Die Sonderstellung Gottes in der Bibel


Eigentlich braucht man zu diesem Thema unter Christen nicht viel zu sagen, die Sonderstellung Gottes drückt sich in Ehrfurcht, Anbetung und Lobgesang der Gäubigen so deutlich aus, dass es jeden weiteren Nachweis erübrigt. Allerdings gibt es doch eine Fülle von Bibelstellen, die es wert sind, einmal unter diesem Aspekt gesondert betrachtet zu werden. Eine kleine Auswahl soll in diesem kleinen Exkurs dargestellt werden.



1. Mose 1, 1-5

Im Anfang schuf Gott den Himmel und die Erde. Und die Erde war wüst und leer, und es lag Finsternis auf der Tiefe, und der Geist Gottes schwebte über den Wassern. Und Gott sprach: Es werde Licht! Und es ward Licht. Und Gott sah, daß das Licht gut war; da schied Gott das Licht von der Finsternis; und Gott nannte das Licht Tag, und die Finsternis Nacht. Und es ward Abend, und es ward Morgen: der erste Tag.


Gott schafft in Schritten, nicht in einem Wurf: Himmel und Erde werden geschaffen, die Bibel sagt uns nicht, wie sie geschaffen werden, ob durch ein Wort oder durch eine Tat Gottes. Sie sagt nur, dass sie geschaffen werden und dass sie wüst und leer sind, damit noch nicht dem eigentlichen Ziel Gottes entsprechen.
Im nächsten Schritt, dem ersten Schöpfungstag, schafft Gott durch sein Wort das Licht. Dieses Licht wird nicht zu einer Eigenschaft des Weltalls, sondern die Finsternis bleibt ebenfalls. Aber Gott scheidet sie voneinander und nennt das Licht Tag und die Finsternis Nacht. Gott tut hier etwas abstraktes, denn die Sonne, die das Tageslicht bringt, war noch nicht geschaffen. Auch der Rythmus Abend und Morgen wird geschaffen, ohne dass eine Sonne existiert. Gott ist der Herr des Lichtes, nicht die Sonne, sie sind Werkzeuge, die später hinzugefügt werden.
Man wird diesen Schöpfungsakt des Lichtes auch im Zusammenhang von Johannes 1, 1-5 sehen müssen, in dem der Zusammenhang zwischen dem Wort Gottes, dem Leben und dem Licht hergestellt wird: Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott. Dieses war im Anfang bei Gott. Alles ist durch dasselbe entstanden; und ohne dasselbe ist auch nicht eines entstanden, was entstanden ist. In ihm war Leben, und das Leben war das Licht der Menschen. Und das Licht leuchtet in der Finsternis, und die Finsternis hat es nicht begriffen.
Die Einzelheiten der Schöpfungsgeschichte interessieren hier nicht, wohl aber die Tatsache, dass Gott spricht und es geschieht. Das Wort Gottes ist gleichzeitig Geschehen. Dies steht im völligen Gegensatz zu menschlichem Reden. Allein diese Erkenntnis ist schon ausreichend, die Sonderstellung Gottes zu begründen.





2. Mose 33, 7-23

Mose aber nahm die Hütte und schlug sie draußen auf, ferne von dem Lager, und hieß sie eine Hütte der Zusammenkunft. Und wer den HERRN fragen wollte, mußte vor das Lager hinaus zur Hütte der Zusammenkunft gehen. Und wenn Mose zu der Hütte hinausging, so stand alles Volk auf, und jedermann blieb stehen unter der Tür seines Zeltes und sah Mose nach, bis er in die Hütte hineinging. Und wenn Mose in die Hütte hineinging, so kam die Wolkensäule herab und stand in der Tür der Hütte, und der HERR redete mit Mose. Und wenn alles Volk die Wolkensäule in der Tür stehen sah, so standen sie alle auf und verneigten sich, ein jeder in der Tür seines Zeltes. Der HERR aber redete mit Mose von Angesicht zu Angesicht, wie ein Mann mit seinem Freunde redet; und wenn er wieder ins Lager zurückkehrte, so wich sein Diener Josua, der Sohn Nuns, der Jüngling, nicht aus der Hütte. Und Mose sprach zum HERRN: Siehe, du sprichst zu mir: Führe das Volk hinauf; und du lässest mich nicht wissen, wen du mit mir senden willst, und doch hast du gesagt: Ich kenne dich mit Namen, und du hast Gnade vor meinen Augen gefunden. Habe ich nun vor deinen Augen Gnade gefunden, so laß mich doch deinen Weg wissen und dich erkennen, damit ich vor deinen Augen Gnade finde; und siehe doch das an, daß dieses Volk dein Volk ist! Er sprach: Soll ich selbst gehen und dich zur Ruhe führen? Er sprach zu ihm: Wenn du nicht selbst mitgehst, so führe uns nicht von hier hinauf! Denn woran soll doch erkannt werden, daß ich und dein Volk vor deinen Augen Gnade gefunden haben, als daran, daß du mit uns gehst, so daß ich und dein Volk ausgezeichnet werden vor allem Volk, das auf dem Erdboden ist? Der HERR sprach zu Mose: Was du jetzt gesagt hast, das will ich auch tun; denn du hast vor meinen Augen Gnade gefunden, und ich kenne dich mit Namen! Er aber sprach: So laß mich deine Herrlichkeit sehen! Und er sprach: Ich will vor deinem Angesicht alle meine Güte vorüberziehen lassen und will den Namen des HERRN vor dir ausrufen; und wem ich gnädig bin, dem bin ich gnädig, und wessen ich mich erbarme, dessen erbarme ich mich; aber mein Angesicht (sprach er) kannst du nicht sehen, denn kein Mensch wird leben, der mich sieht! Doch sprach der HERR: Siehe, es ist ein Ort bei mir, da sollst du auf dem Felsen stehen. Wenn dann meine Herrlichkeit vorübergeht, so stelle ich dich in die Felsenkluft und will dich mit meiner Hand solange decken, bis ich vorübergegangen bin. Wenn ich dann meine Hand zurückziehe, so magst du mir hinten nachsehen; aber mein Angesicht soll man nicht sehen!


Dieser Text ist von der Ehrfurcht vor Gott geprägt. Diese Ehrfurcht ist nicht nur ein Ausdruck der Liebe der Menschen zu Gott, sie ist auch Selbstschutz. im 2. Mose 32 wird uns berichtet, dass das Volk sich ein Bild eines Stieres machen lässt, um wieder die alten ägyptischen Stierkulte zu feiern. Es erlebt den Zorn Gottes, weil es diesen Götzendienst begangen hat. 3000 Menschen sterben, als es zu bürgerkriegsähnlichen Auseinandersetzungen kommt. Und Gott spricht zu Mose: Sage den Kindern Israel: Ihr seid ein halsstarriges Volk! Wenn ich nur einen Augenblick in deiner Mitte hinaufzöge, müßte ich dich vertilgen. Die Nähe Gottes würde das sündige Volk vernichten. Deshalb stellt Mose die Hütte Gottes außerhalb des Lagers auf und geht nur mit Josua zusammen zur Hütte. Das Volk steht auf, während Mose zur Stiftshütte geht.
Mose äußert nun die naive Bitte, Gott sehen zu können. Gott antwortet mit einem Hinweis auf seine unbedingte Souveränität: „… und wem ich gnädig bin, dem bin ich gnädig, und wessen ich mich erbarme, dessen erbarme ich mich; …“ Und er stellt klar fest: „… aber mein Angesicht (sprach er) kannst du nicht sehen, denn kein Mensch wird leben, der mich sieht!“
Diese Aussage finden wir später bei Paulus wieder (1. Timotheus 6, 13-16): Ich gebiete dir vor Gott, der alles lebendig macht, und vor Christus Jesus, der vor Pontius Pilatus das gute Bekenntnis bezeugt hat, daß du das Gebot unbefleckt und untadelig bewahrest bis zur Erscheinung unsres Herrn Jesus Christus, welche zu seiner Zeit zeigen wird der selige und allein Gewaltige, der König der Könige und der Herr der Herrschenden, der allein Unsterblichkeit hat, der in einem unzugänglichen Lichte wohnt, welchen kein Mensch gesehen hat noch sehen kann; Ihm sei Ehre und ewige Macht! Amen.
Weitere Aussagen dieser Art finden wir im hohen Lied über die Liebe (1. Korinther 13). Dort schreibt Paulus: (Verse 8-13) Die Liebe hört nimmer auf, wo doch die Prophezeiungen ein Ende haben werden, das Zungenreden aufhören wird und die Erkenntnis aufgehoben werden soll. Denn wir erkennen stückweise und wir weissagen stückweise; wenn aber einmal das Vollkommene da ist, dann wird das Stückwerk abgetan. Als ich ein Kind war, redete ich wie ein Kind, dachte wie ein Kind und urteilte wie ein Kind; als ich aber ein Mann wurde, tat ich ab, was kindisch war. Wir sehen jetzt durch einen Spiegel wie im Rätsel, dann aber von Angesicht zu Angesicht; jetzt erkenne ich stückweise, dann aber werde ich erkennen, gleichwie ich erkannt bin. Nun aber bleibt Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; die größte aber von diesen ist die Liebe.
Hier wird ebenfalls deutlich, dass wir Gott nicht direkt sehen können, sondern nur wie durch einen Spiegel (Jesus Christus). Die Unsterblichkeit liegt allein bei Gott, bei niemandem sonst und bei keinem anderen Wesen. Er kann lebendig machen, Leben schenken. Aber die Unsterblichkeit liegt allein bei ihm. Das Licht Gottes ist so intensiv, dass es Menschen nicht ertragen können. Dies korrespondiert mit dem, was über die Erkenntnis gesagt wird. Unsere Erkenntnis sieht Paulus als «Stückwerk». Dies bedarf keines Kommentares, dies entspricht unserer schmerzlichen Erfahrung jeden Tag. Aber er sagt auch: … dann aber werde ich erkennen, gleichwie ich erkannt bin. das Stückwerk wird aufhören, wenn wir Gott von «Angesicht zu Angesicht» werden sehen können, dies verbindet er mit der Wiederkunft des Herrn Jesus Christus, die «zeigen wird der selige und allein Gewaltige» (Gott, der Vater). Diese beiden Texte zeigen Merkmale der Sonderstellung Gottes, die eine klare Abgrenzung zu allen sonstigen Wesen bilden und auch eine Absage darstellen an jede Form von Nebengöttern, Götterhimmel und was Menschen sich sonst noch ausdenken mögen:


Jede dieser Aussagen ist eines eigenständigen Kommentars wert. Im Blick auf die Sonderstellung Gottes mag dies aber genügen.
Im Nachruf auf Mose, 5.Mose 34, 10-12, wird noch einmal unterstrichen, dass Gott Mose von Angesicht zu Angesicht kannte: Es stand aber in Israel kein Prophet mehr auf wie Mose, welchen der HERR kannte von Angesicht zu Angesicht, in allen Zeichen und Wundern, zu welchen der HERR ihn beauftragt hatte, sie in Ägyptenland an dem Pharao und an allen seinen Knechten und an seinem ganzen Lande zu tun; und in allen gewaltigen Handlungen und großen, bewunderungswürdigen Taten, welche Mose vor den Augen von ganz Israel verrichtete.. Deshalb soll im folgenden noch einmal dargestellt werden, wie die alttestamentlichen Geschichten der direkten Begegnung mit Gott zu verstehen sind.





Zum einen heißt es: Gott spricht mit Mose von Angesicht zu Angesicht
dann aber sagt Gott: … denn kein Mensch wird leben, der mich sieht
Ein Widerspruch?

1. Mose 18, 1-8 und Richter 13, 2-23


Vordergründig erscheinen die verschiedenen Berichte widersprüchlich. Da sind die ganz offensichtlichen Begegnungen von Menschen mit Gott. Im Paradies, bei Abraham, bei Mose lesen wir explizit, dass sie von Gott angesprochen wurden und an einigen Stellen sogar, dass sie ihm begegnet sind.

Und der HERR erschien ihm bei den Eichen Mamres, da er an der Tür seiner Hütte saß, als der Tag am heißesten war. Als er nämlich seine Augen aufhob und sich umsah, siehe, da standen drei Männer ihm gegenüber. Und als er sie sah, eilte er ihnen entgegen von der Türe seiner Hütte, bückte sich zur Erde nieder und sprach: Mein Herr, habe ich Gnade vor deinen Augen gefunden, so gehe doch nicht an deinem Knechte vorüber! Man soll ein wenig Wasser bringen, daß ihr eure Füße waschet; und lagert euch unter dem Baum, so will ich einen Bissen Brot bringen, daß ihr euer Herz stärket; darnach mögt ihr weiterziehen, denn darum seid ihr bei eurem Knechte vorbeigekommen. Sie sprachen: Tue also, wie du gesagt hast! Und Abraham eilte in die Hütte zu Sarah und sprach: Nimm eilends drei Maß Semmelmehl, knete sie und backe Kuchen! Er aber eilte zu den Rindern und holte ein zartes und gutes Kalb und gab es dem Knaben, der eilte und rüstete es zu. Und er trug Butter und Milch auf und von dem Kalbe, das er gerüstet hatte, und setzte es ihnen vor. Und er stand bei ihnen unter dem Baum; und sie aßen.

Zunächst das Beispiel, in dem es so scheint, als wenn Gott selber mit zwei Begleitern zu den Eichen Mamres kommt und dort mit Abraham isst. Er scheint auch viel Zeit mitgebracht zu haben, denn er wartet geduldig ab, bis während Abraham Kuchen backen lässt und ein Kalb schlachten lässt. Ein Schlüssel zu dieser geschichte ist schon, dass der HERR Abraham an den Eichen Mamres erschien und dann waren es mit einem Mal drei Männer. Eine andere Geschichte kann vielleicht zur Lösung dieses Rätsels beitragen:

Es war aber ein Mann von Zorea, vom Geschlecht der Daniter, namens Manoach; und sein Weib war unfruchtbar und gebar nicht. Und der Engel des HERRN erschien dem Weibe und sprach zu ihr: Siehe doch! Du bist unfruchtbar und gebierst nicht; aber du wirst empfangen und einen Sohn gebären! Und nun hüte dich doch, daß du keinen Wein noch starkes Getränk trinkest und nichts Unreines essest. Denn siehe, du wirst empfangen und einen Sohn gebären; dem soll kein Schermesser auf das Haupt kommen; denn der Knabe wird ein Nasiräer Gottes sein von Mutterleibe an, und er wird anfangen, Israel aus der Philister Hand zu erretten. Da kam das Weib und sagte es ihrem Mann und sprach: Es kam ein Mann Gottes zu mir, und seine Gestalt war wie die Gestalt eines Engels Gottes, sehr schrecklich, so daß ich ihn nicht fragte, woher er komme, und er sagte mir nicht, wie er heiße. Aber er sprach zu mir: Siehe, du wirst empfangen und einen Sohn gebären; so trink nun weder Wein noch starkes Getränk und iß nichts Unreines; denn der Knabe soll ein Nasiräer Gottes sein von Mutterleibe an bis zum Tage seines Todes. Da bat Manoach den HERRN und sprach: Ach, mein HERR! laß doch den Mann Gottes, den du gesandt hast, wieder zu uns kommen, damit er uns lehre, was wir mit dem Knaben tun müssen, der geboren werden soll! Und Gott erhörte die Stimme Manoachs, und der Engel Gottes kam wieder zum Weibe; sie saß aber auf dem Felde, und ihr Mann Manoach war nicht bei ihr. Da lief das Weib eilends und sagte es ihrem Manne an und sprach zu ihm: Siehe, der Mann ist mir erschienen, welcher an jenem Tage zu mir kam! Manoach machte sich auf und ging seinem Weibe nach und kam zu dem Mann und sprach zu ihm: Bist du der Mann, der mit dem Weibe geredet hat? Er sprach: Ja, ich bin's! Und Manoach sprach: Wenn nun dein Wort eintrifft, was soll die Ordnung für den Knaben und welches sein Werk sein? Der Engel des HERRN sprach zu Manoach: Von allem, was ich dem Weibe gesagt habe, soll sie sich enthalten; sie soll nichts essen, was vom Weinstock kommt, und soll weder Wein noch starkes Getränk trinken und nichts Unreines essen; und alles, was ich ihr geboten habe, soll sie halten. Manoach sprach zum Engel des HERRN: Laß dich doch von uns aufhalten, so wollen wir dir ein Ziegenböcklein zurichten! Aber der Engel des HERRN antwortete Manoach: Wenn du mich gleich hier behieltest, so würde ich doch nicht von deinem Brot essen. Willst du aber ein Brandopfer darbringen, so sollst du es dem HERRN opfern. Manoach wußte nämlich nicht, daß es der Engel des HERRN war. Und Manoach sprach zum Engel des HERRN: Wie heißest du? Denn wenn dein Wort eintrifft, so wollen wir dich ehren! Aber der Engel des HERRN sprach zu ihm: Warum fragst du nach meinem Namen? Er ist ja wunderbar! Da nahm Manoach das Ziegenböcklein und das Speisopfer und opferte es dem HERRN auf dem Felsen, und er tat ein Wunder; Manoach aber und sein Weib sahen zu. Denn als die Flamme vom Altar gen Himmel stieg, fuhr der Engel des HERRN in der Flamme des Altars hinauf. Als Manoach und sein Weib solches sahen, fielen sie auf ihr Angesicht zur Erde. Und der Engel des HERRN erschien Manoach und seinem Weibe nicht mehr. Da erkannte Manoach, daß es der Engel des HERRN war. Und Manoach sprach zu seinem Weibe: Wir müssen sicherlich sterben, weil wir Gott gesehen haben! Aber sein Weib antwortete ihm: Wenn der HERR Lust hätte, uns zu töten, so hätte er das Brandopfer und das Speisopfer nicht von unsern Händen angenommen; er hätte uns auch weder solches alles gezeigt, noch uns jetzt solches hören lassen!

In dieser Geschichte, die der Geburt des Richters Simson vorausgeht, erscheint ein Engel einer Frau, kündigt ihr eine Schwangerschaft an und gibt ihr Verhaltensregeln. Der Engel wird zunächst für einen Mann Gottes gehalten. Manoach wollte gern selbst das Wort dieses vermeintlichen Mannes Gottes hören und betet deshalb zu Gott, dass dieser mann noch einmal erscheine. In dieser geschichte ist von Anfang an klar, dass es sich um einen Engel handelt. Er tritt aber so natürlich auf, dass er als Mensch wahrgenommen wird, als Mann Gottes. Auch bei seinem zweiten Erscheinen vor Manoach bleibt es so. Manoach fragt ihn sogar nach seinem Namen und möchte ihm zu essen geben. Der vermeintliche Mann Gottes nennt seinen Namen «Wunderbar». Dies erinnert an Jesaja 9, 5: Denn uns ist ein Kind geboren, ein Sohn ist uns gegeben; und die Herrschaft kommt auf seine Schulter; und man nennt ihn: Wunderbar, Rat, starker Gott, Ewigvater, Friedefürst. Manche übersetzen hier auch «rätselhaft» statt «wunderbar». Warum sagt der Engel dies? Doch wohl deshalb, weil er hier der Bote Gottes war und sein Name nichts zur Sache tut. Die Frage des Manoach zielte damit, ohne dass er es wusste, auf den Namen Gottes. Diese Antwort hat der Engel ihm verweigert. Er hat aber am Schluss in einem Zeichen deutlich gemacht, dass er von Gott ausgegangen ist, indem er in der Flamme des Opfers wieder zu Gott zurückkehrte. Interessant unter der Fragestellung nach dem Widerspruch ist allerdings die abschließende angsterfüllte Feststellung des Manoach: „Wir müssen sicherlich sterben, weil wir Gott gesehen haben!“. Er konnte zwischen dem Engel und Gott nicht unterscheiden. Die Engel sind so vollkommene Boten, dass sie völlig hinter dem von ihnen vermittelten Wort Gottes zurücktreten und der Mensch sie wie ein Spiegelbild Gottes wahrnimmt.
Dieses beantwortet für mich die Frage: Was im Paradies geschah, als der Mensch noch ohne Sünde war, lassen wir hier einmal außen vor, darüber mag man dieser oder jener Meinung sein. Aber die Erscheinungen Gottes außerhalb des Paradieses sind alle durch Engel vermittelt, egal, wie es im Text dargestellt wird. Der Mensch aber nimmt sie als Erscheinungen Gottes wahr. Als der Engel Gabriel der Maria erscheint und die Geburt Jesu ankündigt, spricht Gott zu Maria, denn der Engel spricht genau das, was Gott ihm aufgetragen hat. Damit ist aber auch jeder Engelskult als dämonisch abzulehnen, denn erstens weisen die Engel, denen Menschen Verehrung bringen wollen, dies entschieden von sich. Auch der Engel, der Manoach erscheint, tut dies, denn er sagt seinen Namen nicht, als Manoach ihm anbietet: „Denn wenn dein Wort eintrifft, so wollen wir dich ehren!“ Damit verhindert er jeden Kult um diese Engelserscheinung. Gott allein gebührt die Ehre.
Wenn wir es aber bei Mose und Abraham immer mit Engeln zu tun haben, durch die der HERR spricht, dann ist der Widerspruch, der sich hier scheinbar auftut, aufgelöst. Ein weiterer Aspekt soll noch beleuchtet werden, die «Macht» des Satans. Besitzt er Macht? Und wieweit schränkt das die Dominanz Gottes ein?





Die sehr eingeschränkte Macht des Satans - Sollte Gott gesagt haben, …
1.Mose 3,1-5

Aber die Schlange war listiger als alle Tiere des Feldes, die Gott der HERR gemacht hatte; und sie sprach zum Weibe: Hat Gott wirklich gesagt, ihr dürft nicht essen von jedem Baum im Garten? Da sprach das Weib zur Schlange: Wir essen von der Frucht der Bäume im Garten; aber von der Frucht des Baumes mitten im Garten hat Gott gesagt: Esset nicht davon und rührt sie auch nicht an, damit ihr nicht sterbet! Da sprach die Schlange zum Weibe: Ihr werdet sicherlich nicht sterben! Sondern Gott weiß: welchen Tages ihr davon esset, werden eure Augen aufgetan und ihr werdet sein wie Gott und wissen, was gut und böse ist.

Hiob 1,6-12

Es begab sich aber eines Tages, da die Söhne Gottes vor den HERRN zu treten pflegten, daß auch der Satan unter ihnen kam. Da sprach der HERR zum Satan: Wo kommst du her? Satan antwortete dem HERRN und sprach: Ich habe das Land durchstreift und bin darin umhergegangen. Da sprach der HERR zum Satan: Hast du meinen Knecht Hiob beachtet? Denn seinesgleichen ist nicht auf Erden, ein so ganzer und gerader Mann, der Gott fürchtet und vom Bösen weicht. Satan antwortete dem HERRN und sprach: Ist Hiob umsonst gottesfürchtig? Hast du nicht ihn und sein Haus und alles, was er hat, ringsum eingehegt? Das Werk seiner Hände hast du gesegnet und seine Herden breiten sich im Lande aus. Aber strecke deine Hand aus und taste alles an, was er hat; laß sehen, ob er dir dann nicht ins Angesicht den Abschied geben wird! Da sprach der HERR zum Satan: Siehe, alles, was er hat, sei in deiner Hand; nur nach ihm selbst strecke deine Hand nicht aus! Also ging der Satan aus von dem Angesicht des HERRN.

Matthäus 4,1-11

Darauf ward Jesus vom Geist in die Wüste geführt, auf daß er vom Teufel versucht würde. Und als er vierzig Tage und vierzig Nächte gefastet hatte, hungerte ihn hernach. Und der Versucher trat zu ihm und sprach: Bist du Gottes Sohn, so sprich, daß diese Steine Brot werden! Er aber antwortete und sprach: Es steht geschrieben: «Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von einem jeden Wort, das durch den Mund Gottes ausgeht.» Darauf nimmt ihn der Teufel mit sich in die heilige Stadt und stellt ihn auf die Zinne des Tempels und spricht zu ihm: Bist du Gottes Sohn, so wirf dich hinab; denn es steht geschrieben: «Er wird seinen Engeln deinethalben Befehl geben, und sie werden dich auf den Händen tragen, damit du deinen Fuß nicht etwa an einen Stein stoßest.» Da sprach Jesus zu ihm: Wiederum steht geschrieben: «Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht versuchen.» Wiederum nimmt ihn der Teufel mit auf einen sehr hohen Berg und zeigt ihm alle Reiche der Welt und ihre Herrlichkeit und spricht zu ihm: Dieses alles will ich dir geben, wenn du niederfällst und mich anbetest. Da spricht Jesus zu ihm: Hebe dich weg von mir, Satan! Denn es steht geschrieben: «Du sollst den Herrn, deinen Gott, anbeten und ihm allein dienen!» Da verließ ihn der Teufel; und siehe, Engel traten hinzu und dienten ihm.


Diese Texte wurden nur eingefügt, weil sie aus völlig verschiedenen Anlässen die immer gleiche Strategie des Satans zeigen.
1. Satan stellt Gott in Frage: Die Ansprache des Satans an Eva erfolgt mit den Worten: Hat Gott wirklich gesagt, ihr dürft nicht essen von jedem Baum im Garten?
Seine Antwort an Gott in Bezug auf Hiob lautet: Ist Hiob umsonst gottesfürchtig?
2. Satan macht Angebote, er verführt zu Handlungen: Jesus gegenüber wagt er eigenständige Gedanken: Bist du Gottes Sohn, so … sagt er zweimal, im letzten Anlauf versucht er es mit einem Angebot: Dieses alles will ich dir geben, wenn …
Insgesamt kann man sagen, dass der Satan nicht aus sich heraus handeln kann, ein eigenständiges Schöpfungswort ist ihm versagt. Er kann nur verwirren und verführen. Wenn er handeln will, wie bei Hiob, dann muss er vorher Gott fragen und kann auch nur in dem Rahmen handeln, den Gott ihm steckt. Auch aus dieser Sicht betrachtet, wird die Einmaligkeit Gottes und die Unbestrittenheit seines Herrschaftsanspruchs deutlich.