrus an und sprach zu Jesus: Herr, es ist gut, daß
wir hier sind! Willst du, so baue ich hier drei Hütten, dir eine, Mose
eine und Elia eine. Als er noch redete, siehe, da überschattete sie
eine lichte Wolke, und siehe, eine Stimme aus der Wolke sprach: Dies ist
mein lieber Sohn, an welchem ich Wohlgefallen habe; auf den sollt ihr
hören!
Man kann diesen Bericht für falsch halten, man kann ihn für
nachträglich hinzugefügt oder überhöht halten. Da
möge jeder seines Glaubens gewiss sein. Aber wenn er stimmt, wenn Gott
in Jesus wirklich, wie es die Bibel bezeugt, seinen Sohn in diese Welt
gesandt hat, wird er dann akzeptieren, dass jemand kommt und sagt, dass
dieser Jesus nur ein Prophet war, nicht einmal der größte
Prophet … Und wenn Gott es für notwendig hielt, dass sein Sohn
am Kreuz für unsere Sünden starb, wird er es dann akzeptieren,
dass jemand kommt und sagt, dass es so schlimm doch gar nicht sei und Gebet
und Fasten zur rechten Zeit auch ausreichen … Die Antwort wird Gott
im Himmel einmal geben. Ich kann es mir aber nicht vorstellen, dass Gott
seinen Sohn dahingegeben hätte, dass Gott seinen Tod am Kreuz
zugelassen hätte, wenn es einen anderen Weg gegeben hätte, seinen
Willen, die Menschen zu retten, durchzusetzen. Paulus schreibt an Timotheus
ein sehr eindeutiges Wort: So ermahne ich nun, daß
man vor allen Dingen Bitten, Gebete, Fürbitten und Danksagungen
für alle Menschen darbringe, für Könige und alle, die in
hervorragender Stellung sind, damit wir ein ruhiges und stilles Leben
führen können in aller Gottseligkeit und Ehrbarkeit; denn solches
ist gut und angenehm vor Gott unsrem Retter, welcher will, daß
alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen
. (1. Timotheus 2, 1-4)
Dies halte ich für selbstverständlich, dass Gott, der Vater, der
nach dem Zeugnis der Bibel die Liebe ist, seinen Sohn nur deshalb für
uns geopfert hat, weil es keinen anderen Weg unserer Rettung gab.
Wie Gott mit den Menschen umgeht, die dieses Opfer Jesu Christi am Kreuz
verworfen haben, das können wir getrost ihm überlassen. Unsere
Aufgabe als Christen ist es, den auferstandenen Herrn als den Erlöser
zu predigen, von dem die Bibel uns sagt: Und es ist in
keinem andern das Heil; denn es ist auch kein anderer Name unter dem Himmel
den Menschen gegeben, in welchem wir sollen gerettet werden! (Petrus
vor dem Hohen Rat, Apostelgeschichte 4, 12)
Die ganze Tragweite dieses letzten Gnadenerweises Gottes
beschreibt der Hebräerbrief so: (Hebräer 1, 1-5) Nachdem Gott vor Zeiten manchmal und auf mancherlei Weise zu den
Vätern geredet hat durch die Propheten, hat er zuletzt in diesen Tagen
zu uns geredet durch den Sohn, welchen er zum Erben von allem eingesetzt,
durch welchen er auch die Weltzeiten gemacht hat; welcher, da er die
Ausstrahlung seiner Herrlichkeit und der Ausdruck seines Wesens ist und
alle Dinge trägt mit dem Wort seiner Kraft, und nachdem er die
Reinigung unserer Sünden durch sich selbst vollbracht, sich zur
Rechten der Majestät in der Höhe gesetzt hat und um so viel
mächtiger geworden ist als die Engel, als der Name, den er ererbt hat,
ihn vor ihnen auszeichnet. Denn zu welchem von den Engeln hat er jemals
gesagt: «Du bist mein Sohn; heute habe ich dich gezeugt»? Und
wiederum: «Ich werde sein Vater sein, und er wird mein Sohn
sein»?
Die vorgelegte Liste ließe sich noch deutlich verfeinern: Saul,
David, Salomo, Rehabeam/Jerobeam usw. Ebenso gibt es bei den Richtern
deutliche Unterschiede, wenn man nur Simson und Samuel vergleicht. Die
Liste soll nur einen Eindruck vermitteln, wie Gott nach immer neuen Wegen
gesucht hat, die Menschen, die er liebt, zu retten. (↑ Inhalt)
Der unerschöpfliche Verstand Gottes
Das oben generell über Gott gesagte kann man auch aus der
Bibel nachweisen:
Die Tatsache, dass Gott für uns nicht erkennbar ist, sondern wir auf
seine Selbstoffenbarung angewiesen sind, folgt aus der Tatsache, dass unser
Verstand endlich ist, Gottes Verstand aber unerschöpflich.
Während wir die Tatsache, dass unser Verstand beschränkt ist,
jeden Tag schmerzlich erleben und deshalb hier nicht näher
erläutern wollen, einige Bibelstellen zum Thema „Der
unerschöpfliche Verstand Gottes“:
Weißt du denn nicht, hast du denn nicht gehört?
Der ewige Gott, der HERR, der die Enden der Erde geschaffen hat, wird nicht
müde noch matt; sein Verstand ist unerschöpflich! (Jesaja
40, 28)
Groß ist unser Herr und reich an Macht; sein Verstand
ist unermeßlich. Der HERR richtet die Gedemütigten wieder
auf, er erniedrigt die Gottlosen bis zur Erde. (Psalm 147, 5f)
Und der Friede Gottes, der allen Verstand übersteigt,
wird eure Herzen und Sinne bewahren in Christus Jesus! (Philipper 4,
7)
Diesen „unerschöpflichen Verstand Gottes“ werden wir mit
unserem endlichen Verstand nicht erfassen können. Damit ist jede
andere Erkenntnis Gottes, jede Beschreibung Gottes, die nicht von Gott
selbst autorisiert ist, von vornherein als beliebig und irrelevant
einzustufen.
Nun mag man einwenden, dass ich in den ersten Kapiteln ja genau das getan
habe. Das ist nicht der Fall. Dort habe ich nur einige, wenige Aussagen auf
ihre logische Struktur hin untersucht. Um ein Bild zu gebrauchen: Wenn ich
Herrn Josef Müller beschreiben will und schon weiß, dass er in
Deutschland wohnt, dann kann ich messerscharf schließen, dass er auf
der Nordhalbkugel der Erde wohnt, weil ich das über Deutschland
weiß. Herrn Josef Müller habe ich damit aber noch lange nicht
beschrieben. So möchte ich auch die Überlegungen am Anfang
verstanden wissen. Es sind einige wenige Punkte aus einem vielschichtigen,
die Menschheit über die Jahrtausende beschäftigenden Gebiet, die
nicht den Anspruch erheben, erschöpfend zu sein. (↑
Inhalt)
Ein weiterer Aspekt, den die Bibel immer wieder betont, ist
Gottes Allmacht.
Betrachtet man das Wort allmächtig in der Bibel, so findet man es
48-mal im Alten Testament und 10-mal im Neuen Testament.
Ihr aber seid ein Tempel des lebendigen Gottes, wie Gott
spricht: «Ich will in ihnen wohnen und unter ihnen wandeln und will
ihr Gott sein, und sie sollen mein Volk sein.» Darum «gehet aus
von ihnen und sondert euch ab, spricht der Herr, und rühret kein
Unreines an, so will ich euch aufnehmen», und «ich will euer
Vater sein, und ihr sollt meine Söhne und Töchter sein»,
spricht der allmächtige Herr. schreibt Paulus im 2. Brief an
die Korinther 6, 18.
Die anderen neutestamentlichen Stellen findet man alle in der Offenbarung,
ein Hinweis darauf, dass uns die Allmacht Gottes erst so richtig ins
Bewusstsein rücken wird, wenn der erhöhte Herr wiederkommt. Der
liebende Gott, der uns immer wieder zur Umkehr und Buße ruft,
erscheint uns manchmal wie ein alter Mann und wir meinen, uns mit unserem
kleinen Verstand und unseren sehr begrenzten Fähigkeiten über
sein Rufen hinweg setzen zu können. Dies wird sich noch als ein
folgenschwerer Irrtum erweisen.
Nun gibt es naseweise Menschen, die meinen, mit einem kleinen
Gedankenexperiment die Allmacht Gottes widerlegen zu können. In der
Literatur taucht es als das Allmachtsparadoxon auf: Ein allmächtiger
Gott müsste einen Stein schaffen können, den er selbst nicht
heben kann. Entweder er kann es, dann ist er nicht allmächtig, sonst
könnte er ihn heben. Oder er kann es nicht, auch dann ist er nicht
allmächtig. (WIKIPEDIA http://de.wikipedia.org/wiki/Allmacht)
Bevor ich dies kommentiere, möchte ich einige Gedanken
vorausschicken:
Allmacht ist aus menschlicher Sicht in der Tat undenkbar. Wieviele Dinge
reden wir an einem Tag, die uns hinterher leid tuen, wieviele Wünsche
äußern wir, die einfach nur unvernünftig sind. Stellen wir
uns dies bei einem allmächtigen Wesen vor: Jedes Wort geht in
Erfüllung. Die Schöpfungsgeschichte führt uns dies vor
Augen: Im 1. Mose 1, 3-5 lesen wir: Und Gott sprach: Es
werde Licht! Und es ward Licht. Und Gott sah, daß das Licht gut
war; da schied Gott das Licht von der Finsternis; und Gott nannte das
Licht Tag, und die Finsternis Nacht. Und es ward Abend, und es ward Morgen:
der erste Tag. Gott spricht und es wird Realität. Welche
Disziplin muss Gott besitzen, damit leben zu können.
Bereits ein Chef einer Firma muss sich genau überlegen, was er sagt.
Äußert er einen Wunsch, so werden sich einige Mitarbeiter
daransetzen, den Wunsch zu erfüllen. Anderes wird deswegen
liegenbleiben. Er muss also sehr aufpassen, mit seinen Wünschen in
seiner Firma keinen Schaden anzurichten. Wieviel mehr gilt dies im Blick
auf Allmacht.
Zurück zum Allmachtsparadoxon. Es erinnert in seiner Struktur an den Widerspruch in der Mengenlehre.
Diesen Widerspruch in der «naiven» Mengenlehre der Mathematik kann man an einer kleinen
Geschichte über einen Barbier und einen Eroberer deutlich machen:
Ein Eroberer belagert eine Stadt und es besteht die Gefahr, dass er sie in
Kürze einnehmen wird. Da niemandem mehr etwas einfällt, geht der
Babier (Frisör) aus der Stadt und zu dem Eroberer und bittet ihn, die
Stadt zu verschonen. Er wolle auch alles tun, was der Eroberer von ihm
verlange. Zur großen Überraschung des Barbiers ist der Eroberer
einverstanden und verlangt von ihm nur, dass er zurück in die Stadt
geht und alle Bewohner der Stadt barbiert, die sich nicht selbst barbieren.
Der Barbier ist begeistert, denn das tut er doch jeden Tag.
Am nächsten Morgen kommt er zurück. Der Eroberer fragt ihn, ob er
alle barbiert habe, die sich nicht selbst barbieren.
„Selbstverständlich!“ antwortet der Barbier. „Und
hast du dich auch selbst barbiert?“ fragt der Eroberer zurück.
„Nein, ich sollte doch nur …“ Aber der Eroberer
unterbricht ihn: „Du solltest alle Bewohner der Stadt barbieren, die
sich nicht selbst barbieren. Du bist ein Bewohner der Stadt, der sich nicht
selbst barbiert, also …“ - „Gnade, Gnade, Herr!“
ruft entsetzt der Barbier. „Gut,“ sagt der Eroberer,
„aber morgen machst du es besser!“ Dem aufmerksamen Leser ist
klar, das am nächsten Tag die Stadt zerstört wird, denn der
Barbier hat sich nun selbst barbiert und gehört damit zu den Bewohnern
der Stadt, die sich sebst barbieren und demzufolge nicht vom Barbier
barbiert werden dürfen.
Die Geschichte mit dem Stein ist von ähnlicher Bauart. Der Widerspruch
in der naiven Mengenlehre entsteht, weil der Erfinder der Mengenlehre
(Cantor, Georg, 1845-1918) lehrte: «Unter einer ‚Menge‘
verstehen wir jede Zusammenfassung M von bestimmten wohlunterschiedenen
Objekten m unserer Anschauung oder unseres Denkens (welche die
‚Elemente‘ von M genannt werden) zu einem Ganzen.» Nun
schaut man die Menge an, die alle Mengen umfasst, die sich nicht selbst
enthalten. Diese Menge M ist im gleichen Dilemma, wie unser Barbier: Enthält sie sich nicht, so erfüllt sie die Bedingung für ein Element der Menge M und muss hinzugenommen werden. Dann gehört sie also dazu und enthält sich selbst. Das ist dann aber eine Menge, die nicht zu M gehören darf, denn sie enthält sich ja selbst - ein Widerspruch. Mathematisch gesprochen lautet der Widerspruch: M
enthält sich genau dann selbst, wenn M sich nicht selbst enthält.
Damit ist aber die Mengenlehre nicht ad absurdum geführt. Die
axiomatische Mengenlehre geht nun so vor, dass sie zwei Begriffe verwendet,
die Klasse und die Menge. Ob eine Klasse eine Menge ist, muss im Einzelfall
entschieden werden. Die Klasse aller Mengen, die sich nicht selbst
enthalten, ist in diesem Kalkül keine Menge. Die Frage, ob sie sich
selbst enthält, ist damit obsolet, denn «enthalten in» ist
nur eine Eigenschaft, die Mengen zukommt. Klassen können nicht in
etwas enthalten sein, sie sind «zu groß». Damit schafft
es die axiomatische Mengenlehre, eine Theorie vorzulegen, die
widerspruchsfrei ist.
Zurück zu der naiven Frage, ob Gott „einen Stein schaffen
könne, den er selbst nicht heben kann.“. Gott ist in diesem
Sinne nicht Gegenstand unseres Denkens und Nachvollziehens. Sein Handeln
ist Klasse, nicht Menge, es reicht über unseren Verstand hinaus. Damit
ist nicht das Nachdenken über Gott aufgehoben, so wie mit dem
Widerspruch in der naiven Mengenlehre nicht die Mengenlehre ad absurdum
geführt wurde. Wir müssen nur, wenn wir uns Gott gedanklich
nähern, akzeptieren, dass wir damit auf einer Ebene sind, die unseren
Verstand übersteigt. Gott ist nicht «enthalten in» irgend
etwas, dafür ist er zu groß. Insbesondere ist Gott nicht in
unseren gedanklichen Kalkülen enthalten, er übersteigt sie.
Erfreulich ist, dass wir hier nicht gedanklich irgend einen listigen
Schachzug machen müssen, um «unseren Gott zu retten». Wir
befinden uns hier auf ausgetretenen Pfaden der Mathematik. Das einzige, was
wir einfordern müssen, ist eine gewisse Hygiene des Denkens, so wie
auch die Erben Cantors sein hervorragendes Gedankengebäude nicht
einreißen mussten, sondern nur erkennen mussten, dass es
außerhalb des Üblichen, außerhalb der Mengen, doch noch
Gebilde gibt, die man zwar mathematisch beschreiben kann, aber nicht
wirklich versteht und somit auch nicht unseren üblichen logischen
Operationen unterziehen kann. Dies gilt im Bereich der unsichtbaren Welt
genau so.
Um den Vergleich mit der Mathematik weiter zu führen: Der Atheist ist
der Mensch, der sagt, dass die Cantor'sche Mengenlehre zu
Widersprüchen führt und deshalb zu verwerfen ist. Damit verliert
er ein wichtiges Stück Mathematik. Die Mathematik ist diesen Weg nicht
gegangen. Der Gläubige ist der Mensch, der tiefer über die Dinge
nachdenkt und einsieht, dass er nicht alles in einen Topf werfen darf,
sondern sein Nachdenken über Gott anders gestalten muss, als das
Nachdenken über die Dinge des täglichen Alltags. Damit steht er
in der guten Tradition der Wissenschaft, die in vielen Fällen so
reagiert hat, Theorien verfeinert hat, neue experimentelle Beobachtungen
einbezogen hat und damit einem permanenten Entwicklungsprozess unterliegt.
Dies entspricht der bekannten Tatsache, dass auch der Glaube ein stetiger
Entwicklungsprozess ist, weil wir immer nur einzelne Glaubenserfahrungen
machen, nie aber behaupten können, wir hätten Gott verstanden.
Bedauerlich ist nur, dass die axiomatische Mengenlehre auch für
Mathematiker eine schwierige Theorie ist. Es gibt viele
Mathematikstudenten, die diese Vorlesung nie besucht haben, weil sie nicht
leicht zu verstehen ist. Man kann sich dieses Wissen nicht beiläufig
beibringen. Das ist wohl auch der Grund, dass dieses Wissen nicht jedermann
zugänglich ist und - wie ich vermute - deshalb in den Studierzimmern
der Theologie kaum vorhanden ist.
Gott steht damit nicht außerhalb der Logik, er nimmt nur eine
Sonderstellung ein. Er ist nicht Gegenstand unseres Denkens, weil er
dafür zu groß ist. Vergleichbar mit dem Phänomen in der
Mengenlehre, dass eine Klasse nie Element größerer Klassen sein
kann. So etwas gibt es, wir müssen es akzeptieren, die Vertreter der
mathematischen Theorie der Mengenlehre haben es auch mühsam lernen müssen, der
Cantor'sche Ansatz wäre viel leichter zu erfassen gewesen.
Dass dies auch in Bezug auf Gott gilt, machen viele Bibelstellen deutlich.
( Beispiele ) Es ist der Grund,
warum Gott sich nur an wenigen Stellen direkt, sonst aber durch Propheten
und am Ende der Zeiten durch den Sohn geoffenbart hat ( Hebräer 1, 1-5 ). Er nutzt Vermittler
für seine Botschaften an die Menschen, denn Paulus beschreibt es sehr
klar in den Worten des Altertums, die ich nur in aller Schwachheit versucht
habe, in die Sprache der modernen Mathematik zu übertragen: (1.
Timotheus 4, 13-16) Ich gebiete dir vor Gott, der alles
lebendig macht, und vor Christus Jesus, der vor Pontius Pilatus das gute
Bekenntnis bezeugt hat, daß du das Gebot unbefleckt und untadelig
bewahrest bis zur Erscheinung unsres Herrn Jesus Christus, welche zu seiner
Zeit zeigen wird der selige und allein Gewaltige, der König der
Könige und der Herr der Herrschenden, der allein Unsterblichkeit hat,
der in einem unzugänglichen Lichte wohnt, welchen kein Mensch gesehen
hat noch sehen kann; Ihm sei Ehre und ewige Macht! Amen. (↑
Inhalt)
Ist Gott der Logik unterworfen?
Dies ist eine sehr spekulative Frage, die wir eigentlich im
vorangehenden Kapitel bereits beantwortet haben. Gott ist nicht
unterworfen. Er ist in keiner Weise Objekt unseres Denkens. Er ist
dafür zu groß, schon deshalb, weil er allmächtig ist.
Er hat der Logik in der Natur einen besonderen Stellenwert eingeräumt.
Die Natur verhält sich logisch. Wenn ich Aussagen über die Natur
machen kann, dann gelten auch alle Folgerungen aus diesen Aussagen in der
Natur.
Ein Beispiel aus der Geometrie: In der ebenen Geometrie gilt: Zu zwei
verschiedenen Punkten A und B gibt es genau eine Gerade g(A,B), auf der
beide Punkte liegen. Daraus kann man nun logisch folgern: Nehmen wir noch
einen dritten Punkt C hinzu, der nicht auf dieser Geraden liegt, so besitzt
der Raum aus diesen drei Punkten mindestens drei Geraden, nämlich
g(A,B), g(A,C) und g(B,C). Die logischen Schlüsse sind die folgenden:
A und C sind verschiedene Punkte, denn A liegt auf g(A,B), C aber nicht. Da
es zu den zwei verschiedenen Punkten A und C eine Gerade g(A,C) gibt, haben
wir eine zweite Gerade gefunden, wenn wir zeigen, dass diese nicht mit
g(A,B) identisch ist. Dies kann aber nicht sein, weil C nicht auf g(A,B)
liegt. Denn C liegt auf g(A,C) und damit läge es auch auf g(A,B), wenn
dies nicht von g(A,B) verschieden wäre. Dasselbe kann man für die
Gerade g(B,C) schließen. Es bleibt nur zu zeigen, dass auch g(A,C)
und g(B,C) verschieden sind. Auch hier nehmen wir an, das sei nicht der
Fall, g(A,C) und g(B,C) seien gleich. Wir nennen diese Gerade h. Dann gilt
also h=g(A,C) und h=g(B,C). Dann ist h also eine Gerade, auf der A - wegen
h=g(A,C) - und B liegen - wegen h=g(B,C) - liegen. Außerdem liegt C
auf h. Nun gibt es nur genau eine Gerade, auf der A und B liegen, und dies
ist g(A,B). Damit wäre dann auch h=g(A,B) und alle drei Geraden
wären gleich. Wir haben aber angenommen, dass C nicht auf g(A,B) liegt
und damit ist klar, dass die Annahme, dass g(A,C) und g(B,C) gleich sind,
im Widerspruch zu unserer Wahl von C liegt.
Warum dieses ausführliche Beispiel?
Es zeigt zum ersten, dass Logik nicht aus sich heraus etwas produziert,
sondern auf Grundannahmen, sogenannte Axiome, die der Mensch setzt,
angewiesen ist. Hier war es die Grundannahme, dass es zu zwei verschiedenen
Punkten A und B genau eine Gerade g(A,B) gibt, auf der beide Punkte
liegen.
Die Punkte auf einer Tafel und die mit dem Lineal gezogenen
Verbindungslinien bilden ein Beispiel, dass diese Grundannahme
erfüllt.
Aber unsere Grundannahme gilt nicht immer: Die Welt der Städte
(Punkte) und der Straßen (Geraden) liefert ein Beispiel, das diese
Annahme nicht erfüllt. „Es führen viele Wege nach
Rom.“ Diese Aussage zeigt, dass es zwischen zwei Städten
durchaus mehrere Straßen geben kann, die diese Städte verbinden.
Und wenn man Straßen als Autostraßen versteht, dann gibt es
erkennbar zwischen Hamburg und Boston keine Straße.
Im ersten Beispiel gilt unsere Schlussfolgerung über die drei Geraden,
im zweiten Beispiel müssen wir andere Überlegungen anstellen,
weil die Voraussetzungen für unser Schlussfolgerung nicht gegeben
sind.
Zum zweiten zeigt es, dass ein großer Teil unserer logischen
Schlüsse auf der Annahme beruht, dass unsere Grundannahme konsistent
ist, dies bedeutet, dass sie in sich widerspruchsfrei ist. Dies wurde in
der Mathematik über Jahrhunderte für völlig einsichtig
gehalten. Aber dann stand man plötzlich vor der Tatsache, dass die
Mengenlehre, die auf den ersten Blick völlig schlüssig daherkam,
einen inneren Widerspruch besaß. Dieser konnte zwar durch die
axiomatische Mengenlehre aufgelöst werden. Aber der Grundzweifel
bleibt.
Einen globalen Beweis der Widerspruchsfreiheit von Kalkülen gibt es
nicht. Wenn solche Beweise vorgelegt werden, dann sind sie immer von der
Bauart: Wenn die Theorie A widerspruchsfrei ist, dann auch die Theorie
B.
In unserem Beweis haben wir immer wieder die Widerspruchsfreiheit
bemüht. Der Schlusssatz des Beweises: «Wir haben aber
angenommen, dass C nicht auf g(A,B) liegt und damit ist klar, dass die
Annahme, dass g(A,C) und g(B,C) gleich sind, im Widerspruch zu unserer Wahl
von C liegt.» macht von der Widerspruchsfreiheit Gebrauch. Nur in
einem widerspruchsfreien System kann C nicht zugleich auf g(A,B) liegen und
nicht liegen, denn das ist ein Widerspruch. In einem System, das nicht
widerspruchsfrei ist, gilt alles, also auch eine solche unsinnige Aussage
wie: «C liegt auf g(A,B) und liegt nicht auf g(A,B)».
Was bedeutet dies nun für unsere Ausgangsfrage:
Die Logik ist ein Bauprinzip der Natur, jedenfalls höchst
wahrscheinlich. Denn in allen Fällen, wo wir aus beobachteten
Phänomenen mit logischen Schlüssen Schlussfolgerungen gezogen
haben, sind diese auch eingetreten. Manchmal gibt es allerdings
Phänomen, die in unsere Vorstellungswelt nicht hineinpassen. Dann
müssen wir unsere Vorstellungswelt überarbeiten. Die
Relativitätstheorie ist so ein Beispiel. Das, was Newton uns gelehrt
hat, funktionierte wunderbar, bis wir anfingen, die Lichtgeschwindigkeit zu
messen. Die Physiker haben viele Phänomen gesammelt, die bei hohen
Geschwindigkeiten (nahe der Lichtgeschwindigkeit) unserer Vorstellung von
Physik nach Newton widersprechen. Einstein hat es dann geschafft, eine
Theorie zu entwerfen, die diese Phänomen erklärte, bei niedrigen
Geschwindigkeiten (deutlich unterhalb der Lichtgeschwindigkeit) aber den
Newton'schen Grundannahmen entsprach. «Verschränkte
Teilchen» liefern uns bereits eine Vorahnung, dass es einmal eine
Theorie jenseits der Relativitätstheorie geben wird. Der
Erkenntnisprozess ist noch nicht am Ende.
Grundsätzlich ist damit die Logik ein Prinzip, das Gott uns mit der
Schöpfung mitgegeben hat. Die Frage, ob er dem Prinzip unterliegt,
stellt sich nicht, da er außerhalb unserer Nachprüfbarkeit ist.
Gott ist größer als die Logik. Diese Aussage können wir
machen, aber wir können sie nicht spezifizieren.
So wie die Logik die Welt der Aussagen über eine Anzahl von
widerspruchsfreien Grundannahmen in zwei Teile spaltet: Die richtigen und
die falschen Aussagen (und möglicherweise die unentscheidbaren
Aussagen, wenn das Axiomensystem nicht umfangreich genug ist), so hat Gott
auch die Welt unserer möglichen Handlungen in gute und böse
eingeteilt, Gerechtigkeit und Sünde. Diese Analogie sollte uns zu
denken geben, dass der Schöpfer-Gott (und damit der Schöpfer der Logik) derselbe ist wie der Gott, der die 10 Gebote
gegeben hat. Micha 6, 8 lesen wir: Es ist dir
gesagt, Mensch, was gut ist und was der HERR von dir fordert: was anders
als Recht tun, Liebe üben und demütig wandeln mit deinem
Gott? Zwischen dieser Aussage und der Forderung an den
Wissenschaftler nach sauberer logischer Schlussfolgerung liegt kein
großer Unterschied. Man könnte fast sagen, dass die Forderung
nach sauberer wissenschaftlicher Arbeit ein Teil von Micha 6, 8 ist.
(↑ Inhalt)
Es gibt viele Ansätze, Gott zu beweisen. Nach meiner
Meinung ist dies aber nicht möglich.
Es gibt viele Gründe, die Existenz Gottes für plausibel zu
halten. Allein die Existenz des Menschen als einer hochkomplexen Struktur
ist im Sinne der Wahrscheinlichkeitstheorie Grund genug, einen
Schöpfer-Gott anzunehmen. Denn die Evolution hätte nicht genug
Zeit gehabt, allein durch Schütteln, durch stochastische
Vorgänge, zufällig und im Vorübergehen einen Menschen zu
erschaffen. Und wenn, dann hätten die gleichen zufälligen
Prozesse ihn sofort wieder zerstört. Aber so wie man nicht
ausschließen kann, dass irgend wo im Weltall jemand sitzt und mit
seinem Würfel seit Jahren immer nur Sechen würfelt, so kann man
auch nicht ausschließen, dass der Mensch durch zufällige
Prozesse entstanden ist. Aber so wie man sicher davon ausgehen kann, dass
nach einer Reihe von Sechsen beim Würfeln sehr schnell auch wieder
eine andere Zahl folgt, so muss man wohl auch davon ausgehen, dass der
Mensch nicht zufällig entstanden ist.
Das Hauptargument gegen die Beweisbarkeit Gottes ist aber ein zutiefst
christliches und auf der Bibel gegründetes Argument:
Gott hätte doch alle Möglichkeiten, sich sichtbar zu
positionieren und aller Welt zu zeigen, dass Gott der Herr ist. Stattdessen
hält er sich verborgen und offenbart sich nur dem Gläubigen. Die
Forderung nach Glauben ist eine ganz zentrale Forderung Gottes an den
Menschen. Glaubet ihr nicht, so bleibet ihr nicht!
heißt es in Jesaja 7, 9. Und dieser Gedanke durchzieht die ganze
Bibel bis zum Taufbefehl Jesu: Wer glaubt und getauft wird,
soll gerettet werden; wer aber nicht glaubt, der wird verdammt
werden. sagt Jesus seinen Jüngern (Markus 16, 16).
Gäbe es nun einen wirklich schlüssigen Gottesbeweis, so
würde der Glaube aufgehoben und überflüssig. Dies ist
angesichts der vielen Forderungen der Bibel nach Glauben nicht zu
erwarten.
Trotzdem gibt es viele Gründe, die es nahelegen, an Gott zu glauben
und die die Annahme einer Welt ohne Gott sehr unwahrscheinlich erscheinen
lassen. Die Schöpfung ist nur ein Argument. Die vielen erfüllten
Prophetien des Alten und Neuen Testamentes sind ein anderes Argument. Ein
drittes sind die Erfahrungen, die der Glaubende mit dem Wort Gottes macht.
Der Mensch, der sich erst einmal auf das Abenteuer Gebet,
Gebetserhörung, erwartetes und tatsächliches Handeln Gottes
eingelassen hat, macht die Erfahrung, dass ein handelnder Gott über
seiner persönlichen Lebensgeschichte steht. Dieser dritte Grund ist
wohl der entscheidende Grund, der Menschen an ihrem Glauben festhalten
lässt, manchmal bis zum Martyrium. (↑ Inhalt)
(↑ Inhalt)
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